Blatter: Blick ins «Innerste» für Ermittler

FIFA-Präsident Joseph Blatter will mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten. Foto: Laurent Gillieron
FIFA-Präsident Joseph Blatter will mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten. Foto: Laurent Gillieron

Auf dem Papier gibt Joseph Blatter den großen Aufklärer. Der scheidende Präsident will staatlichen Ermittlern Einblick ins «Innerste» der skandalumwitterten FIFA gewähren. Zunächst wartete die Schweizer Staatsanwaltschaft aber noch vergeblich auf die geforderten E-Mails des suspendierten Weltverband- Generalsekretärs Jérôme Valcke - und erhielt den Zugang am Abend dann doch noch. Die FIFA habe «die Bundesanwaltschaft der Schweiz darüber informiert, dass sie das Siegel auf allen Email-Accounts von Jérôme Valcke, (...), aufgehoben hat», teilten die Schweizer Behörden mit.

Der oberste Staatsanwalt der Schweiz, Michael Lauber, hatte die FIFA im Zuge der Ermittlungen zum Korruptionsverdacht bei der Vergabe der Fußball-WM 2018 und 2022 an Russland und Katar aufgefordert, Einblick in den Mailverkehr Valckes zu gewähren. Zunächst hieß es noch, dass die FIFA die elektronische Post nur freigebe wolle, wenn «eine Reihe von Bedingungen» erfüllt sei. Welche Vorbedingungen die FIFA konkret erfüllt sehen wollte, erklärte die Behörde nicht.


Unterdessen inszenierte sich Blatter erneut als FIFA-Reformer, während zeitgleich hinter der grauen Fassade der Machtzentrale des Weltverbands auf dem Zürichberg das Treffen des Exekutivkomitees begann. «FIFA unterstützt die Aktionen der amerikanischen und Schweizer Behörden und wird dies auch weiter tun, egal wie nahe diese Untersuchungen ans Innerste kommen werden», schrieb der Schweizer in seiner Kolumne im wöchentlichen Magazin «FIFA Weekly», das am Freitag erscheint. «Das ist der schwierige Weg, dem wir folgen müssen, wenn wir den Wandel ernst nehmen».


Vor einer Woche war sein ehemals enger Vertrauter Valcke wegen «einer Reihe von Anschuldigungen» suspendiert worden. Gegen den Franzosen waren Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit der Vergabe von Ticket-Kontingenten laut geworden, Valcke wies die Vorwürfe zurück.


Blatter zeigte sich zuversichtlich, dass das neue Reformkomitee unter dem Vorsitz von François Carrard ein Paket erarbeiten werde, um «Glaubwürdigkeit und Vertrauen» in der FIFA wiederherzustellen. «Wir müssen zeigen, dass wir die Schwere der Situation verstehen und dass wir zu den richtigen Schritten bereit sind, es zu reparieren», sagte der 79-Jährige, der am 26. Februar 2016 sein Amt aufgeben will. Am Freitag wird mit Spannung der erste Auftritt Blatters bei einer Pressekonferenz seit zwei Monaten erwartet.


Bei dem zweitägigen Treffen der FIFA-Regierung soll unter anderem auch die Agenda für den Wahlkongress in fünf Monaten verabschiedet werden. Als aussichtsreichster Kandidat für die Blatter-Nachfolge gilt dabei weiterhin UEFA-Präsident Michel Platini. «Es gibt viele gute Leute im Exekutivkomitee», sagte der Franzose der Nachrichtenagentur AP, obwohl sich unter den Ende Mai festgenommenen Funktionären sich auch zwei, zum damaligen Zeitpunkt aktuelle, FIFA-Vizepräsidenten befanden. «Es sind nur einige, die korrupt sind», versuchte Platini zu erklären. «Wenn du etwas falsch machst, wird sich um dich gekümmert.»


Als letzter Tagesordnungspunkt 24 soll am Freitag beim FIFA-Exko der Ort und Zeitpunkt des nächsten Treffens beschlossen werden. Im Kalender auf der Verbandsseite ist dieses immer noch für den 17./18. Dezember in Japan vermerkt. Reisen ins Ausland abseits von Russland wusste Blatter seit den Festnahmen in Zürich vor vier Monaten aber bestens zu umgehen. (DPA)