Currentzis wird Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters

Der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis. Foto: Christian Charisius/Archiv
Der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis. Foto: Christian Charisius/Archiv

Der international gefeierte Dirigent Teodor Currentzis (45) übernimmt mit Beginn der Spielzeit 2018/19 die Leitung des neuen SWR Symphonieorchesters. Nach der umstrittenen Orchesterfusion beim Südwestrundfunk soll der als «Klassikrebell» bekannte Currentzis dem Klangkörper «ein einmaliges und unverwechselbares künstlerisches Profil» verleihen, teilte der Sender am Mittwoch in Stuttgart mit. Der gebürtige Grieche mit russischem Pass ist seit 2011 Musikdirektor am Opern- und Ballett-Theater in der russischen Stadt Perm.

In der Millionenstadt 1000 Kilometer nordöstlich von Moskau führt er auch das preisgekrönte Orchester MusicAeterna und den gleichnamigen von ihm gegründeten Chor.

 

SWR-Intendant Peter Boudgoust nannte den in Athen geborenen und in St. Petersburg ausgebildeten Musiker eine «herausragende Künstlerpersönlichkeit». Er freue sich auf das Engagement. «Bedeutende Chefdirigenten haben mit unseren Orchestern Musikgeschichte geschrieben», sagte er einer Mitteilung des Senders zufolge.

 

Das Symphonieorchester war im vergangenen Jahr aus einer umstrittenen Fusion des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg sowie des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart hervorgegangenen. Der Sender will so seine Ausgaben senken. Die Stelle des Chefdirigenten war zunächst unbesetzt geblieben.

 

Currentzis hatte beide Orchester in der Vergangenheit dirigiert. 2011 war er zum Ersten Gastdirigenten des Freiburger Orchesters ernannt worden. «Ich bin glücklich und freue mich sehr auf die Arbeit mit dem Orchester», sagte er der SWR-Mitteilung zufolge. «Für mich ist es von besonderer Bedeutung, den Reichtum beider Ensemble-Traditionen aufzugreifen und das neue Orchester aus dem Besten der beiden Klangkörper zu gestalten», meinte er.

 

Zugleich warb er um Geduld und Unterstützung. «Ich werde mich mit Enthusiasmus, Liebe und Hingabe dem Orchester widmen und gemeinsam mit den Musikern die Zukunft gestalten.» Für Wirbel hatte der Dirigent 2012 bei den vom SWR organisierten Donaueschinger Musiktagen gesorgt. Damals hatte Currentzis wegen Arbeitsüberlastung kurzfristig die Eröffnung des Festivals für Neue Musik abgesagt.

 

Geschadet hat es dem Verhältnis zu seinem künftigen Arbeitgeber aber nicht. «Er zählt zu den vielseitigsten und interessantesten Dirigenten seiner Generation, dessen Repertoire mit Werken von der Barockzeit bis zur Avantgarde sämtliche Epochen umfasst», teilte der SWR mit.

In Baden-Württemberg ist der vielfach ausgezeichnete Künstler Anfang kommenden Jahres mit dem SWR Symphonieorchester und Anton Bruckners 9. Symphonie zu erleben. Currentzis hatte im vergangenen Jahr einen der bedeutendsten Kulturpreise in Europa erhalten: den mit 75 000 Euro dotierten Kairos-Preis der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. Die Stiftung lobte seine radikalen spirituellen und kommerzielle Zwänge missachtenden sowie oft genreübergreifenden Deutungen.

 

Als herausragend gelten seine CD-Einspielungen der Mozart-Opern «Le nozze di Figaro», «Don Giovanni» und «Così fan tutte». Die Aufnahme der «Hochzeit des Figaro» wurde 2014 als Operneinspielung des Jahres mit dem Echo Klassik ausgezeichnet. (DPA)