Speerwurf-Bronze für Stahl - Stabartisten ohne Medaille

Linda Stahl, Barbora Spotakova und Tatjana Jelaca (v.l.) feiern ihre Medaillen. Foto: Ennio Leanza
Linda Stahl, Barbora Spotakova und Tatjana Jelaca (v.l.) feiern ihre Medaillen. Foto: Ennio Leanza

Speerwerferin Linda Stahl hat den deutschen Leichtathleten die vierte Medaille bei den Europameisterschaften beschert - das erhoffte Gold wie vor vier Jahren in Barcelona aber verpasst. Die 28-jährige Ärztin führte in Zürich bis zum fünften Durchgang mit 63,91 Metern. Dann aber zogen Weltrekordlerin Barbora Spotakova aus Tschechien mit 64,41 und die Serbin Tatjana Jelaca mit 64,21 an der Leverkusenerin vorbei. So blieb Stahl wie bei der EM 2012 nur Bronze.

«Ich habe das Examen geschafft und Bronze geholt. Damit bin ich im Moment sehr, sehr glücklich und zufrieden», analysierte die deutsche Meisterin. An den ersten beiden Wettkampftagen hatten schon Kugelstoßer David Storl und Diskus-Ass Robert Harting Gold für das 92-köpfige deutsche Team gewonnen, Cindy Roleder war Dritte im Hürdensprint. Stahl setzte damit die erfolgreiche Tradition der Speerwerferinnen fort. Die Badenerin Christina Obergföll, die eine Babypause macht, hatte im vergangenen Jahr bei der WM in Moskau triumphiert. Spotakova feierte derweil ein grandioses Comeback, nachdem auch sie Mutter geworden war. Eine der ersten Gratulantinnen im Letzigrund-Stadion war Obergföll.

 

Lisa Ryzih, die Psychologiestudentin vom LAZ Zweibrücken, flog im Stabhochspringen über 4,60 Meter und damit nur auf den undankbaren vierten Platz. Der Titel ging erstmals an die Russin Anshelika Sidorowa mit 4,65 Meter. Dahinten landeten mit jeweils fünf Zentimetern weniger die Griechin Nikolia Kiriakopoulou, Angelina Schuk-Krasnowa (ebenfalls Russland) und Ryzih. Die 25-Jährige, 2010 noch mit Bronze dekoriert, hatte die meisten Fehlversuche und ging deshalb leer aus. Für Carolin Hingst wurde es wieder nichts mit einer internationalen Medaille. Die 33-Jährige von der TG 1847 Nieder-Ingelheim enttäuschte als Zehnte mit nur einem gültigen Versuch über 4,35 Meter.

 

Die erfolgsverwöhnten deutschen Stabartisten hatten am Vormittag einen weiteren herben Dämpfer kassiert. Der deutsche Meister Tobias Scherbarth scheiterte mit einem Salto nullo in der Qualifikation. Der Olympia-Zweite Björn Otto fehlte verletzt, Weltmeister Raphael Holzdeppe hat wegen Formschwäche die Saison beendet, und Malte Mohr sagte wegen technischer Probleme seine EM-Teilnahme ab.

 

Scherbarth war zwar mit der viertbesten europäischen Höhe von 5,73 Meter angereist, kämpfte jedoch mit Anlaufschwierigkeiten und scheiterte an seiner Einstiegshöhe von 5,50. «Im dritten Versuch kam dann Gegenwind dazu, es war viel Hin und Her. Irgendwann war die Luft raus. Dass das bei der EM passiert, ist ärgerlich», meinte der Leverkusener. Bei der Entscheidung am Samstag ist jetzt nur sein Clubkollege Karsten Dilla dabei.

 

15 000 Zuschauer im Letzigrund-Stadion staunten vor allem über Mahiedine Mekhissi-Benabbad: Der Franzose zog als Führender im Finale über 3000-Meter-Hindernis eingangs der Zielgeraden sein Trikot aus wie ein Fußballer beim Torjubel. Mit dem Stoff zwischen den Zähnen gewann er nach 8:25,30 Minuten und freute sich schon über seinen vermeintlich dritten EM-Titel nacheinander. Zunächst hatte er Glück, dass er dafür nur eine Verwarnung kassierte, doch nach einem Protest der Spanier wurde er disqualifiziert.

 

Neuer Europameister wurde sein Landsmann Yoann Kowal (8:26,66 Minuten) vor dem Polen Krystian Zalewski (8:27,11) und dem Spanier Angel Mullera (8:29,16). «Da habe ich nicht viel nachgedacht. Ich konnte meine Emotionen nicht zurückhalten», erklärte Mekhissi-Benabbad bei Eurosport völlig konsterniert. Für den Kieler Steffen Uliczka reichte es nur zu Rang sieben.

Im Speerwurf der Männer setzten sich zwei deutsche Hoffnungsträger in der Ausscheidung durch: Andreas Hofmann (Mannheim) kam mit 79,59 Meter weiter. Thomas Röhler aus Jena, derzeit in Europa mit 86,99 Zweiter und ein Medaillenkandidat, genügten 81,24 Meter im ersten Versuch. Hingegen blieb mit Erik Balnuweit (Leipzig), Matthias Bühler (Offenburg) und Gregor Traber (Tübingen) das komplette deutsche Trio im Halbfinale über 110 Meter Hürden hängen.

 

Dafür nimmt Carolin Schäfer im Siebenkampf Kurs auf eine Medaille. Die 22 Jahre alte Frankfurterin lag nach den vier Disziplinen des ersten Tages mit 3845 Punkten auf einem hervorragenden zweiten Platz. Nur sechs Zähler besser als die Deutsche war die führende Belgierin Nafissatou Thiam. Dritte war Hallenweltmeisterin Nadine Broersen aus den Niederlanden (3841). Lilli Schwarzkopf aus Hannover lag mit 3670 Punkten zunächst auf dem siebten Platz. Schäfers Vereinskollegin Claudia Rath geht als Achte mit 3669 Zählern in den zweiten Wettkampftag.

 

Am Donnerstagmorgen hatte die Russin Elmira Alembekowa die Goldmedaille im Gehen über 20 Kilometer gewonnen. Die 24-Jährige kam in 1:27:56 Stunden als Erste ins Ziel. Silber holte die Ukrainerin Ljudmila Oljanowska in 1:28:07 - eine Sekunde vor der drittplatzierten Tschechin Anezka Drahotova. Deutsche Geherinnen waren in Zürich nicht am Start. (DPA)

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0