Archäologen finden Spuren der ersten schwäbischen Bauern

Ein Grabungshelfer trägt Erdschichten auf einer Ausgrabungsfläche einer jungsteinzeitlichen Siedlung ab. Foto: Daniel Maurer
Ein Grabungshelfer trägt Erdschichten auf einer Ausgrabungsfläche einer jungsteinzeitlichen Siedlung ab. Foto: Daniel Maurer

Archäologen haben bei Kirchheim unter Teck in Baden-Württemberg eines der frühesten Dörfer des Südwestens ausgegraben. Die Bauern-Siedlung stamme vermutlich aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrtausends vor Christus, sagte Grabungsleiter Jörg Bofinger vom Landesamt für Denkmalpflege am Dienstag auf dem Feld. Mit rund 25 000 Quadratmetern handele es sich auch um die größte jungsteinzeitliche Siedlung, die je in der Region gefunden wurde.

In den bis zu 20 Lehmhütten, die nur Fachleute wirklich noch erkennen können, dürften vor mehr als 7000 Jahren bis zu 100 Menschen gleichzeitig gelebt haben, berichtete Bofinger. Der fruchtbare Lössboden muss sie hierher gelockt haben. Am Rande der gerodeten Fläche errichteten die Bauern ihre Siedlung. Im Boden zeichnen sich die Spuren der Holzpfosten von bis zu 30 Meter langen Häusern ab. Die Hauswände waren aus Flechtwerk konstruiert, das mit Lehm verschmiert wurde. Die Häuser hatten einen Speicher, einen Wohn- und einen Arbeitsteil. Auch Tiere wurden hier gehalten.


Wahre Fundgruben für die Archäologen sind die einstigen Abfallgruben neben den Häusern. Keramikscherben, Steinwerkzeuge oder Speisereste geben Hinweise darauf, wie die Bauern hier gelebt haben. Vorratsgefäße wurden entdeckt, Kochgefäße ebenfalls, auch Steine zum Zermahlen von Getreide. Und Werkzeuge wie Kratzer, Schaber oder Messer mit Steinen von der Schwäbischen Alb.


Die typischen Verzierungen auf Tonscherben etwa zeigen, dass dieses Dorf der sogenannten Linearbandkeramischen Kultur zuzuordnen ist - laut Bofinger der frühesten bäuerlichen Kultur in Europa, die vor 7000 Jahren im Raum zwischen dem heutigen Ungarn und Frankreich lebte. Auch mit Hilfe von Fotodrohnen soll das Dorf für die Nachwelt dokumentiert werden. Von Januar 2015 an will die Stadt das Gelände für ein Gewerbegebiet erschließen. Die freigelegten Überreste sollen ins Archäologische Landesarchiv kommen. (DPA)