Holzdeppe im Silber-Glück - Spiegelburg wütend

Raphael Holzdeppe konnte in Peking seinen Titel nicht verteidigen, holte aber die Silbermedaille. Foto: Rolex Dela Pena
Raphael Holzdeppe konnte in Peking seinen Titel nicht verteidigen, holte aber die Silbermedaille. Foto: Rolex Dela Pena

Die deutschen Stabhochspringer erlebten im Pekinger «Vogelnest»-Stadion einen Höhenflug von Raphael Holzdeppe und einen Absturz von Silke Spiegelburg. «Ich bin überwältigt, Silber ist großartig», freute sich der Weltmeister von 2013 aus Zweibrücken. Denn: Nicht weniger überraschend als sein WM-Triumph von vor zwei Jahren war sein Silber-Coup. Besser als der 25-Jährige war nur Shawnacy Barber. Der 21-jährige Kanadier übersprang wie Holzdeppe 5,90 Meter, benötigte dafür aber zwei Versuche weniger. 

Mit einem ganz langen Gesicht verließ der große Favorit Renaud Lavillenie die Anlage: Für den Olympiasieger und Europameister aus Frankreich blieb nur WM-Bronze. Und die musste er sich mit den Polen Pawel Wojciechowski und Piotr Lisek (alle 5,80) teilen. Tobias Scherbarth (Leverkusen) wurde mit 5,65 Metern Siebter.


Für Holzdeppe war es nach EM- und Olympia-Bronze 2012 sowie seinem WM-Sieg vor zwei Jahren die vierte internationale Medaille seiner Karriere. Nach einem Seuchenjahr 2014, in dem er mit Verletzungs- und Formproblemen zu kämpfen hatte, ist Silber für ihn Gold wert.


Die Leverkusenerin Spiegelburg bleibt dagegen der Pechvogel. Bereits in der Qualifikation schied sie mit einem Salto nullo bei 4,55 Meter aus. Für die 29-jährige deutsche Rekordlerin war das besonders bitter: Zwischen 2009 und 2013 wurde sie viermal Vierte bei den jeweiligen Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen. Verständlich, dass Spiegelburg nach dem dritten Fehlversuch wütend mit dem Fuß stapfte, die Trinkflasche wegpfefferte und schließlich wortlos davoneilte. Die deutsche Meisterin Lisa Ryzih und die ehemalige WM-Zweite Martina Strutz schafften den Final-Einzug.


24 Stunden nach ihrem Landsmann Usain Bolt hat Jamaikas Sprintstar Shelly-Ann Fraser-Pryce ihren Titel über 100 Meter verteidigt und WM-Gold Nummer sechs geholt. Die 28-Jährige triumphierte in 10,76 Sekunden vor der stark aufkommenden Niederländerin Dafne Schippers, die in 10,81 Sekunden ihren Landesrekord noch einmal verbesserte. Als bis dato letzte Europäerin hatte die Französin Christine Arron 2005 in Helsinki eine (bronzene) WM-Medaille über 100 Meter erkämpft.


Derweil hat Kenia einen Dreifach-Erfolg über 3000 Meter Hindernis gefeiert. Zum vierten Mal hintereinander wurde Ezekiel Kemboi in 8:11,28 Minuten Weltmeister. Als Zweiter kam wie bei der WM 2013 in Moskau Conseslus Kipruto ins Ziel; WM-Bronze sicherte sich Brimin Kipruto.


Für die deutsche Meisterin über 3000 Meter Hindernis, Gesa Felicitas Krause, war der Vorlauf keine Hürde. Als einzige deutsche Langstreckenläuferin erreichte sie ein WM-Finale - in 9:24,92 Minuten kam die EM-Dritte als Zweite ihres Vorlaufs ins Ziel. «Nach zwei Kilometern habe ich mir gesagt: Jetzt ist es egal, ich spare keine Kraft, jetzt will ich direkt ins Finale», sagte die Frankfurterin.


Zum zweiten Mal nach Silber 2011 möchte Diskuswerferin Nadine Müller wieder eine WM-Medaille gewinnen. Zusammen mit Julia Fischer und Shanice Craft erreichte sie den Endkampf an diesem Dienstag. Mit 64,39 Metern wurde die Athletin aus Halle/Saale Dritte der Qualifikation. Fischer sagte: «Das ist die erste WM, vor der ich keine Angst habe. Jetzt weiß ich, was ich kann.»


Ein Phänomen ist die Dreispringerin Caterine Ibarguen, die nicht nur ihren Titel mit 14,90 Meter verteidigte. Für die Kolumbianerin war es zugleich der 29. Sieg in Serie - zuletzt verlor sie im Olympia-Finale 2012. Die deutsche Meisterin Kristin Gierisch (Chemnitz) belegte mit 14,25 Meter den achten Platz. (DPA)