Flugbegleiter-Streik bei Lufthansa kaum noch zu verhindern

Streikende Flugbegleiter der Lufthansa bei einem Protestmarsch: Ein weiterer Streik scheint kaum noch zu verhindern. Foto: Boris Roessler/Archiv
Streikende Flugbegleiter der Lufthansa bei einem Protestmarsch: Ein weiterer Streik scheint kaum noch zu verhindern. Foto: Boris Roessler/Archiv

Der für Freitag angekündigte Streik der Flugbegleiter bei der Lufthansa ist kaum noch zu verhindern. Bei ihrem letzten Versuch, doch noch mit der Gewerkschaft Ufo ins Gespräch zu kommen, will Lufthansa inhaltlich nichts nachlegen, sondern nur den bereits bekannten Vorschlag zu den Betriebs- und Übergangs-renten mit neuen Beispielrechnungen und Alternativen erläutern. Es handele sich nicht um ein neues Angebot, betonte die Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens am Mittwoch in Frankfurt.

In ihrem Schreiben hat die Lufthansa die Gewerkschaft noch einmal zu einem Treffen am Donnerstag um 14.00 Uhr eingeladen. Nach einer ersten Prüfung enthalte der Brief zwar nichts Neues, man wolle den Inhalt aber dennoch über Nacht noch einmal genau prüfen und dann möglicherweise auch der Einladung folgen, erklärte Ufo-Chef Nicoley Baublies. Man werde aber auf keinen Fall akzeptieren, dass Bestandsmitarbeiter gegen Neueingestellte ausgespielt würden.


Zuvor hatte Baublies die Ankündigung der Fluglinie in einer ersten Reaktion als «PR-Gag und Provokation» bezeichnet. «Es ist absolut damit zu rechnen, dass am Freitag die Streiks stattfinden», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Ufo hat die noch nicht näher definierten Streiks von diesem Freitag bis Freitag kommender Woche (6. bis 13. November) angedroht, falls der Konzern nicht bis Donnerstag, 17.00 Uhr, auf die Gewerkschaftsforderungen eingeht.


Lufthansa bereitet sich auf massive Flugausfälle vor, kann aber bislang keine alternativen Flugpläne ausarbeiten. «Wir wissen schlicht nicht, wann, wie und wo gestreikt wird. Für unsere Kunden ist das eine deutlich schwerere Situation als in den Streiks zuvor», sagte ein Sprecher. Nach Informationen aus Gewerkschaftskreisen könnten die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg zu Beginn der Streiks verschont werden, weil dort noch Schulferien seien.


Seit Bekanntgabe der Streikpläne seien verstärkt Stornierungen und Umbuchungen eingegangen, teilte Lufthansa mit. Der Schaden für die Fluglinie sei bereits mit der Ankündigung eingetreten. Im laufenden Tarifkonflikt haben die Flugbegleiter bislang nicht gestreikt, sehr wohl aber die Piloten, die bislang auf 13 Streikrunden kommen.


Die zuletzt am Montag konkretisierte Ufo-Forderung zu den Renten würde nach Berechnungen der Lufthansa zu einer Erhöhung der derzeitigen Versorgungskosten um 25 Prozent führen. Das sei trotz der aktuell guten Gewinnsituation des Unternehmens nicht möglich, betonte Volkens. «Das Angebot ist unsere Grenze. Wir können es uns nicht leisten, dass die Versorgung auf lange Sicht teurer wird.»


Lufthansa betonte erneut den Vorteil für Beschäftigte, die länger arbeiten statt in den ab 55 Jahren möglichen Vorruhestand zu gehen. Anders als bislang könnten künftig nicht genutzte Übergangsrenten voll in die Betriebsrente einfließen. Bei ihren Beispielrechnungen geht die Lufthansa von einer Kapitalrendite von 5,5 Prozent aus, was sich anhand des eigenen Rentenfonds historisch eindeutig untermauern lasse. Unter dieser Voraussetzung könnten Flugbegleiter, die bis zum offiziellen Renteneintritt arbeiten, anschließend mit einer Rente von 98 Prozent ihres letzten Grundgehalts rechnen.


Ufo hält die Renditeannahme für zu hoch und stattdessen 4,9 Prozent Verzinsung für realistisch. Die Gewerkschaft stört sich außerdem daran, dass die Regeln zur Übergangsversorgung für Neueingestellte nur für die kommenden zehn Jahre gelten sollen. Ufo verlangt eine Gleichbehandlung und höhere Arbeitgeberzahlungen.


Ebenfalls am Donnerstag steht die nächste Verhandlungsrunde mit Verdi zu den Gehältern und Renten von rund 33 000 Bodenbeschäftigten an. «Während die Lufthansa das Zinsrisiko auf die Beschäftigten verlagern will, fordert Verdi eine Beibehaltung des jetzigen Versorgungsniveaus», erklärte Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle am Mittwoch. Die Versorgung müsse auch für Neueingestellte zugänglich sein. Eine Umstellung auf feste Beiträge des Unternehmens anstelle der bislang in der absoluten Höhe garantierten Betriebsrenten werde Verdi nicht mitmachen, hatte Behle angekündigt. (DPA)