Siemens streicht oder verlagert 2500 Jobs

Siemens reagiert mit Einschnitten auf die Probleme in seiner Sparte Prozessindustrie und Antriebe. Foto: Roland Weihrauch/Archiv
Siemens reagiert mit Einschnitten auf die Probleme in seiner Sparte Prozessindustrie und Antriebe. Foto: Roland Weihrauch/Archiv

Der Elektrokonzern Siemens streicht oder verlagert wegen der Nachfrageflaute aus der Öl- und Gasbranche rund 2500 Arbeitsplätze, davon rund 2000 in Deutschland. Betroffen von den Einschnitten ist die Sparte Prozessindustrie und Antriebe schwerpunktmäßig in Bayern. Etwa jeweils die Hälfte der Jobs solle wegfallen beziehungsweise verlagert werden, erklärte das Unternehmen in München. Eine zunehmende Wettbewerbsintensität in den Branchen Öl und Gas sowie Metall und Bergbau mache eine Neuordnung der Kapazitäten notwendig, erklärte Siemens.

Arbeitnehmervertreter kritisierten die Pläne und kündigten Widerstand an.

 

Konkret sind am Standort Ruhstorf nahe Passau rund 700 Arbeitsplätze betroffen, in Bad Neustadt/Saale rund 350, in Nürnberg rund 750 und in Erlangen gut 150 Stellen. In Berlin soll es um etwa 20 bis 30 Jobs gehen. Die heute bestehenden Standorte sollten erhalten bleiben und der Arbeitsplatzabbau sozialverträglich umgesetzt werden, erklärte Siemens. Im Kern gehe es darum, Arbeitsinhalte und die Größe der Fertigungsstandorte in Europa zu konzentrieren, um die Wettbewerbsfähigkeit in einem dauerhaft schwierigen Marktumfeld zu verbessern. Dabei werden beispielsweise Produktionslinien gebündelt. So könnte sowohl zu Verlagerungen zwischen den deutschen Standorten, aber auch nach Osteuropa oder Asien kommen.

 

Die IG Metall wies die Pläne umgehend zurück. Von der von Siemens-Chef Joe Kaeser versprochenen Ruhe im Unternehmen sei nichts zu spüren, kritisierte Bayerns IG-Metall-Bezirkschef Jürgen Wechsler. Erneut reagiere Siemens «reflexartig und ideenlos» mit Stellenstreichungen auf Marktveränderungen. Siemens-Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn kündigte an, um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen zu wollen. «Verlagerungen gefährden den Industrie- und Innovationsstandort Deutschland. Hier hat Siemens eine besondere Verantwortung», so Steinborn.

 

Die Sparte baut unter anderem große Elektroantriebe für die Öl-, Gas- und Bergbauindustrie. Seit einiger Zeit lässt die Nachfrage aus der Öl- und Gasindustrie nach, denn die Kunden halten sich angesichts des Ölpreisverfalls mit Bestellungen zurück. Wegen der Probleme wurde im vergangenen Jahr auch der Chef der Sparte ausgetauscht, mittlerweile wird sie von Jürgen Brandes geführt. In Deutschland beschäftigt Siemens in dem Geschäftsfeld mit einem Jahresumsatz von rund neun Milliarden Euro rund 16 000 Mitarbeiter, weltweit sind es rund 46 000 Beschäftigte.

 

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) sprach von einem «schmerzlichen Veränderungsprozess» bei Siemens und sagte den betroffenen Menschen ihre Unterstützung zu. Sie sei mit dem Unternehmen bereits darüber im Gespräch, wie betriebsbedingte Kündigungen vermieden und wo neue Perspektiven für die betroffenen Arbeitnehmer entwickelt werden können.

 

Siemens-Chef Joe Kaeser hatte seit seinem Amtsantritt bereits mehrfach den Rotstift angesetzt. Wegen des Konzernumbaus und der Schwierigkeiten in der Stromerzeugungssparte sowie in anderen schwächelnden Geschäftsfeldern strich er insgesamt rund 13 000 Jobs.

 

Zugleich will Siemens aber auch einstellen: Der Wandel zum digitalen Industrieunternehmen werde vorangetrieben, erklärte das Unternehmen. Angesichts der Ausweitung der Investitionen in Forschung und Entwicklung, Produktivität und für den weltweiten Vertrieb rechne man in den kommenden Jahren mit mindestens 25 000 Neueinstellungen weltweit jährlich, davon rund 3000 in Deutschland. (DPA)