«Finanztest»: Beratungsfehler kosten Bausparer Geld

Bekommen Bausparer den Vertrag, der zu ihnen passt? Oder zahlen sie am Ende zu viel? Diesen Fragen ist die Stiftung Warentest nachgegangen. Foto: Patrick Pleul/Illustration
Bekommen Bausparer den Vertrag, der zu ihnen passt? Oder zahlen sie am Ende zu viel? Diesen Fragen ist die Stiftung Warentest nachgegangen. Foto: Patrick Pleul/Illustration

Millionen Deutsche sichern sich heute die niedrigen Zinsen für die Zukunft - mit Bausparverträgen. Doch das passende Angebot ist nicht immer leicht zu finden. Und die Branche plagen noch andere Probleme. Die Beratung von Bausparkassen lässt nach Ansicht der Stiftung Warentest häufig zu wünschen übrig und kostet viele Kunden unnötig Geld. Nur drei der zwanzig Bausparkassen in Deutschland erhielten die Note «gut», vier fielen mit «mangelhaft» durch, wie aus einer Untersuchung der Stiftung in ihrer Zeitschrift «Finanztest» (Februar-Ausgabe) hervorgeht.


Die Bausparkassen kündigten an, möglichen Versäumnissen auf den Grund zu gehen. Doch nicht nur an dieser Front haben die Institute zu kämpfen: Ihnen machen die nach wie vor historisch niedrigen Zinsen zu schaffen.


Bei der Vorstellung der Testergebnisse gestand «Finanztest»-Chefredakteur Heinz Landwehr am Dienstag den Instituten zwar zu: «Die Bausparkassen beraten heute besser als früher.» Es gebe aber noch viel Verbesserungsbedarf, sagte er in Berlin. «Bausparen an sich ist eine prima Idee.» Der Vertrag müsse aber genau auf den Kunden abgestimmt sein, sonst fliege ihm seine Immobilienfinanzierung um die Ohren.


Jeweils sechs bis sieben Tester hatten bei den zwanzig Anbietern Angebote eingeholt. Die Testkunden (ledig, 2200 Euro Monatsnetto, 15 000 Euro gespart) gaben an, sie wollten in zehn Jahren eine Immobilie finanzieren und dafür monatlich 400 Euro sparen. Ergebnis: Je nach Anbieter hätten die Bausparer unterm Strich 13 000 Euro zu viel gezahlt.


Dabei unterliefen den Beratern den Verbraucherschützern zufolge zahlreiche Fehler. So sei mitunter die Bausparsumme derart aufgebläht gewesen, dass Kunden das Geld erst in 15 oder 20 Jahren bekommen hätten. Ein anderes Mal sei das Bauspardarlehen im Verhältnis zur Sparleistung viel zu klein oder die Kreditrate erdrückend hoch. Oft habe auch die Transparenz zu wünschen übrig lassen.


In einzelnen Beratungen seien offenbar Fehler gemacht worden, teilte der Verband Privater Bausparkassen mit. «Dies gilt es jetzt genauer zu analysieren», so Sprecher Alexander Nothaft. Für ein abschließendes Urteil sei es deshalb noch zu früh. Auch die Landesbausparkassen (LBS) erklärten, dass sie mit dem Gesamtbild der Untersuchung nicht zufrieden sein könnten. Allerdings entspreche das Testergebnis nicht eigenen Testkäufen, die sie in repräsentativer Zahl unternähmen. Die LBS kündigten ebenfalls eine Analyse der Ergebnisse an.


Auch die anhaltend niedrigen Zinsen machen der Branche zu schaffen. Das Problem ist: Die Institute bekommen selbst nur sehr niedrige Zinsen für das Kapital ihrer Bausparer, müssen aber parallel die Kreditverträge zu den ursprünglich vereinbarten Konditionen bedienen. Das rechnet sich angesichts des derzeit historisch niedrigen Zinsniveaus vielfach nicht mehr, viele Altverträge haben eine deutlich höhere Verzinsung.


Die Bausparkasse Schwäbisch Hall rechnet auch 2015 nicht mit großen Sprüngen und schließt Kündigungen hochverzinster Altverträge nicht mehr aus. Bisher hatte das Institut lediglich Verträge gekündigt, deren Volumen die vereinbarte Bausparsumme bereits überstiegen hatten.


Bausparer, die ein Darlehen lange nicht in Anspruch genommen haben, gehörten bisher nicht dazu. «Mit Blick auf die weitere Zinsentwicklung können wir es aber auch nicht grundsätzlich ausschließen», kündigte Schwäbisch-Hall-Chef Reinhard Klein am Dienstag in Stuttgart an. Eine Entscheidung dazu gebe es aber noch nicht.


Verbraucherschützer sehen das Vorgehen der Branche kritisch und sprechen von einer rechtlichen Grauzone - vor allem wenn die Bausparsumme noch nicht erreicht ist. (DPA)