Fuchsberger ist tot: «Danke für alles, Blacky!»

Joachim Fuchsberger ist tot. Foto: Peter Kneffel
Joachim Fuchsberger ist tot. Foto: Peter Kneffel

Joachim Fuchsberger war einer der Großen des Fernsehens: Jahrzehntelang hat er die Menschen unterhalten - als Entertainer, Showmaster und Schauspieler. Er starb am Donnerstag im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Grünwald bei München, wie seine Frau der Nachrichtenagentur dpa mitteilte. «Die Organe haben nicht mehr mitgemacht», sagte sie. In den vergangenen Wochen sei Fuchsberger in mehreren Kliniken behandelt worden und danach wieder nach Hause gekommen. «Er war fröhlich. Er dachte, es klappt.»

Der beliebte Showmaster («Auf los geht's los» ) gehörte mit Peter Frankenfeld, Rudi Carrell, Hans Rosenthal und Hans-Joachim Kulenkampff zu den prägenden Figuren der westdeutschen Nachkriegsunterhaltung. Bekannt wurde Fuchsberger auch durch seine Auftritte bei mehreren Edgar-Wallace-Krimis in den 60er Jahren. Ans Aufhören dachte der 87-Jährige noch nicht, wollte er doch noch einen Film drehen, zu dem er die Idee hatte: «Über(s)leben» über einen jungen Autor, der eine Biografie über einen alten Schriftsteller schreiben soll und diesen mit provokanten Fragen reizt.


Die Produzentin Ariane Krampe hatte noch vor knapp zwei Wochen mit Fuchsberger telefoniert. «Er kam gerade aus der Reha und wollte wissen, wann wir denn jetzt drehen», sagte sie der dpa. «Es war so sehr sein Wunsch, diesen Film noch machen zu können.» Freunde und Kollegen bedauerten den Tod des beliebten Schauspielers und Entertainers zutiefst, allen voran sein guter Freund Jan Josef Liefers, der in «Über(s)leben» mit ihm vor der Kamera stehen sollte.


Beim Dreh für den TV-Komödien-Zweiteiler «Die Spätzünder» hatten sie sich kennengelernt. «Unsere besondere und eigenwillige Freundschaft hält bis heute» - über den Tod hinaus, schrieb Liefers auf Facebook. Auch der Komiker Bastian Pastewka verabschiedete sich über das soziale Netzwerk: «In meinen Augen ist er für immer der generationenübergreifende Sir Joachim Fuchsberger, der seine Kunst auf allen Feldern perfekt beherrschte, ohne zu herrschen». Sie kannten sich von der Edgar-Wallace-Parodie «Neues vom Wixxer». Fernsehkritiker Oliver Kalkofe twitterte: «Danke für alles, Blacky! Tut verdammt weh so ohne dich...».


Und Alice Schwarzer, ehemalige Ratekandidatin aus Fuchsbergers Sendung «Ja oder Nein», hatte das Gefühl, Fuchsberger werde ewig leben: «Er war immer so lebendig, so zukunftsorientiert, kurzum: scheinbar unsterblich.» Und dann gab es noch eine Verneigung von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU): «Seine große Neugier auf das Leben, sein Interesse an Mitmenschen machten ihn so besonders. Dafür haben ihn die Menschen geachtet, gemocht und geliebt.» Fuchsberger, von Freunden und Fans kurz «Blacky» genannt, hatte seine Medienkarriere als Sprecher im Bayerischen Rundfunk begonnen. Zuvor war er Bergmann in einer Zeche in Recklinghausen, Monteur für Setz- und Druckmaschinen, Werbeleiter und Schlagertexter. So verfasste er für Udo Jürgens das Lied «Was ich Dir sagen will». Doch seine Berufung war die große Bühne - Fernsehen, Theater, Kino. Millionen Fernsehzuschauer liebten ihn.


Bekannt wurde er in den 1960er Jahren durch seine Rollen in den Kriminal- und Schauerfilmen nach Edgar-Wallace-Romanen: «Die toten Augen von London», «Das Gasthaus an der Themse», «Der Hexer» und andere Filme waren Kinohits, die später zu erfolgreichen TV-Klassikern wurden. Jahrzehnte später kehrte Fuchsberger in einer Nebenrolle noch einmal in diese Welt zurück - in der Edgar-Wallace-Parodie «Neues vom Wixxer» von 2007.


Als Showmaster feierte er Erfolge mit «Auf los geht's los» oder «Ja oder nein», einer Weiterentwicklung von Robert Lembkes heiterem Beruferaten - eine Garantie für hohe Einschaltquoten. Fuchsberger konnte die Menschen für sich einnehmen, wie er in seiner Talkshow «Heut' abend» bewies. Viele seiner prominenten Gäste vertrauten dem charmanten Plauderer mit den grau-melierten Haaren Geheimnisse an, die sie woanders noch nicht preisgegeben hatten. Auch seine autobiografischen Bücher wie «Altwerden ist nichts für Feiglinge» und «Zielgerade» waren Erfolge. Privat war Fuchsberger trotz des Erfolges beständig: Am 2. Dezember 1954 heiratete er die Schauspielerin Gundula Korte. Fast 60 Jahre lang ging er mit seiner «Regierung» gemeinsam durch Höhen und Tiefen. «Meine Liebe zeige ich dadurch, dass ich gehorsam bin, dass ich ihre Befehle befolge», scherzte er vor ein paar Monaten. «Ich mache das Frühstück, ich mache mein Bett. Und dann sage ich sehr oft mittendrin: «Ich liebe Dich.» - was sie meistens nicht zur Kenntnis nimmt. Sie ist da etwas kurz angebunden.»


2010 dann der schlimmste Schicksalsschlag: Der Unfalltod ihres Sohnes Thomas. «Es ist in unserem hohen Alter eine brutale Beendigung unserer Lebensfreude, die wir noch hatten», hatte Fuchsberger in einem Interview kurz danach erklärt. «Wir haben das Wertvollste verloren - unseren einzigen Sohn.» Doch das Ehepaar fasste zumindest nach außen neuen Lebensmut. Am 2. Dezember wollten die beiden Diamantene Hochzeit feiern - ein Wunsch, der nun nicht mehr in Erfüllung geht. Auch wenn Fuchsberger noch charmant erzählen und scherzen konnte, war er doch gesundheitlich angeschlagen. 2013 hatte er einen Schlaganfall erlitten und viel Zeit im Krankenhaus verbracht. Auch in den vergangenen Monaten musste er häufiger in der Klinik behandelt werden. dpa