Machtkampf bei VW nicht zu Ende

Martin Winterkorn (M) und der Aufsichtsratsvorsitzende der Volkswagen AG, Ferdinand Piech. Foto: Julian Stratenschulte
Martin Winterkorn (M) und der Aufsichtsratsvorsitzende der Volkswagen AG, Ferdinand Piech. Foto: Julian Stratenschulte

Der Machtkampf bei Volkswagen ist nicht zu Ende. Nach übereinstimmenden Informationen des NDR, der «Welt» und der Deutschen Presse-Agentur hat VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch versucht, die Ablösung von Vorstandschef Martin Winterkorn noch vor der VW-Hauptversammlung am 5. Mai zu betreiben. Piëch dementierte dies gegenüber der «Bild»-Zeitung, anderen Medien und auch der dpa. Er erklärte: «Wir haben uns letzte Woche ausgesprochen. Und uns auf eine Zusammenarbeit geeinigt. Ich betreibe die Ablösung von Martin Winterkorn nicht.»


Nach dpa-Informationen aus zwei voneinander unabhängigen Quellen hat Piëch versucht, einen Beschluss des sechsköpfigen VW-Aufsichtsratspräsidiums aus der vergangenen Woche zu unterlaufen. Nach einem Krisentreffen in Salzburg hatte das Gremium Winterkorn am Freitag gestärkt. Dieser sei der «bestmögliche» Vorstandschef, hieß es. Das Präsidium werde dem VW-Aufsichtsrat vorschlagen, Winterkorns Vertrag in seiner Februar-Sitzung im nächsten Jahr zu verlängern. Nach dpa-Informationen hatte es 5:1 gegen Piëch gestanden.


Hinter den Kulissen aber liefen weiter Gespräche. Demnach trafen sich nach dpa-Informationen am Mittwoch auf Drängen Piëchs die Familien Piëch und Porsche in Stuttgart. Dort soll Piëch (78) um Unterstützung für seinen Plan geworben haben, Porsche-Chef Matthias Müller oder Skoda-Chef Winfried Vahland als Nachfolger von Winterkorn durchzusetzen. Der NDR berichtete, Piëch wolle noch vor der VW-Hauptversammlung am 5. Mai den Aufsichtsrat über seinen Kandidaten abstimmen lassen und Winterkorn kurzfristig ablösen. Es sei offen, ob Piëch dabei Müller oder Vahland durchsetzen möchte, hieß es.


Vor zwei Wochen war Piëch überraschend von seinem langjährigen Wegbegleiter Winterkorn abgerückt. Er hatte dem «Spiegel» gesagt: «Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.»


Am Donnerstag bekräftigten Mitglieder des VW-Aufsichtsratspräsidiums, dass die Erklärung des Gremiums aus der Vorwoche Bestand habe. Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsratsmitglied Stephan Weil (SPD) ließ mitteilen: «Der Beschluss des Präsidiums vom letzten Donnerstag ist nach gründlicher Diskussion gefasst worden.»


VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh, ebenfalls Mitglied in dem sechsköpfigen Präsidium, sagte der «Bild»: «Für uns steht der Beschluss aus der vergangenen Woche.» Ebenso lautete die Darstellung aus der VW-Zentrale in Wolfsburg: «Das Aufsichtsratspräsidium hat am Freitag eine Erklärung abgegeben, der nichts hinzuzufügen ist», sagte ein Konzernsprecher.


Piëch-Cousin Wolfgang Porsche war nach der Attacke auf Winterkorn auf Distanz zu seinem Cousin gegangen. Die Aussage Piëchs stelle «seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist». Die Familien Piëch und Porsche halten die Stimmenmehrheit an VW. Eine Stellungnahme der Familie Porsche war am Donnerstag nicht zu erhalten. (DPA)