Nach Beben in Taiwan: Rettung wird zum Rennen gegen die Zeit

Die Überlebenschancen für Verschüttete in dem kollabierten Hochhauses in Tainan werden 48 Stunden nach dem Beben immer geringer. Mehr als 100 Menschen werden noch vermisst. Foto: Ritchie B. Tongo
Die Überlebenschancen für Verschüttete in dem kollabierten Hochhauses in Tainan werden 48 Stunden nach dem Beben immer geringer. Mehr als 100 Menschen werden noch vermisst. Foto: Ritchie B. Tongo

Mehr als 48 Stunden nach dem schweren Erdbeben im Süden Taiwans haben Hilfskräfte weitere Überlebende aus den Trümmern geborgen. Doch mehr als 100 Menschen werden weiter vermisst. Zuletzt waren die Rettungsarbeiten zermürbend langsam vorangegangen, doch gab es für die Helfer Momente der Hoffnung: Wie lokale Medien am Montag berichteten, konnten die Bergungs-kräfte mehrere Menschen retten, die bei dem Beben der Stärke 6,4 am Samstagmorgen unter den Trümmern begraben worden waren.

 

Zu den Geretteten gehört ein Mann, der rund 55 Stunden verschüttet gewesen war. Er war zwar schon einen Tag zuvor entdeckt worden, die schweren Trümmerteile, die ihn einklemmten, mussten aber erst mit Hilfe von Kränen vorsichtig angehoben werden.

 

Stunden zuvor hatten die Helfer bereits eine Frau aus den Trümmern gezogen, die ins Krankenhaus gebracht wurde. Ihr Mann, der sich während des Bebens schützend über sie geworfen haben soll, konnte dagegen nur tot geborgen werden. Die Zahl der Todesopfer stieg am Montag auf mindestens 38.

 

In der vom Erdbeben getroffenen Metropole Tainan werden noch immer mehr als 100 Menschen vermisst, nach denen die Hilfskräfte unter Hochdruck suchten. Die meisten Vermissten wurden in den Trümmern des 16-stöckigen Hochhauses vermutet, das bei dem Beben umgestürzt war. Unter dem Schutt seien weitere Überlebende ausgemacht worden, die aber nur schwer zu erreichen seien, sagten Retter.

 

Die Behörden haben den Verdacht, dass Pfusch am Bau die Ursache dafür gewesen sein könnte, dass das Gebäude dem Beben nicht standhielt.

 

In der Zwei-Millionen-Metropole Tainan sind insgesamt rund zehn Gebäude eingestürzt. Mehr als 350 Menschen konnten lebend gerettet werden. Mehr als 500 Menschen wurden bei dem Beben verletzt. Es müssten Vorkehrungen getroffen werden, damit sich ähnliche Zerstörungen nicht wiederholen, sagte Taiwans Präsident Ma Ying-jeou am Sonntag.

 

Das Epizentrum des Erdbebens lag in Meinong nahe der Hafenstadt Kaohsiung. Die Region ist dicht besiedelt. Allein in der südlich von Tainan gelegenen Stadt Kaohsiung leben 2,8 Millionen Menschen. Zeitweise war die Strom- und Wasserversorgung für Hunderttausende unterbrochen. Das Beben war auf der ganzen Insel zu spüren. Ein noch schlimmeres Erdbeben hatte sich in Taiwan 1999 ereignet, als 2400 Menschen ums Leben kamen. Das Beben damals erreichte die Stärke 7,3. (DPA)