Nissan Pulsar: Am Puls der Zeit

Ein neuer Spieler auf dem Golfplatz: Der Nissan Pulsar tritt gegen VW Golf, Mazda3 und Co. an. Foto: Nissan
Ein neuer Spieler auf dem Golfplatz: Der Nissan Pulsar tritt gegen VW Golf, Mazda3 und Co. an. Foto: Nissan

Berlin (dpa-infocom) – Mit dem Crossover-Modell Qashqai hat Nissan eine Mode losgetreten. Doch Masse macht man in der Kompaktklasse mit konventionellen Autos. Deshalb stellen die Japaner ihrem Trendsetter nun den Pulsar zur Seite. VW Golf, Opel Astra und Ford Focus haben einen neuen Konkurrenten aus Fernost bekommen: Nach Toyota Auris, Mazda3, Honda Civic, Kia Ceed und Hyundai i30 drängt nun der Nissan Pulsar auf den gut besetzten Golfplatz. 

Denn nachdem die Japaner mit Crossover-Modellen wie dem Qashqai oder dem X-Trail vor allem die experimentierfreudige Kundschaft abgeholt haben, soll der konservativer konstruierte Kompakte nun zu Preisen ab zunächst 15 990 Euro auch die breite Masse bei der Marke halten.


Gewöhnlich, aber nicht langweilig

Zwar zielen die Japaner mit dem Pulsar auf den klassischen Kompaktkunden, der weder expressiv noch experimentierfreudig ist. Doch im Gegensatz zum glücklosen Vorgänger Tiida ist das typische Steilheck kein Langweiler oder Leisetreter. In Europa für Europa entworfen und entwickelt und in Spanien produziert, macht er neben der lokalen Konkurrenz eine gute Figur: Die Scheinwerfer groß und mit dem optionalen LED-Brenner auch gleißend hell, der Kühler stolz, die Motorhaube stark konturiert, die Flanken muskulös und das Heck knackig, übernimmt der Pulsar den Stil seiner abenteuerlustigen Plattformbrüder. Das lässt ihn selbstbewusst und sportlich aussehen und stempelt die Platzhirsche aus Deutschland einmal mehr zur eleganten aber einheitlichen Massenware.


Weil man über Geschmack bekanntlich streiten kann, will Nissan auch mit objektiven Kriterien punkten – und setzt dabei zu allererst auf innere Größe: Obwohl der Pulsar mit 4,39 Metern kaum länger ist als ein VW Golf (4,26 Meter) bietet er vor allem im Fond deutlich mehr Platz. Möglich macht das der konkurrenzlos lange Radstand von 2,70 Metern. Wo man bei der Konkurrenz schon ordentlich die Knie anziehen muss, sitzt man im Fond des Pulsar besser als in mancher Mittelklasse-Limousine – selbst wenn man größer als 1,80 Meter ist.


Vorne breit, hinten geräumig

Der Neuling ist nicht nur um die Hinterbänkler herum konstruiert. Auch in der ersten Reihe sitzt man ausgesprochen bequem, wobei die Japaner dort nicht die Knie, sondern die Ellbogenfreiheit optimiert haben: Durch einen besonders tiefen Türausschnitt in Kombination mit extra breiten Polstern bieten sie die mit Abstand bequemsten Armauflagen. Das ist nur eine Kleinigkeit, macht aber einen großen Eindruck. Egal, ob man vorn oder hinten sitzt, man profitiert vom üppigen Kofferraum: Der fasst 385 Liter und ist dem Klassenprimus aus Wolfsburg damit um fünf Liter voraus.


Ebenfalls punkten kann der Nissan mit seinen Assistenzsystemen. Zwar sind die Sensoren des Safety Shields so sensibel, dass man den Rundumschutz vor lauter Fiepen gleich wieder ausschalten möchte. Doch wer sich darauf verlässt, dem wird beim Spurwechsel und bei der Spurführung genauso geholfen wie beim Rangieren. Und der Around View Monitor, auf dem die Kamerabilder zu einer virtuellen Vogelperspektive komponiert werden, bleibt ziemlich einzigartig.


Lustloses Interieur und lahme Motoren

Das Design markanter, das Platzangebot besser, und die Ausstattung up to date – baut Nissan jetzt plötzlich den besseren Golf? Ganz so weit kommt es nicht. Denn schon bei der tristen Materialauswahl im Innenraum fällt der Japaner deutlich zurück, und sobald man den Startknopf drückt, kühlt die Begeisterung merklich ab. Denn die Motorenauswahl ist zumindest zum Start so vernünftig wie das ganze Auto und entsprechend freudlos: Ein 1,5 Liter großer Diesel mit 81 kW/110 PS und ein Benziner mit 1,2 Litern Hubraum und 85 kW/115 PS taugen kaum zum Kräftemessen in der Kompaktklasse.


Entsprechend blutleer fühlt sich der Pulsar denn auch bei der ersten Testfahrt an. Ja, der Motor ist extrem leise. Und wer ihn mit einem schweren Gasfuß bei Laune hält, der kann auch mit maximal 190 Nm mal zum Überholen ansetzen. Aber mit einem Sprintwert von 10,7 Sekunden und einem Spitzentempo von 190 km/h bleibt der Puls brav in der Ruhezone. Immerhin passt dazu das Fahrverhalten: Denn wo andere Kompakte zum Kurvenräuber getrimmt werden und mit übertriebener Härte eine vermeintliche Sportlichkeit simulieren, gibt der Pulsar die kreuzbrave und relativ komfortable Familienkutsche. Auch da sind die Japaner der Mittelklasse näher als der Kompaktklasse.


Fazit: Gelungenes Comeback

Kein Segment ist dichter besetzt und wurde üppiger aufgerüstet als die Kompaktklasse. Deshalb hat der Nissan als Nachzügler keinen leichten Stand. Doch vor allem mit seinem Platzangebot kann der Pulsar punkten. Auch wenn er die bisherige Ordnung nicht komplett durcheinanderwirbeln wird, ist den Japanern damit ein ordentliches Comeback auf dem Golfplatz gelungen.


Datenblatt: Nissan Pulsar Tekna , Launch Edition 1.2 DIG Turbo

Motor und Antrieb: Vierzylinder-Turbo-Benzindirekteinspritzer
Hubraum: 1197 ccm
Max. Leistung: 85 kW/115 PS bei 4500 U/min
Max. Drehmoment: 190 Nm bei 2000 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
Maße und Gewichte
Länge: 4,38 m
Breite: 1,76 m
Höhe: 1,52 m
Radstand: 2,70 m
Leergewicht: 1265 kg
Zuladung: 485 kg
Kofferraumvolumen: 380-1385 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 10,7 s
Durchschnittsverbrauch: 5,0 Liter/100 km
Reichweite: 920 km
CO2-Emission: 117 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: EU5
Energieeffizienzklasse: k.A.
Kosten
Basispreis des Nissan Pulsar: 15 990 Euro
Grundpreis des Pulsar 1.2 DIG Turbo Tekna, Launch Edition: 21 690 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 68 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Sechs Airbags, LED-Scheinwerfer, Safety Shield
Komfort: Klimaautomatik, Ledersitze, Schlüsselloses Startsystem
Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke


(DPA-INFOCOM)