Diskus-Riese Harting triumphiert auch bei EM

Nach seinem letzten Versuch küsst Robert Harting als Europameister den Ring. Foto: Bernd Thissen
Nach seinem letzten Versuch küsst Robert Harting als Europameister den Ring. Foto: Bernd Thissen

Robert Harting bleibt der unbezwingbare Diskus-Riese. Mit 66,07 Metern verteidigte der Berliner bei der Leichtathletik-EM in Zürich seinen Titel. Dabei verzichtete er auf das Zerreißen seines Nationaltrikots, zog es stattdessen liebevoll aus und legte sich damit auf die Laufbahn. Es ist bereits der fünfte Triumph in Serie für ihn bei großen Titelkämpfen nach den WM-Siegen 2011 und 2013 sowie dem EM-Erfolg und dem Olympiasieg 2012 - einzigartig im Diskuswurf.

«Ich habe schon schönere Abende erlebt. Es war schwierig. Ich bin deshalb glücklich, dass es so ausgegangen ist», sagte Harting in einem ZDF-Interview über den Arbeitssieg.

 

EM-Silber sicherte sich der Este Gerd Kanter mit 64,75 Metern vor Robert Urbanek aus Polen (63,81). Der WM-Vierte Martin Wierig aus Magdeburg erreichte unerwartet mit 60,82 Metern nur den elften und vorletzten Platz. Besser schlug sich der Wattenscheider Daniel Jasinski, der bei seinem EM-Debüt mit 62,04 Metern Siebter wurde.

 

«Es gibt Athleten, die sind so außergewöhnlich, dazu kann man nichts mehr sagen», sagte Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), über den erfolgreichsten DLV-Athleten der vergangenen Jahre. Erleichtert zeigte sich auch Hartings neuer Trainer Torsten Schmidt: «Es war schwierig zu werfen, Robert kam nicht hundertprozentig zurecht», sagte er.

 

«Ohne Socken wird es morgen besser! Eieiei - sockenfrei!», twitterte Harting am Tag vor dem Finale im Letzigrund-Stadion vergnügt und verzichtete auf das Tragen von Strümpfen im EM-Endkampf. In der Qualifikation war er mit neuen Sportschuhen in den Ring gegangen und hatte mehr oder weniger ernsthaft über mangelnde Standfestigkeit im Diskus-Ring geklagt. Dabei hatte Harting mit 67,01 Metern im ersten Versuch weiter als alle seine Rivalen geworfen, obwohl er vor der EM enorm unter Stress stand.

 

Die Prüfungen für seinen Bachelor in Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation forderten ihn ebenso sowie das Engagement für eine Deutsche Sportlotterie. Dabei musste er wenige Stunden vor dem EM-Finale noch eine kleine Niederlage wegstecken: In Zürich erhielt er die Nachricht, dass der für Ende September vorgesehene Start der Sportlotterie zugunsten einer besseren sozialen Absicherung von Spitzensportlern verschoben werden muss. Grund für die Verzögerung ist die noch nicht vorliegende Werbeerlaubnis.

 

Doch Harting ließ sich dadurch ebenso wenig vom Erfolgskonzept abbringen, wie durch kühle Witterung mit nur 13 Grad Celsius, Windböen und einer Zeitverzögerung durch eine Sturmwarnung um gut eine Stunde. Allerdings lief es nicht so locker wie in der Ausscheidung: Nach nur 63,94 Metern hämmerte Harting die Scheibe ins Netz des Diskus-Käfigs, bevor er mit 66,07 Metern endlich den goldenen Dreh raushatte.

 

Im Medaillenkampf verfehlte er jedoch sein zweites Vorhaben: den EM-Rekord von Piotr Malachowski von 68,87 Metern zu überbieten. Mit dieser Weite hatte der Pole den Deutschen bei der EM 2010 in Barcelona geschlagen. Es war die letzte Niederlage für Hartung bei EM, WM und Olympia seit vier Jahren. In dieser Saison jedoch bezwang Malachowski ihn beim Werfertag in Halle/Saale mit der Weltjahresbestweite von 69,28 Metern. Seitdem blieb der Deutsche in acht Wettkämpfen ungeschlagen - inklusive des EM-Sieges. (DPA)

 

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