Jugendherbergen zwischen Konkurrenz und Auftrag

Jugendherbergen kämpfen seit Jahren für ein besseres Image und jetzt auch gegen die preisgünstige Konkurrenz. Foto: Jens Wolf
Jugendherbergen kämpfen seit Jahren für ein besseres Image und jetzt auch gegen die preisgünstige Konkurrenz. Foto: Jens Wolf

Das Deutsche Jugendherbergswerk kämpft seit längerem für einen Imagewandel seiner Häuser. Auf der einen Seite haben die Jugendherbergen einen gesellschaftlichen Auftrag, auf der anderen Seite beklagen private Hostel-Betreiber eine Wettbewerbsverzerrung - es ist ein Spagat. Welche Aufgabe hat das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH)? Die Jugendherbergen betreiben ihre Häuser als gemeinnütziger Verband. Dabei geht es nicht um das Erwirtschaften eines Gewinns, sondern um die Aufgaben als Träger der freien Jugendhilfe - mit dem pädagogischen Auftrag, das soziale Lernen und die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen zu fördern.


Was sind derzeit die Herausforderungen?


Die Jugendherbergen stehen bei den Übernachtungen in Konkurrenz zu privaten Hostel-Betreibern im unteren Preissegment. Während die Jugendherbergen in ganz Deutschland, auch in manchmal weniger attraktiven ländlichen Regionen, Häuser betreiben, können sich die Hostels auf lukrative Standorte in Großstädten konzentrieren. Die Jugendherbergen müssen somit Konzepte für die weniger attraktiven Standorte (80 Prozent) anbieten und sich in den Großstädten dem Wettbewerb stellen und um Übernachtungsgäste kämpfen.


Was kosten Übernachtungen in Hostels und in Jugendherbergen?


Der Kampf ums junge Publikum hat die Preise in Metropolen wie Berlin oder Hamburg in den vergangenen Jahren gedrückt. Zum Teil gibt es eine Übernachtung im Mehrbettzimmer bereits für 7 Euro. Jugendherbergen müssen da mithalten und variieren deutschlandweit die Preise. Übernachtung, Frühstück und Bettwäsche gibt es im Schnitt für 21,34 Euro. Wo die Konkurrenz groß ist, liegen die Preise darunter. Wer will, kann aber auch eine Übernachtung im Einzelzimmer in besonders gut ausgestatteten Häusern für 80 Euro buchen. Voraussetzung für eine Übernachtung ist die Mitgliedschaft im Jugendherbergswerk. Sie kostet jährlich 7 Euro für bis 26 Jahre alte Mitglieder und 22,50 Euro für Einzelmitglieder ab 27 Jahren. Ebenfalls 22,50 Euro sind es für die Familienmitgliedschaft.


Seit wann stehen die Jugendherbergen unter diesem Wettbewerbsdruck?


Nach Auskunft des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) begann der Boom der Hostel-Anbieter mit dem Boom der Billigflieger vor rund zehn Jahren. Seitdem müssen die Jugendherbergen besonders in den Metropolen im Wettbewerb bestehen. Laut Dehoga ist die Zahl der Hostels seit 2006 in Berlin von 44 auf 118 und in Hamburg von 4 auf 21 gewachsen. In anderen Metropolen sind die Steigerungsraten ähnlich. Um auch die Häuser in den weniger beliebten Standorten zu füllen, bieten die Jugendherbergen besondere Programme für Schulklassen an, werben mit Barrierefreiheit und dem sozial und ökologisch nachhaltigen Bau und Betrieb der Häuser.


Was stört die Hostel-Betreiber?


Ein privater Anbieter hat im Herbst 2014 bei der EU-Kommission die Frage aufgeworfen, ob staatliche Beihilfen für das DJH den Wettbewerb verzerren. Auch ist den Hostels die Steuerbefreiung wegen der Gemeinnützigkeit der Jugendherbergen ein Dorn im Auge. Bei diesem Punkt, also dem Wegfall der Umsatzsteuer, hat die Kommission der Europäischen Union (EU) dem Kläger Oliver Winter, Gründer der Kette A&O, bereits signalisiert, dass daran nicht gerüttelt wird. Bei den Beihilfen läuft das Verfahren in Brüssel noch. Hier geht es um Fördergelder von Bund, Ländern und Kommunen für die Sanierung von Jugendherbergen und Neubauten. (DPA)