Regensburg stürzt 1860 München in die Drittklassigkeit

Die Spieler von Jahn Regensburg feiern den Austieg mit ihrn Fans. Foto: Andreas Gebert
Die Spieler von Jahn Regensburg feiern den Austieg mit ihrn Fans. Foto: Andreas Gebert

Die Aufstiegsgesänge der rund 7000 Fans von Jahn Regensburg taten allen beim abgestürzten TSV 1860 München richtig weh. «Nie mehr 3. Liga!», riefen die Jahn-Anhänger mit Inbrunst, während vor ihnen die Regensburger Profis ausgelassen auf dem Rasen der Münchner Arena tanzten.

Der Außenseiter aus der Oberpfalz hat mit einem eindrucksvollen 2:0 (2:0) im Relegations-Rückspiel den Absturz der «Löwen» in die Drittklassigkeit besiegelt.

Das Team von Erfolgstrainer Heiko Herrlich konnte vor 62 200 Zuschauern nach einer starken Vorstellung den Durchmarsch von der vierten in die 2. Liga.

 

«Ich bin unendlich traurig, dass wir in diesem Stadion, vor dieser Kulisse, ein so schlechtes Spiel abgeliefert haben», kommentierte 1860-Kapitän Kai Bülow. Minutenlang saßen die «Löwen»-Profis wie in Schockstarre auf dem Rasen. Der entzauberte Trainer Vitor Pereira blickte ins Leere und deutete später seinen Abschied an. Präsident Peter Cassalette trat noch am späten Abend zurück. Der Verein teilte gleichzeitig den Rückzug von Geschäftsführer Ian Ayre mit.

 

Pereira übernahm die Verantwortung für das sportliche Desaster. Und der Portugiese machte deutlich, dass er für einen Neuaufbau in der 3. Liga bereitstehen dürfte. «Leider hat es nicht gereicht, die Ziele zu erreichen. Bei mir bleibt ein großer Schmerz, dass das Projekt gescheitert ist», sagte er in einer Pressekonferenz, in der er keine Fragen zuließ. Sein ambitioniertes Projekt mit den «Löwen» lautete zum Amtsantritt im Winter: Bundesliga-Aufstieg 2018.

 

Kolja Pusch (30. Minute) und Marc Lais (40.) sorgten nach dem 1:1 im Hinspiel mit ihren Toren für den Jahn-Erfolg. «Das ist ein schönes Gefühl. Diese Freude, dieses Glück», schwärmte Herrlich. «Wir waren eine kleine rote Armee, die gegen die großen Löwen nicht aufgeben wollte», sagte Torhüter Philipp Pentke, ein ehemaliger Sechziger.

 

«Was da in der Schlussphase abging, das war schon ein bisschen crazy», sagte der Jahn-Kapitän. Schiedsrichter Daniel Siebert musste die Begegnung nach 80 Minuten unterbrechen, weil randalierende Fans aus dem 1860-Block Gegenstände auf den Rasen warfen. Polizeikräfte liefen auf.

 

Der bei den Fans beliebte Ex-Profi und Nachwuchstrainer Daniel Bierofka lief vor die Nordkurve und versuchte, die Randalierer zu besänftigen. Nach einer knappen Viertelstunde ging es zwar weiter, aber immer wieder flogen gegen Gegenstände vor das Jahn-Tor. Zehn Polizisten wurden nach einer ersten Bilanz leicht verletzt.

 

Im Gegensatz zum glücklichen Relegationserfolg gegen Holstein Kiel 2015 gelang den Sechzigern diesmal kein Happy End im Rückspiel. Die teure und namhafte Mannschaft agierte fußballerisch ohne Konzept und hielt dem Druck in dem Alles-oder-nichts-Spiel nicht stand. «Jahn Regensburg war die bessere Mannschaft», bestätigte auch Pereira.

 

Nach einem Vierteljahrhundert sind die «Löwen» wieder drittklassig. Das sportliche Debakel stellt die Zukunft des deutschen Meisters von 1966 komplett infrage. Der Verein ist unter dem jordanischen Investor Hasan Ismaik am Tiefpunkt angelangt. Ein totaler Neuaufbau ist nötig. Durch den Abstieg der Profis steigt auch die zweite 1860-Mannschaft aus der Regionalliga in die Bayernliga ab.

 

Die Regensburger spielten groß auf. Beim ersten Tor tunnelte Thommy Gegenspieler Marnon Busch. Die Hereingabe vollendete dann Pusch. Und nach einer Großchance von 1860-Stürmer Christian Gytkjaer zum 1:1, die Jahn-Torwart Pentke vereitelte, schlugen die Gäste im Gegenzug erneut über den linken Flügel zu. Marcel Hofrath flankte - und Lais konnte unbedrängt ins kurze Eck köpfen. (DPA)