Tarifabschluss in der westdeutschen Stahlindustrie perfekt

Arbeiter in der westdeutschen Stahlindustrie bekommen nun 2,3 Prozent mehr Geld. Foto: Roland Weihrauch
Arbeiter in der westdeutschen Stahlindustrie bekommen nun 2,3 Prozent mehr Geld. Foto: Roland Weihrauch

Neuer Tarifvertrag in der Stahlindustrie: Rund 75 000 Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen, Bremen und Niedersachsen erhalten ab dem kommenden Jahr 2,3 Prozent mehr Geld. Bei der dritten Tarifrunde verständigten sich Arbeitgeber und IG Metall nach einer Marathonsitzung am frühen Donnerstag-morgen auf einen Tarifvertrag mit einer Laufzeit von 16 Monaten. Für die Monate November und Dezember erhalten die Beschäftigten eine Einmalzahlung von insgesamt 200 Euro, für die Auszubildenden sind es 80 Euro, wie ein Sprecher der IG Metall sagte.

Die Gewerkschaft hatte ursprünglich eine Einkommensverbesserung von 5 Prozent gefordert.


Der Verhandlungsführer der IG Metall, Knut Giesler, sprach von einem akzeptablen Kompromiss. «Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten in der Stahlbranche werden unsere Mitglieder nicht von der insgesamt guten wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt.»


Bei den Arbeitgebern hieß es, das Ergebnis sei wirtschaftlich gerade noch vertretbar, berücksichtige aber die sozialen Bedürfnisse der Beschäftigten. «In einer fortdauernd schwierigen Lage der Stahlindustrie wollten beide Tarifvertragsparteien eine längere Tarifauseinandersetzung möglichst vermeiden», betonte der Verhandlungsführer der Stahlarbeitgeber, Andreas Goss.


Hintergrund: Die Stahlkonjunktur hat sich in Deutschland in den vergangenen Monaten eingetrübt. Im dritten Quartal seien die Auftragseingänge der Stahlindustrie in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent eingebrochen, berichtete am Donnerstag der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff. Zu Beginn des vierten Quartals habe sich die Schwäche im Bestelleingang fortgesetzt. Ursache sei vor allem der dramatische Anstieg der chinesischen Exporte zu Dumpingpreisen.


Kerkhoff forderte angesichts der Flut von chinesischem Billigstahl eine konsequentere und raschere Anwendung des handelsrechtlichen Schutzinstrumentariums durch die EU - vor allem in Form von Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen. Andernfalls drohen nach Einschätzung des Verbandes Kapazitätsstilllegungen und Arbeitsplatzverluste in Europa. Die Stahlindustrie verkrafte außerdem keine weiteren Belastungen durch die Energie- und Klimapolitik.


Auch IG-Metall-Verhandlungsführer Giesler betonte, sichere Arbeitsplätze und faire Einkommen in der Stahlindustrie erforderten faire Wettbewerbsbedingungen. «Dazu muss auch die Politik in Europa ihren Beitrag leisten. Darin sind wir uns mit den Arbeitgebern einig», meinte der Gewerkschafter. (DPA)