Käse- und Butterpreise fallen: Bauernverband protestiert

Der Butterpreis schmilzt dahin. Foto: Martin Gerten/dpa
Der Butterpreis schmilzt dahin. Foto: Martin Gerten/dpa

Essen/Mülheim (dpa) - Die Preise für Käse und Butter fallen in Deutschland auf breiter Front. Nachdem am Wochenende bereits die Discounter Aldi und Norma mehrere Milchprodukte vom Gouda-Käse bis zur irischen Butter günstiger angeboten hatten, kündigten auch zahlreiche Konkurrenten an, dem Beispiel zu folgen. Beim Deutschen Bauernverband stieß die Rotstiftaktion auf scharfe Kritik. Aldi hatte am Wochenende unter anderem den Preis für die 250-Gramm-Packung jungen Gouda um gut 15 Prozent auf 1,09 Euro gesenkt.

Irische Butter verbilligte sich beim Discount-Marktführer ebenso wie bei Norma um gut 8 Prozent auf 1,09 Euro. Norma betonte, das Unternehmen wolle mit der Senkung Preisvorteile an den internationalen Einkaufsmärkten an die Kunden weitergeben.

 

Edeka, Rewe, Lidl, Netto und Penny kündigten am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur an, der Marktentwicklung folgen zu wollen. Das ist nicht ungewöhnlich, denn viele Wettbewerber orientieren sich im Preiseinstiegsbereich an Aldi.

 

Beim Deutschen Bauernverband stieß das Vorgehen der Handelsketten auf scharfe Kritik. «Der Deutsche Bauernverband hat kein Verständnis für erneute Preissenkungen», betonte dessen Sprecher Michael Lohse. Die Milchpreise befänden sich schon auf einem desolat niedrigen Niveau, so dass sie für die Milchbauern existenzgefährdend seien. Erst vor knapp zwei Wochen hatten Landwirte mit einem bundesweiten Aktionstag gegen den Preisverfall bei Lebensmitteln protestiert und an Verbraucher und Supermärkte appelliert, den Trend zu stoppen.

 

Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (DBV) wies die Vorwürfe zurück. DBV-Hauptgeschäftsführer Franz-Martin Rausch betonte: «Die Preisentwicklung bei Käse und Butter spiegelt die derzeitige Marktsituation wider. Es gibt nun einmal aktuell einen Angebotsüberhang, der nicht ohne Auswirkungen auf die Preise bleibt.»

 

Auch unter Landwirten ist die Schuldzuweisung an den Lebensmittelhandel nicht unumstritten. Hans Foldenauer vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter meinte im Gespräch mit dpa, man könne Aldi keinen Vorwurf machen, wenn das Unternehmen die gesunkenen Rohstoffpreise an die Endverbraucher weitergebe. Notwendig seien Maßnahmen, um die Milchproduktion auf EU-Ebene zu senken.

 

Aldi Nord betonte, das Unternehmen sei sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Doch bilde sich der Einkaufspreis von Milch und Käse aufgrund von Angebot und Nachfrage. Der Lebensmitteleinzelhandel könne diese preisbildenden Faktoren nicht beeinflussen. Aldi gebe nur gemäß seiner Preispolitik die dadurch erzielten Einsparungen an die Kunden weiter.

 

Der Marketingexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU glaubt denn auch nicht, dass das Ansehen der Discounter durch die neue Preisaktion leidet. Im Gegenteil: «Die Preissenkungen bei Käse und Butter stärken das Preisimage. Die meisten Verbraucher werden die Rotstiftaktion trotz aller Bauernproteste positiv bewerten.» (DPA)