Eine deutsche Hürdensprinterin und eine 200-Meter-Läuferin aus den Niederlanden haben am Freitag bei der Leichtathletik-WM in Peking die ansonsten von Amerikanerinnen und Jamaikanerinnen dominierte Sprintwelt auf den Kopf gestellt. Die Bilder des völligen Erstaunens ähnelten sich sehr. Cindy Roleder schlug fassungslos die Hände vors Gesicht. Eine halbe Stunde vorher hatte Dafne Schippers genauso ungläubig auf die Anzeigetafel gestarrt. Roleder gewann in der persönlichen Bestzeit von 12,59 Sekunden die Silbermedaille über 100 Meter Hürden.
Olympiasieger Robert Harting hat in der Heimat mitgezittert und Nadine Müller unmittelbar nach dem WM-Bronzegewinn beglückwünscht. «Super Ergebnis!», twitterte der dreimalige Weltmeister aus Berlin nach Peking. «Harte Arbeit und ein toller Wettkampf liegt hinter euch. Genießt den Abend.» Vier Jahre nach WM-Platz zwei in Daegu kam die 29-Jährige am Dienstag mit 65,53 Metern auf den dritten Platz.
«Ich bin sehr, sehr glücklich, zurück in der Weltspitze zu sein», freute sich die Leipzigerin, die 2012 auch EM-Silber holte.
Die deutschen Stabhochspringer erlebten im Pekinger «Vogelnest»-Stadion einen Höhenflug von Raphael Holzdeppe und einen Absturz von Silke Spiegelburg. «Ich bin überwältigt, Silber ist großartig», freute sich der Weltmeister von 2013 aus Zweibrücken. Denn: Nicht weniger überraschend als sein WM-Triumph von vor zwei Jahren war sein Silber-Coup. Besser als der 25-Jährige war nur Shawnacy Barber. Der 21-jährige Kanadier übersprang wie Holzdeppe 5,90 Meter, benötigte dafür aber zwei Versuche weniger.
Lord Sebastian Coe will der große Reformer der Weltleichtathletik werden. «Ich habe die Verantwortung, die Leichtathletik stärker zu machen», sagte der 58-jährige frühere Weltrekordläufer nach seinem deutlichen Sieg im Wahlduell mit Sergej Bubka um das Präsidentenamt der IAAF. Beim Kongress des Leichtathletik-Weltverbandes in Peking stimmten 115 Delegierte für Coe, nur 92 votierten für den Ukrainer Bubka.
Die Turn-Weltmeisterschaften 2019 finden in Stuttgart statt. Das hat das zuständige Gremium des internationalen Turnerbundes FIG bei seiner Sitzung in Melbourne entschieden, wie die Stadt Stuttgart und der Schwäbische Turnerbund bekanntgaben. Die baden-württembergische Landeshauptstadt ist damit zum dritten Mal nach 1989 und 2007 Ausrichter der WM. Stuttgart setzte sich mit seiner Präsentation gegen Rotterdam durch. (DPA)
Das Comeback von Hürdensprinterin Carolin Dietrich nach mehr als eineinhalb Jahren Verletzungspause war einer der Höhepunkte bei den baden-württembergischen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften. Die 29-Jährige von der MTG Mannheim, die unter ihrem Mädchennamen Nytra zur europäischen Spitze gehört hatte, holte am Sonntag im Glaspalast in Sindelfingen auf Anhieb den Titel über 60 Meter Hürden.
Die deutschen Leichtathleten haben bei der EM in Zürich ein historisches Debakel erlebt. Doppel-Gold durch Kugelstoßerin Christina Schwanitz und Hindernisläuferin Antje Möldner-Schmidt sowie Silber durch die Sprintstaffel der Männer schönten die Bilanz am Schlusstag noch etwas. Doch am Ende schnitt das 92-köpfige Team mit insgesamt acht Medaillen (4/1/3) in 47 Entscheidungen sogar noch schlechter ab als beim Tiefpunkt vor acht Jahren in Göteborg:
Mit langen Gesichtern verließen Betty Heidler und Kathrin Klaas das Letzigrund-Stadion. Die Hammerwurf-Weltrekordlerin und ihre Frankfurter Clubkollegin gingen nach einem ganz bitteren EM-Abend leer aus. Heidler enttäuschte als Fünfte mit 72,39 Metern. Die deutsche Meisterin Klaas lag bis zum letzten Durchgang auf dem Bronze-Rang und musste dann mit ansehen, wie ihr die Polin Joanna Fiodorow das erste internationale Edelmetall ihrer Karriere entriss.
Speerwerferin Linda Stahl hat den deutschen Leichtathleten die vierte Medaille bei den Europameisterschaften beschert - das erhoffte Gold wie vor vier Jahren in Barcelona aber verpasst. Die 28-jährige Ärztin führte in Zürich bis zum fünften Durchgang mit 63,91 Metern. Dann aber zogen Weltrekordlerin Barbora Spotakova aus Tschechien mit 64,41 und die Serbin Tatjana Jelaca mit 64,21 an der Leverkusenerin vorbei. So blieb Stahl wie bei der EM 2012 nur Bronze.
