Jeep Renegade: Der Macho in der Modetruppe

Jeep unterwirft sich nicht ganz dem Lifestyle. So ist der Renegade ein kantiger, robuster Typ. Foto: Jeep
Jeep unterwirft sich nicht ganz dem Lifestyle. So ist der Renegade ein kantiger, robuster Typ. Foto: Jeep

Es gibt viele kleine SUV. Doch die meisten davon sehen nur aus wie Geländewagen - behauptet zumindest Jeep und schickt deshalb den Renegade ins Rennen. Der basiert zwar auf dem kreuzbraven Fiat 500L, hat aber tatsächlich das Zeug zum Abenteurer. Sie waren mit dem Willys bei den ersten, die überhaupt einen Geländewagen gebaut haben. Sie haben mit dem Cherokee das Segment der SUV erfunden und mit dem Grand Cherokee den Luxus in die Offroad-Szene gebracht. Nur den Trend zum kleinen Geländewagen haben die Manager bei Jeep irgendwie verschlafen. 

Denn daheim in Amerika sind Autos um die vier Meter ja doch nur bessere Spielzeuge. Doch mit Fiat als europäischer Konzernmutter und dem Weltmarkt im Blick, wetzten die Amerikaner diese Scharte jetzt aus: Mitte Oktober schicken sie deshalb gegen Autos wie den Opel Mokka oder den Ford EcoSport zu Preisen ab 19 900 Euro den Jeep Renegade ins Rennen.


Legende trifft Lifestyle

Wo die Konkurrenten allein auf Lifestyle setzen, würzt Jeep das Genre mit einer gehörigen Portion Legende: Unübersehbar haben die Designer 1941 als Geburtsjahr der Marke ins Armaturenbrett geprägt. Wo man hinschaut, bleibt das Auge am traditionellen Kühlergrill aller Jeep-Modelle hängen, der als Zierelement in viele Konsolen geschnitten wurde. Und überall am und im Auto taucht das markante Kreuz auf, das schon am allerersten Willys Jeep zu sehen war: Als Verstärkung im amtlichen Army-Kanister, der mit dem Geländewagen und die Welt ging.


Es sind aber nicht nur solche oft augenzwinkernd gemeinten Zitate aus einer glorreichen Vergangenheit, die den Renegade aus der aktuellen SUV-Flotte heraus heben. Schon seine kantige, robuste Form macht den Unterschied: Wo die anderen mit der Mode gehen, betont sportlich aussehen wollen und sich bisweilen sogar als Coupé tarnen, gibt der Renegade den Macho und lässt selbstbewusst die Muskeln spielen. Selbst wenn er ein bisschen so aussieht wie ein zu groß geratenes Spielzeugauto meint es dieser Geländewagen ernst.


Reif für den Rubicon

Dieses Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr: Während es für manche Konkurrenten nicht einmal Allradantrieb gibt, bietet Jeep sogar zwei unterschiedliche 4x4-Systeme samt vieler elektronischer Offroad-Hilfen an und hat die Top-Version Trailhawk sogar über den legendären Rubicon-Trail gescheucht. Wer dort durchhält, so die Botschaft, dem kann der Alltag nun wirklich nichts mehr anhaben.


Aber keine Sorge, wer nur durch den Dschungel der Großstadt pirschen will, der muss die ganze Abenteuer-Technik nicht kaufen. Dann sinkt der Preis schnell um mehrere tausend Euro und der Renegade wird zu einem ganz gewöhnlichen Fronttriebler, den nur die kantige Karosserie und die höhere Bodenfreiheit von einem kompakten Kombi unterscheiden.


Sechs Motoren zur Wahl

Unter der Haube steckt dann zum Beispiel ein 1,4-Liter-Benzindirekteinspritzer, der mit 103 kW/140 PS in der Palette von je drei Dieseln und Benzinern von 81 kW/110 PS bis 125 kW/170 PS einen Kompromiss zwischen Preis und Performance bietet. Mindestens 22 700 Euro teurer, entwickelt er bis zu 230 Nm, die mit dem Renegade im Stadtverkehr und bei der gemütlichen Landpartie leichtes Spiel haben. Nur wenn man auf kurzen Strecken überholen oder auf der Autobahn etwas Zeit gut machen will, rächt sich das Gewicht des Geländewagens: Weil der Renegade immerhin 1,4 Tonnen wiegt, braucht der Turbo von 0 auf 100 km/h 9,3 Sekunden und bei 181 km/h geht ihm die Puste aus. Na ja, und dass man dabei den Normwert von 6,0 Litern (CO2-Ausstoß: 140 g/km) nie und nimmer erreicht, ist keine Überraschung.


Egal ob unter dem Blech die Technik für den Alltag oder das Abenteuer stecken - immer gibt der Renegade den charakterstarken Praktiker, der mit überraschenden inneren Werten punkten kann. Konstruiert auf der Plattform des Fiat 500L und als erster Jeep in Italien gebaut, bietet er bei 4,26 Metern Länge und 1,57 Metern Radstand nicht nur viel Platz in der ersten und ordentlich Platz in der zweiten Reihe sowie einen Kofferraum, der mit 351 Litern auf Golf-Niveau liegt. Sondern im Gegensatz zu vielen anderen Jeeps stimmt diesmal sogar die Materialanmutung, es geht hübsch bunt zu und die Ausstattung ist überraschend modern. So ist der Renegade der erste seiner Art mit einer neunstufigen Automatik, es gibt ein brillantes Display zwischen den Instrumenten, einen großen Touchscreen in der Mittelkonsole und auf Wunsch Assistenzsysteme wie einen Auffahrschutz oder Hilfe beim Ein- und Ausparken.


Fazit: Eine authentische Alternative

Jeep kommt spät, aber gewaltig. Denn als kantiger Charaktertyp hat der Renegade durchaus das Zeug, sein Segment ordentlich durcheinander zu wirbeln - selbst wenn man nur zum Kindergarten und nicht gleich bis zum Kilimandscharo fahren möchte, ist er eine ebenso authentische wie alltagstaugliche Alternative zur etablierten Konkurrenz. Wenn schon SUV, warum dann nicht gleich das Original?

Datenblatt: Jeep Renegade 1.4 MultiAir « Limited »


Motor und Antrieb:


Vierzylinder-Turbo-Benziner

Hubraum: 1368 ccm
Max. Leistung: 103 kW/140 PS bei 5500 U/min
Max. Drehmoment: 230 Nm bei 1750 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
Maße und Gewichte
Länge: 4,25 m
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,69 m
Radstand: 2,57 m
Leergewicht: 1395 kg
Zuladung: 470 kg
Kofferraumvolumen: 351-1297 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 181 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 9,3 s
Durchschnittsverbrauch: 6,0 Liter/100 km
Reichweite: 800 km
CO2-Emission: 140 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: EU6
Energieeffizienzklasse: C
Kosten
Basispreis des Jeep Renegade: 19 900 Euro
Grundpreis des Jeep Renegade 1.4 MultiAir «Limited»: 24 300 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 118 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Sechs Airbags, Auffahrwarnsystem, Spurhalte-Assistent
Komfort: Klimaautomatik, Infotainment-Touchscreen, Tempomat
Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke


(DPA-INFOCOM)