Renault Twingo: Kleiner Freund aus Frankreich

Kleine Stimmungskanone: Der neue Renault Twingo sorgt in der Stadt für gute Laune. Foto: Renault
Kleine Stimmungskanone: Der neue Renault Twingo sorgt in der Stadt für gute Laune. Foto: Renault

Als vor gut 20 Jahren der erste Renault Twingo kam, hat der Franzose die Welt der Kleinwagen komplett umgekrempelt. Wenn jetzt die dritte Auflage kommt, soll das mit radikaler Raumausnutzung und unerreichter Wendigkeit noch einmal gelingen. Renault feiert das Comeback eines kleinen Freundes: Wenn die Franzosen Ende September zu einem deutlich gesenkten Grundpreis von 9590 Euro die dritte Generation des Twingo an den Start bringen, überraschen sie nicht nur mit vielen pfiffigen Details in der Tradition des ersten Twingo von 1993. 

Sie punkten auch mit dem Charme des alten R5, der in der Werbung als «Kleiner Freund» gefeiert wurde und sogar als Taufpate für das neue Modell im Gespräch war.


Bis auf den Namen wird alles anders

Zwar wurde der Name am Ende doch nicht geändert. Ansonsten ist beim neuen Twingo nichts mehr so, wie es mal war. Weil der Stadtflitzer gemeinsam mit Daimler entwickelt wurde und dort der neuen Smart-Familie als Basis dient, haben die Ingenieure das Auto komplett umgekrempelt: Als erster und einziger aktueller Kleinwagen mit mehr als zwei Sitzen fährt der Twingo deshalb künftig mit Heckantrieb.


Davon profitieren die Insassen mehrfach. Zum einen, weil die Geräuschbelästigung der schnatternden Dreizylinder-Benziner bei der neuen Einbaulage von Natur aus geringer ist. Zum anderen, weil die Vorderräder jetzt, wo ihnen kein Motor mehr im Weg ist, viel weiter eingeschlagen werden können: 45 satt 30 Grad Lenkwinkel sind möglich und lassen den Wendekreis auf rekordverdächtige 8,60 Meter schrumpfen. Wo man mit anderen Kleinwagen mühsam kurbeln und rangieren muss, kreiselt der Twingo durch die Parkhäuser, surft lässig durch den Stau und bringt mit seiner Wendigkeit ein bisschen Spaß in den Stadtverkehr zurück. Denn im Twingo fühlt sich Autofahren plötzlich an, als säße man auf einem Karussell. Allerdings sorgen ein gutmütiges Fahrwerk und ein strenges Stabilitätsprogramm dafür, dass der rückwärtsgerichtete Kleinwagen nicht zur Heckschleuder wird.


Mehr Platz und endlich vier Türen

Der Motor im Heck macht den Twingo aber nicht nur zum City-Champion mit Parkplatz-Garantie. Der Winzling wird so auch zum perfekten Einkaufswagen. Zwar schrumpft der Kofferraum auf magere 174 Liter. Doch obwohl der Twingo mit seinen 3,60 Metern zehn Zentimeter kürzer ist als der Vorgänger, bietet er durch ein weit nach vorn gerücktes Cockpit und 13 Zentimeter mehr Radstand spürbar mehr Platz. Nicht umsonst haben die Franzosen deshalb zum ersten Mal auch zwei Fondtüren ins Blech geschnitten.


Was an Kofferraum fehlt, kompensiert Renault mit pfiffigen Anlagen wie dem Staufach unter der Rückbank oder der Kunststoffbox, die man wie eine Brotdose hinter den Schaltknauf klipsen kann. Der Clou ist aber ein aus Stoff gefertigter Einsatz für das eigentlich eher schlichte, offene Handschuhfach. Den kann man am Ziel wieder herausnehmen und als Handtasche nutzen. Das sind Ideen, die praktisch sind und Laune machen - genau wie das kunterbunte Farbkonzept, die knuffigen Formen oder das große Faltdach, das auf Knopfdruck viel Licht und Luft ins Auto lässt.


Über Land ist Geduld gefragt

In der Stadt wird der Twingo damit zur Stimmungskanone, mit der man selbst im dichtesten Verkehr die gute Laune nicht verliert. Doch je gerader und freier die Straße ist, desto schneller lässt der Spaß wieder nach. Denn Wunder darf man von einem Kleinwagen mit maximal 66 kW/90 PS nicht erwarten. Erst recht nicht, wenn man statt des 0,9-Liter großen Turbo-Benziners das Basismodell mit 1,0 Litern Hubraum und 52 kW/71 PS wählt. Dann müssen 91 Nm reichen, der Sprint von 0 auf Tempo 100 zieht sich über 16 Sekunden und schon bei 151 km/h ist wieder Schluss.


Doch wer es nicht eilig hat, erlebt den Twingo auch über Land als überraschend erwachsenes Auto: Das Fahrwerk trotz schmaler Spur und verhältnismäßig kurzem Radstand nicht nervös, sondern solide und die Geräuschkulisse relativ niedrig - so kann man sich auch auf die Langstrecke trauen. Weil der Twingo schließlich nur 940 Kilo wiegt, wird es irgendwann schon auch mal mit dem Überholen klappen. Man muss es ja nicht gleich an einem steilen Berg oder kurz vor einer Kurve versuchen. Außerdem kompensiert er den Mangel an Sportlichkeit mit eisernem Sparwillen: Bei einem Normverbrauch von 4,2 Litern (CO2-Ausstoß 85 g/km) fährt der kleine noch, wenn größere Autos schon längst an der Tankstelle stehen.


Fazit: Ein Kleiner mit großen Chancen

Noch pfiffiger als beim ersten Mal, wendiger als jeder andere Kleinwagen, geräumiger als je zuvor und trotz seiner erwachsenen Eigenschaften mit jeder Menge jugendlichem Charme gesegnet - so ist aus dem Twingo ein Kleinwagen geworden, der - mal wieder - die Chance zu ganz Großem hat.


Datenblatt: Renault Twingo Energy SCe 70

Motor und Antrieb: Dreizylinder-Benziner
Hubraum: 999 ccm
Max. Leistung: 52 kW/71 PS bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 91 Nm bei 2850 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe
Maße und Gewichte
Länge: 3,59 m
Breite: 1,64 m
Höhe: 1,55 m
Radstand: 2,49 m
Leergewicht: 940 kg
Zuladung: 420 kg
Kofferraumvolumen: 174-980 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 151 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 16,0 s
Durchschnittsverbrauch: 4,2 Liter/100 km
Reichweite: 830 km
CO2-Emission: 95 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: EU5
Energieeffizienzklasse: k.A.
Kosten
Basispreis des Twingo: 9590 Euro
Grundpreis des A Twingo Energy SCe 70: 10 490 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 40 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Vier Airbags, ESP
Komfort: Servolenkung, umklappbare Beifahrerstitzlehne, Tempobegrenzer
Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke


(DPA-INFOCOM)