Verschwendung: Sinnlose Brücken und verschlossene Toiletten

Reiner Holznagel stellt in Berlin das Schwarzbuch 2015 vor. Foto: Bernd von Jutrczenka
Reiner Holznagel stellt in Berlin das Schwarzbuch 2015 vor. Foto: Bernd von Jutrczenka

Eine sogenannte «So-da-Brücke» - umgangss-prachliche Bezeichnung für eine Brücke, die einfach nur so da ist und keine Funktion erfüllt - und eine meist verschlossene Toilettenanlage - das am Mittwoch vorgestellte «Schwarzbuch» des Steuerzahlerbundes enthält auch wieder etliche Fälle aus dem deutschen Südwesten.


TEURE SO-DA-BRÜCKE: 1,1 Millionen Euro kostete eine Brücke bei Gottenheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald), die laut Steuer-zahlerbund seit drei Jahren nur «so da» herumsteht. 

Gedacht ist das Bauwerk für die neue Bundesstraße 31 West - die notwendige Straße dafür gibt es jedoch bis heute nicht. Das Ziel, die Brücke an das Straßennetz anzuschließen, gebe es immer noch. «Man darf gespannt sein», schrieb der Steuerzahlerbund.


TEURES TERMINAL: Die Hoffnungen in das neue Containerterminal am Neckarhafen in Heilbronn waren groß - die Ernüchterung drei Jahre später größer, hieß es. Für 14 Millionen Euro seien eine Kaianlage gebaut, Gleise verlegt und Flächen für Lastwagen betoniert worden, und jetzt - drei Jahre später - werde bereits über Konzepte zur «Wiederbelebung der Umschlagstätigkeit» nachgedacht. Noch immer herrsche die Überzeugung, dass in der Region Heilbronn genügend Potenzial für Containerumschläge vorhanden ist.


TEURE TOILETTEN: Kopfschüttelnd betrachtet der Steuerzahlerbund eine aus seiner Sicht weitgehend sinnlose Toilettenanlage in Ketsch (Rhein-Neckar-Kreis). Rund 374 000 Euro Steuergelder seien dort in eine öffentliche Anlage mit 20 Damen- und 20 Herrentoiletten gesteckt worden, die jedoch kaum öffentlich zugänglich sei. Abgesehen vom Ketscher Backfischfest, dem Maifest oder an Fastnacht stünden die Besucher mit ihren Bedürfnissen vor verschlossener Tür. Die Toilettenanlage in der nahen Reinhalle hätte es für diese wenigen Tage eventuell auch getan, hieß es.


TEURER ASPHALT: Asphalt drauf, Asphalt runter. Nicht wirklich gut gelaufen ist aus Sicht der Steuerzahler die Sanierung des Hohlwegs in Tübingen-Hirschau. Der Weg zur Wurmlinger Kapelle wurde vorschnell für 30 000 Euro asphaltiert, denn er muss Schotterweg bleiben. Die Naturschutzbehörde wies darauf hin, dass die Stadt dies selbst einmal so festgelegt hatte. Der Rückbau könne nochmal bis zu 5000 Euro kosten.


TEURER TURM: Mit einem 14 Meter hohen Holzturm möchte sich Weinstadt an der Remstal-Gartenschau 2019 beteiligen. Entstehen soll dieser Aussichtspunkt auf der Ruine Kappelberg. Dort, wo sich im 11. Jahrhundert eine Burg befand. Die Kosten allein für die hölzerne Aussichtsplattform sollen sich auf 85 000 Euro belaufen. Übertrieben, meint der Steuerzahlerbund.


TEURERS GELÄNDER: Der Philosophenweg in Heidelberg bietet von jeher einen herrlichen Blick auf die weltberühmte Altstadt. Laut Steuerzahlerbund machte die Stadt im Frühjahr jedoch das Geländer für 45 000 Euro auf einer Länge von 560 Metern «übersicher», erhöhte es - und nahm vielen kleineren Touristen die Sicht. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten, hieß es. Die Stadt korrigierte flugs und senkte das Geländer wieder ab. Kosten diesmal: nochmal 5000 Euro.


TEURES BOOT: Das Arbeitsboot «Daphnia» sollte zur Probenentnahme auf dem Bodensee eingesetzt werden. Jedoch ging der Zweckverband Bodensee- Wasserversorgung mit dem Boot wortwörtlich baden, wie der Steuerzahlerbund berichtete. Bereits 2008 bei einer Werft in Auftrag gegeben, verzögere sich erst die Auslieferung und Zulassung, bis die Berufsgenossenschaft 2011 sage und schreibe 43 Mängel feststelle. Die notwendigen Umbaukosten wurden auf bis zu 220 000 Euro geschätzt, bei ursprünglichen Bau- und Ausrüstungskosten in Höhe von 270 000 Euro. Die Werft meldete 2011 Insolvenz an. «Daphnia» soll verwertet werden, wie es heißt. (DPA/LSW)