Robert Harting bleibt der unbezwingbare Diskus-Riese. Mit 66,07 Metern verteidigte der Berliner bei der Leichtathletik-EM in Zürich seinen Titel. Dabei verzichtete er auf das Zerreißen seines Nationaltrikots, zog es stattdessen liebevoll aus und legte sich damit auf die Laufbahn. Es ist bereits der fünfte Triumph in Serie für ihn bei großen Titelkämpfen nach den WM-Siegen 2011 und 2013 sowie dem EM-Erfolg und dem Olympiasieg 2012 - einzigartig im Diskuswurf.
Gelassen ging der 124 Kilo schwere Kugelstoßer zur Bande im Züricher Letzigrund-Stadion und schnappte sich eine schwarz-rot-goldene Fahne. David Storl hat wieder einmal die Last des Topfavoriten abgeschüttelt und bei der Leichtathletik-EM seinen Titel verteidigt. Die ersehnte erste 22-Meter-Weite seiner glanzvollen Karriere verpasste der Chemnitzer jedoch zu seinem Ärger. Und so fiel der erste Jubel nur verhalten aus.
Christina Obergföll sank auf den Rasen, verbarg ihr Gesicht in den Händen und die Tränen standen ihr in den Augen. Endlich Weltmeisterin! Die Speerwerferin hat sich in Moskau ihren langjährigen Traum erfüllt. Nach fünfmal Silber bei internationalen Titelkämpfen ist sie auf dem obersten Treppchen angekommen und ihren Ruf als «Ewige Zweite» los. Am Ende lag die 31 Jahre alte Offenburgerin ihrem Lebensgefährten und Trainer Boris Henry in den Armen und rannte freudestrahlend mit der schwarz-rot-goldenen Fahne auf die Ehrenrunde im Luschniki-Stadion.
Mit schwarz-rot-goldenem Zylinder und in der Pose eines Herkules posierte Deutschlands Kugelstoß-Koloss David Storl nach dem unglaublichen Kraftakt von Moskau. Zum zweiten Mal nach 2011 triumphierte er bei der Leichtathletik-WM in Moskau mit 21,73 Meter. Damit übertraf er die Weite des US-Amerikaners Ryan Whiting im Finale um 16 Zentimeter. Dritter wurde der Kanadier Dylan Armstrong mit 21,34 Meter. «Es ist eine riesige Erleichterung. Ich bin stolz auf mich selbst», freute sich Storl über seine WM-Meisterleistung.
Alle Kameras und Augen im Luschniki-Stadion waren auf Robert Harting gerichtet, da setzte der Diskus-Hüne sein breitestes Grinsen auf, tänzelte vor den Fotografen, griff an sein Trikot - und zerriss es mit einem Freudenbrüller. Mit seiner bekannten Jubel-Geste feierte der 28 Jahre alte Berliner am Dienstagabend in Moskau sein drittes WM-Gold in Serie. Ein Jahr nach seinem Olympia-Triumph von London verteidigte Harting seine Vormachtstellung im Wurfring mit Rückenschmerzen und guten Nerven.
Raphael Holzdeppe ist als erster Deutscher Stabhochsprung-Weltmeister, Christina Schwanitz holte sich mit dem letzten Versuch noch Kugelstoß-Silber: Die deutschen Leichtathleten haben am Montag bei der WM in Moskau für einen hochemotionalen Abend gesorgt. Holzdeppe und Stabkollege Björn Otto liefen mit der schwarz-rot-goldenen Fahne durch das Luschniki-Stadion, denn der 35 Jahre alte Otto rundete mit seiner Bronzemedaille das herausragende Ergebnis ab.
Auf einer künstlichen Rakete und im Schneckentempo kam Usain Bolt ins Londoner Olympiastadion - als pfeilschneller Sieger verließ es der Sprint-Superstar wieder. Der Superstar aus Jamaika gewann beim Diamond League-Meeting der Leichtathleten die 100 Meter sicher in 9,85 Sekunden. Er war damit so schnell wie noch nie in diesem Jahr und legte damit eine gelungene Generalprobe für die Weltmeisterschaften in zwei Wochen in Moskau hin.
Die Leichtathletik steht nach dem Doping-Skandal um die Topsprinter Tyson Gay und Asafa Powell weltweit am Pranger. Der Ruf der olympischen «Königs-Sportart» leidet aber schon seit geraumer Zeit. Olympiasieger, Weltmeister und Europameister werden seit Jahren in Serie aus dem Verkehr gezogen. «Viele werden den Athleten nicht mehr trauen. Das ist der größte Schaden, den man einem Sport zufügen kann», sagte das deutsche IAAF-Councilmitglied Helmut Digel im ARD-«Morgenmagazin».
Diskuswerfer Martin Wierig hat in Ostrau für eine große Überraschung gesorgt und die komplette Weltelite inklusive Robert Harting besiegt. Der 26-Jährige gewann mit 67,46 Metern vor dem Olympiasieger und Weltmeister aus Berlin (67,10), der sich im letzten Versuch noch vom fünften auf den zweiten Platz eines hochspannenden Wettkampfs verbesserte.