Neue Studie belegt: Autos verbrauchen mehr Sprit als der Hersteller verspricht

Flickr Tanken, Zapfhahn blu-news.org CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten
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Der tatsächliche Spritverbrauch vieler Autos liegt nach einer aktuellen Studie deutlich über den Herstellerangaben. Die Kluft zwischen dem offiziell angegebenen und dem tatsächlichen Kraftstoffverbrauch ist so groß wie noch nie.


Große Abweichungen im Verbrauch:


Im Schnitt liegt die Differenz um 30 % über den Herstellerangaben, so die Untersuchungen der Forschungsorganisation International Council of Clean Transportation (ICCT).

Noch vor zehn Jahren lag der tatsächliche Spritverbrauch von Autos etwa 10 % über den Angaben. Nach der Studie müssen Autofahrer im Durchschnitt Mehrkosten für Kraftstoff von rund 450 Euro pro Jahr aufbringen. Für die Studie hat der ICCT die Daten von mehr als eine halben Million Fahrzeugen untersucht. "Sämtliche uns vorliegende Datenquellen bestätigen, dass die Lücke zwischen dem von Herstellern veröffentlichten Kraftstoffverbrauch und dem tatsächlich vom Kunden festgestellten Verbrauch seit Jahren zunimmt", so Studienautor Peter Mock. Aktuell misst der ICCT gemeinsam mit dem Neuen Europäischen Fahrzeugtest (NEFZ) den CO2-Verbrauch der Fahrzeuge. Für das Jahr 2017 will das EU-Parlament hier ein weltweit vergleichbares Testverfahren einführen. Peter Mock machte darauf aufmerksam, dass die deutlich steigende Diskrepanz bezüglich des Kraftstoffverbrauchs auch das Erreichen zukünftiger CO2-Ziele erschwert, weiterhin sagte er aber auch, dass die neue Testprozedur eine Reihe der Probleme des heutigen Verfahrens beheben werde.

 

Stimmen zur Studie

 

Auf Anfrage der Deutschen Presse Agentur äußerte sich zunächst der Verband der Automobilindustrie (VDA) zur Studie. In seiner Stellungnahme verwies der VDA auf die anerkannten Testverfahren und erinnerte zudem an die Unterschiede zwischen Kraftstoffverbrauch unter Laborbedingungen und dem Verbrauch im realen Straßenverkehr. Dadurch könne es beim tatsächlichen Verbrauch sowohl zu höheren als auch zu geringeren Werten im Vergleich zum Normverbrauch kommen.

 

Die Bundestagsfraktion der Grünen verlangt hingegen von der Bundesregierung, dass das für 2017 angesetzte Testverfahren auch tatsächlich realisiert wird. "Die Tricksereien der Autohersteller beim Spritverbrauch müssen schnellstens ein Ende haben. Verbrauchszahlen müssen der Wahrheit entsprechen und die Bundesregierung darf nicht versuchen, hier Kriterien wieder aufzuweichen", fordert der Verkehrsexperte Stephan Kühn. Die Kritik der neuen Studie ist überdeutlich: Es sei auffällig, dass der Spritverbrauch mit jeder neu auf den Markt erschienenen Fahrzeuggeneration sprunghaft ansteige.

 

Der Verband der Automobilindustrie sieht vor allem den Fahrer selbst als größten Einfluss auf den Verbrauch. Schon mit einfachen Maßnahmen könne hier der Spritverbrauch reduziert werden. Der Schlüssel ist das vorausschauende Fahren mit wenigen Beschleunigungs- und Bremsphasen. Ferner haben Faktoren wie Beladung, Einsatz von Klimaanlage oder Sitzheizung und die Witterung Einfluss auf den Verbrauch. Weitere Informationen zum Thema Verbrauch bietet der Verbrauchsrechner von autoscout24.de, der darüber hinaus auch allgemeine Tipps zum richtigen Schalten, günstigen Tanken und Inspektionen gibt. Im Oktober stellen die Mineralölhersteller die Produktion auf Winterdiesel um. Dieser Übergang wird nach Angaben des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe schrittweise erfolgen. Zunächst wird der Diesel mit einem Übergangsstoff versehen, der ihn bis zu minus zehn Grad Celsius aushalten lässt. Vom 16. November bis 28. Februar ist der Kraftstoff dann bis zu minus 20 Grad Celsius kälteresistent. Der teure Premiumkraftstoff wurde eingeführt, da moderne Motoren wesentlich kälteanfälliger geworden sind. Dies hat allerdings auch die Folge, dass die Spritpreise in der kalten Jahreszeit steigen werden. Der ADAC rät dazu, rechtzeitig den Winterkraftstoff zu tanken und darauf zu achten, die Restmenge des Sommer- oder Übergangsdiesels im Tank so gering wie möglich zu halten. (Szenario7)