Rosberg jubelt in Barcelona - Hamilton vor Vettel

Nach seiner ersten Pole in diesem Jahr reicht es für den Wiesbadener auch zum Titel. Foto: Andreu Dalmau
Nach seiner ersten Pole in diesem Jahr reicht es für den Wiesbadener auch zum Titel. Foto: Andreu Dalmau

Das süße Siegerküsschen seiner hoch-schwangeren Frau Vivian fühlte sich für Nico Rosberg wie die Wende im Formel-1-Titel-rennen an. «Ich bin total glücklich, das war ein perfektes Wochenende», schwärmte der Mercedes-Pilot nach seinem ersten Saisonsieg beim Europa-Auftakt in Spanien. Nach vier Niederlagen in Serie bezwang Rosberg am Sonntag endlich seinen Stallrivalen Lewis Hamilton und verkürzte den Rückstand in der Gesamtwertung vor seinem Lieblingsrennen in Monaco auf 20 Zähler.


WM-Spitzenreiter Hamilton, der Rosberg als erster gratulierte, hatte mit einiger Mühe noch Platz zwei vor Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel gerettet. Eine clevere Boxenstopp-Strategie des Briten verhinderte einen deutschen Doppelerfolg auf dem heißen Circuit de Catalunya. «Das war Schadensbegrenzung», sagte Hamilton und bekannte nach der eindrucksvollen Darbietung von Rosberg: «Es ist noch ein langer Weg für mich.»


Ähnlich gedämpft war das Vergnügen über seinen vierten Podiumsplatz des Jahres beim WM-Dritten Vettel. Die Hoffnung, mit einem runderneuerten Auto die Distanz zu den Mercedes-Fahrern weiter verringern zu können, hat sich vorerst zerschlagen. «Wir konnten nicht mit ihnen mithalten», urteilte der Hesse. 45 Sekunden lag er im Ziel hinter dem Sieger, so groß war der Ferrari-Abstand in diesem Jahr noch nie. «Ich bin nicht glücklich mit dem Rückstand, überhaupt nicht glücklich», sagte Vettel.


So deutet nach dem Grand Prix in Barcelona, der für gewöhnlich als Gradmesser für den weiteren Saisonverlauf gilt, schon wieder einiges auf einen ähnlichen Zweikampf wie im Vorjahr hin: Hamilton kontra Rosberg. «Ich habe nichts anders gemacht, bin genauso herangegangen wie immer. Diesmal hat alles gepasst», sagte Rosberg und wollte dies wohl auch als Ansage in Richtung seines Rivalen verstanden wissen, dass er nichts von seinem Selbstbewusstsein eingebüßt hat.


«Da waren keine Fehler dabei, es war makellos, er hat alles richtig gemacht», lobte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff den WM-Zweiten. «Das Kopf-an-Kopf-Rennen wird so weitergehen.» Mit einem weiteren Sieg in seiner Wahlheimat Monte Carlo, wo er in den beiden vergangenen Jahr jeweils gewann, könnte Rosberg in zwei Wochen theoretisch sogar die WM-Spitze erobern.


Hamilton dürfte dann allerdings nicht mehr als vier Punkte holen, er führt immer noch deutlich mit 111 Zählern. Rosberg kommt auf 91. Vettel bleibt Dritter mit 80 Punkten. «Wir müssen natürlich ziemlich bald die Wende schaffen», sagte Vettel.


Noch beim Start hatte es kurz danach ausgesehen, als könnte der Ferrari-Neuzugang tatsächlich in das Mercedes-Duell eingreifen. Rosberg verteidigte zwar seine Pole Position souverän, an Hamilton aber zog Vettel vorbei und hielt diesen Platz bis zur Rennmitte. «So einen schlechten Start hatte ich lange nicht mehr», sagte Hamilton.


Weil dann auch noch bei seinem ersten Boxenstopp das linke Hinterrad klemmte, war die Jagd auf den vierten Sieg im fünften Saisonrennen für den Titelverteidiger vorzeitig gelaufen. Das Silberpfeil-Team stellte auf eine Drei-Stopp-Strategie für Hamilton um und brachte den 30-Jährigen damit noch ziemlich mühelos an Vettel vorbei. «Da hatten wir keine Chance», sagte der Deutsche.


Landsmann Nico Hülkenberg musste sich im Force India mit dem 15. Platz begnügen. «Es hätte niemals für Punkte gereicht, dafür sind wir zu weit weg und zu schlecht», sagte der Force-India-Fahrer. Noch schlimmer traf es den zweimaligen Weltmeister und spanischen Lokalmatadoren Fernando Alonso: Mit Bremsproblemen musste er seinen McLaren vorzeitig abstellen. «Es war beängstigend. Die Bremsen haben die ganze Runde vorher schon nicht funktioniert», berichtete Alonso.


Rosbergs Silberpfeil indes lief wie ein Uhrwerk. «Ich hatte keinen großen Druck vorn», sagte der gebürtige Wiesbadener. Mehr als 17 Sekunden vor Hamilton fuhr er über den Zielstrich. Damit setzte der 29-Jährige auch seine kuriose Saisonbilanz fort: Zum fünften Mal beendete er das Rennen auf dem Platz, auf dem er es begonnen hatte. (DPA)