Apple stellt Computeruhr und größere iPhones vor

Die einzelnen Apps werden mit runden Symbolen angezeigt. Foto: Christoph Dernbach
Die einzelnen Apps werden mit runden Symbolen angezeigt. Foto: Christoph Dernbach

Apple will mit seiner ersten Computeruhr den Erfolg von iPhone und iPad wiederholen. Konzernchef Tim Cook präsentierte am Dienstag die seit langem erwartete Apple Watch, die verschiedene Smartphone-Funktionen übernehmen soll. Die Uhr ist der erste Vorstoß von Apple in eine neue Produktkategorie seit dem iPad-Tablet vor über vier Jahren. Außerdem stellte Apple zwei iPhone-Modelle mit deutlich größeren Bildschirmen und ein mobiles Bezahlsystem vor, das der herkömmlichen Brieftasche Konkurrenz machen soll.

Die Uhr war die zentrale Apple-Neuheit. Sie soll zum Beispiel das Wetter anzeigen, als Stoppuhr dienen und Gesundheitsdaten sammeln. Man kann Anrufe starten und beantworten, Kurznachrichten diktieren und auch die Musik-Wiedergabe steuern. Die Uhren können auch direkt untereinander kommunizieren. Man kann sie in einigen Hotels als Zimmerschlüssel benutzen oder sich Informationen zu einem Flug anzeigen lassen. «Wir glauben, dass dieses Gerät neu definieren wird, was die Menschen von dieser Produktkategorie erwartet», sagte Cook.


Die Börsianer zeigten sich noch nicht überzeugt. Als zunächst die neuen großen iPhones gezeigt wurden, stieg der Kurs. Nach den ersten Eindrücken von der Uhr ging die Aktie auf Talfahrt und schloss am Ende des Tages leicht im Minus.


Die Uhr soll es in zwei Größen und in drei verschiedenen Ausführungen geben, sie hat einen quadratischen Bildschirm mit abgerundeten Ecken. In der hochwertigsten Version ist das Gehäuse vergoldet. Mit Rücksicht auf das kleine Display wurde eine komplett neue Bedienung entwickelt. Die einzelnen Apps werden mit runden Symbolen angezeigt. Die Steuerung läuft zum Teil über den von herkömmlichen Uhren bekannten Drehknopf an der Seite. Er dient zur Navigation auf dem Bildschirm und übernimmt auch die Rolle des Home-Buttons.


Die Uhr braucht für die meisten Funktionen die Verbindung zu einem iPhone. Sie funktioniert mit Apple-Handys ab dem zwei Jahre alten Modell iPhone 5. Zugleich soll sie das neue Bezahlsystem Apple Pay aber auch im Alleingang unterstützen. Die Uhr wird Anfang kommenden Jahres ab 349 Dollar verfügbar sein. Apple machte keine konkreten Angaben zur Batterielaufzeit.


Die Funktionen der Uhr erinnern an bisherige Modelle unter anderem von Samsung, LG und Motorola. Bei den aktuellen Computeruhren kritisieren Branchenbeobachter oft die Bedienung und die Akkulaufzeiten. Es wird sich zeigen, ob es Apple gelingt, die Vision eleganter umzusetzen. Cook muss mit der Computeruhr beweisen, dass er die Fußstapfen seines großen Vorgängers Steve Jobs ausfüllen kann. Sie wurde komplett nach dem Tod von Jobs im Oktober 2011 entwickelt.


Apple präsentierte wie erwartet auch zwei größere iPhone-Modelle mit Display-Diagonalen von 4,7 und 5,5 Zoll (knapp 12 und knapp 14 cm). Sie heißen iPhone 6 und iPhone 6 Plus und kommen am 19. September auf den Markt. «Sie sind größer, sie sind viel größer», sagte Marketingchef Phil Schiller. Konkurrierende Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android haben schon länger größere Displays. Apple sperrte sich bisher gegen diesen Trend.


Das iPhone ist das wichtigste Apple-Produkt. Es macht über die Hälfte des Geschäfts des Konzerns aus. Apples Anteil am weltweiten Smartphone-Markt war zuletzt auf zwölf Prozent abgerutscht. Samsung ist mit seinen Android-Handys der weltweite Marktführer.


Zudem stellte Apple eine digitale Geldbörse im neuen iPhone 6 vor. Sie ist als Alternative zu Bankkarten und Bargeld gedacht. Damit soll es reichen, das Telefon an das Lesegerät an der Kasse zu halten und die Zahlung per Fingerabdruck auf dem iPhone-Sensor zu bestätigen. Apple Pay nutzt den Nahfunk-Standard NFC, auf den die Finanzbranche für mobile Bezahldienste setzt. Die Kreditkarten-Firma Mastercard kündigte an, bis 2018 sollen alle Terminals in Deutschland und bis 2020 alle in Europa NFC-Zahlungen unterstützen. Das Apple-System wird zunächst nur in den USA eingeführt.


Apple sammele dabei keine Daten, betonte iTunes-Chef Eddy Cue. «Apple weiß nicht, was Sie gekauft haben, wo Sie es gekauft haben und wie viel Sie dafür bezahlt haben.» Auch mit dem Händler würden dabei keine Karten-Informationen geteilt. Die Finanzbranche und Mobilfunk-Anbieter versuchen seit Jahren, eine digitale Brieftasche im Smartphone zu etablieren. Apple wird zugetraut, den Bemühungen einen kräftigen Schub zu geben.


Ausgerechnet an dem wichtigen Abend leistete sich Apple eine Panne: Die Übertragung im Internet brach immer wieder zusammen. Der Live-Stream lief erst zum Schluss wieder stabil, als die irische Band U2 auftrat. Die Musiker spielten Lieder aus ihrem neuen Album «Songs of Innocence», das Apple 500 Millionen Nutzern seiner Plattform iTunes schenkt. Es dürfte damit einen Rekord als am häufigsten heruntergeladenes Album aufstellen. (DPA)