Ein halbes Jahr vor der Tarifrunde in der deutschen Metall- und Elektroindustrie zurrt die IG Metall langsam ihre Forderungen fest. Bei einer Gewerkschaftskonferenz mit mehr als 800 Teilnehmern am Dienstag (11.00 Uhr) in Mannheim geht es aber noch nicht um Lohnprozente, sondern um das konfliktträchtige Thema Arbeitszeit. Das halten zwar auch die Arbeitgeber für dringend reformbedürftig, sie zielen dabei aber in eine ganz andere Richtung.
Während die Gewerkschaft laut über mehr selbstbestimmte freie Tage, Entlastungen für Schichtarbeiter und Teilzeit-Optionen mit Lohnausgleich in bestimmten Lebenslagen nachdenkt, will der Arbeitgeberverband Gesamtmetall eine Flexibilisierung der bisherigen Arbeitszeit-Vorschriften erreichen. Regelungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben müssten vor allem in den Betrieben gefunden werden.
Die IG Metall will hingegen in dem neu zu verhandelnden Tarifwerk festschreiben, dass die Arbeitszeit für 3,7 Millionen Beschäftigte in bestimmten Lebensphasen wie Erziehung, Pflege oder Weiterbildung auf beispielsweise 28 Wochenstunden reduziert werden kann. Für einen Lohnausgleich sollen die Arbeitgeber sorgen. Berechnungsgrundlage soll die im Westen tariflich vereinbarte 35-Stunden-Woche sein.
Tatsächlich wird in vielen Betrieben wegen der sehr guten Auftragslage mehr gearbeitet - auch mit Billigung der IG Metall. Im Osten müssen die Metallarbeiter ohnehin immer noch drei Stunden pro Woche länger ran, weil es 2003 in einem abgebrochenen Streik nicht gelungen war, die Regelungen aus dem Westen zu übernehmen.
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hat bereits eine erhöhte Streikbereitschaft seiner Mitglieder zu Arbeitszeit-Themen signalisiert. Per Satzung hat sich die IG Metall zudem das neue Instrument des sogenannten Tagesstreiks gegeben, das in seiner Intensität zwischen den üblichen mehrstündigen Warnstreiks und dem unbefristeten Regelstreik liegt. Sie werden möglicherweise im kommenden Winter erstmals angewendet. Die Forderungen inklusive der Lohnfragen will die IG Metall im Oktober festschreiben. (DPA/LSW)