US-Leitzinsen gehen leicht nach oben

Sieht den Leitzins am Ende des Jahres 2017 bei 1,4 Prozent, bei 2,1 Prozent Ende 2018 und bei 2,9 Prozent am Ende des folgenden Jahres: Fed-Chefin Janet Yellen. Foto: Jim Lo Scalzo
Sieht den Leitzins am Ende des Jahres 2017 bei 1,4 Prozent, bei 2,1 Prozent Ende 2018 und bei 2,9 Prozent am Ende des folgenden Jahres: Fed-Chefin Janet Yellen. Foto: Jim Lo Scalzo

Zum zweiten Mal seit der Finanzkrise hat die US-Notenbank Fed ihren Leitzins erhöht. Die Federal Reserve hob den Leitzins erstmals seit einem Jahr leicht um 0,25 Prozentpunkte an. Der Leitzins bewegt sich damit künftig in einem Korridor zwischen 0,5 und 0,75 Prozent, wie die Federal Reserve nach der Sitzung ihres Offenmarkt-Ausschusses am Mittwoch in Washington mitteilte. Die Entscheidung wurde von den derzeit zehn Ausschuss-Mitgliedern einstimmig getroffen.

 

 

Der Erhöhung - der erst zweiten seit 2006 - sollen im kommenden Jahr drei weitere Zinsschritte folgen. Die Märkte hatten nur mit zwei Anhebungen im Jahr 2017 gerechnet. «Wir haben deutliche Fortschritte hin zu unseren Ziel der Maximalbeschäftigung und einer Inflation von zwei Prozent gemacht», sagte Fed-Chefin Janet Yellen

 

Die Fed setzt damit ihren Kurs fort, die Geldpolitik nach der Finanzkrise zu normalisieren. Vorausgegangen waren Jahre des ultralockeren Liquididätsflusses, mit dem Ziel, den stotternden Konjunkturmotor auf Laufen zu halten. Yellen sieht den Leitzins am Ende des Jahres 2017 bei 1,4 Prozent, bei 2,1 Prozent Ende 2018 und bei 2,9 Prozent am Ende des folgenden Jahres.

 

Die Frage, ob der etwas schnellere Normalisierungskurs auch eine Folge des Wahlsieges von Donald Trump sein könnte, beantwortete sie nicht. «Die Zinserhöhung ist eine Reflektion der Tatsache, dass die Wirtschaft deutliche Fortschritte gemacht hat», sagte sie lediglich.

 

Unklar blieb damit auch heute, inwieweit die Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung um den künftigen Präsidenten Trump die künftige Geldpolitik beeinflussen wird. «Ein möglicher, vorübergehender Schub für Wachstum und Inflation könnte zu mehr Zinsschritten im Jahr 2017 führen, als zunächst erwartet», sagte der Chef-Volkswirt der Münchner Rück, Michael Menhart. Die Unsicherheit hinsichtlich Trumps Wirtschaftspolitik überwiege jedoch weiterhin.

 

Zuletzt hatte sich vor allem der US-Arbeitsmarkt als sehr stabil erwiesen. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 4,6 Prozent. Auch die Inflation zieht langsam an, weil die höhere Beschäftigung zu höheren Einkommen führt. Außerdem sind Energie- und Rohstoffpreise wieder leicht im Aufwärtstrend.

 

Ihre Absicht, bereits früher im Jahr 2016 an der Zinsschraube zu drehen, hatte die Fed fallen lassen müssen. Unter anderem sprachen auch weltwirtschaftliche Gründe dagegen. Die US-Zinspolitik hat vor allem in Entwicklungsländern große Auswirkungen, weil dort viele Geschäfte in US-Dollar abgewickelt werden und auch Schulden in der US-Währung auflaufen.

 

In Europa hatte die Europäische Zentralbank erst vorige Woche ihre ohnehin extrem weit geöffneten Geldschleusen noch einmal ein Stück weiter geöffnet und neue Anleihekäufe im Milliardenvolumen angekündigt. Ein Zinserhöhung in der Eurozone liegt damit noch in weiter Ferne. Eine zu große Lücke zwischen europäischem und US-amerikanischem Zinsniveau wäre eine weitere Belastung für die Gemeinschaftswährung Euro.

 

Der Präsident des Münchner ifo-Institutes, Clemens Fuest, bezeichnete die Entscheidung der Federal Reserve als Schritt in die richtige Richtung. Es müssten weitere folgen. «Die Inflationsrate in den USA steigt, und es ist wichtig, dass die Geldpolitik rechtzeitig gegensteuert», sagte Fuest.

 

Klaus Wiener, Chefvolkswirt des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, begrüßte die Anhebung sogar als überfällig. Negative Realzinsen wie in der Finanzkrise seien nicht mehr erforderlich. Mit Blick auf mögliche Inflationsgefahren seien sie sogar gefährlich. (DPA)