Spiel gegen Niederlande als Freiheits-Symbol

Der sportliche Wert des Spiels gegen die Niederlande rückt für Bundestrainer Joachim Löw in den Hintergrund. Foto: Nigel Treblin
Der sportliche Wert des Spiels gegen die Niederlande rückt für Bundestrainer Joachim Löw in den Hintergrund. Foto: Nigel Treblin

Nach den Terroranschlägen von Paris hat das letzte Länderspiel des Jahres gegen die Niederlande am Dienstag für Bundestrainer Joachim Löw keine sportliche Aussagekraft mehr. Die Partie in Hannover soll zu einem Symbol für das friedliche Miteinander und zu einem Signal gegen Hass und Gewalt werden.


AUSGANGSLAGE: Die Terrornacht in Paris hat alles verändert. Statt des immer brisanten Duells gegen die Erzrivalen Niederlande, kommt es in Hannover nun zu einem Spiel, in dem es nicht um Prestige oder sportliches Renommee gehen kann.

Gemeinsam sollen beide Mannschaften ein Signal gegen Fanatismus und Extremismus setzen. «Das Spiel hat eine klare Botschaft und ist ein klares Symbol für Freiheit und Demokratie», sagte Joachim Löw. Der Bundestrainer hatte schon vor den Anschlägen in Frankreich personelle Experimente angekündigt. Die wird er nun auch vornehmen. Eine Aussagekraft Richtung EM können sie für ihn aber derzeit nicht mehr haben.


PERSONAL: 18 Spieler stehen Löw noch zur Verfügung. Jérôme Boateng (Kniereizung) und Jonas Hector (Pferdekuss im Oberschenkel) fehlen angeschlagen. Leroy Sané reiste wie vereinbart zur U21, für die er im EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich zum Einsatz kommen soll. Eine Pause bekamen vor dem symbolträchtigen Spiel ausgerechnet Führungsspieler wie Kapitän Bastian Schweinsteiger, dessen Stellvertreter Manuel Neuer und Oldie Lukas Podolski.


Löw wird sicherlich darauf achten, dass viel beanspruchte Akteure wie die Dortmunder Matthias Ginter, Mats Hummels und Ilkay Gündogan nicht die vollen 90 Minuten spielen müssen. Ein Fingerzeig könnte die Torhüter-Entscheidung sein. Ron-Robert Zieler und die Neulinge Bernd Leno und Kevin Trapp stehen bereit.


GEGNER: Die Niederlande befinden sich nach der sensationell verpassten EM-Qualifikation im Umbruch. Die Partie gegen den Weltmeister hätten sie gerne als Profilierung für den Neuaufbau genutzt. Gut möglich, dass die Elftal ambitionierter als die durch die Ereignisse in Frankreich erschöpften DFB-Akteure zu Werke geht. «Wenn die Spieler morgen das Feld betreten, dann sind sie Fußballer, die noch immer eine gute Leistung zeigen und gewinnen wollen», sagte Holland-Trainer Danny Blind. Gerade der Coach muss nach dem EM-Aus Ergebnisse liefern. Nicht dabei ist Kapitän Arjen Robben.


SICHERHEIT: Die Partie wird zu einer Hochsicherheitsoperation für die Polizei. «Es sind natürlich erhöhte Sicherheitsmaßnahme geboten. Die werden auch stattfinden. Im Detail müssen das die Sicherheitskräfte festlegen. Es wird die größtmögliche Sicherheit für die Zuschauer und Mannschaften garantiert», versprach Oliver Bierhoff. DFB-Interimschef Rainer Koch versicherte, dass die Sicherheit die «Prio 1» habe. In Hannover werden Polizisten mit Maschinenpistolen das Bild prägen.


ZUKUNFT: Für die Nationalspieler ist nach dem Länderspiel für dieses Jahr Schluss. Die nächsten Partien mit der DFB-Auswahl stehen erst in gut vier Monaten an, wenn es am 26. März in Berlin gegen England und am 29. März in München gegen Italien zu zwei weiteren Klassikern kommt. Löw hatte schon betont, dass für ihn sogar alles auf die letzte EM-Vorbereitungsphase im Mai ausgerichtet sei, wenn er dem Team im Tessin in der Schweiz den finalen EM-Schliff geben will. Schon in gut drei Wochen muss der Bundestrainer aber wieder nach Paris. Am 12. Dezember steht dort die Auslosung der EM-Gruppen an. (DPA)