Lufthansa-Piloten streiken in München: Rund 110 Flüge gestrichen

Die Lufthansa-Piloten legen die Arbeit nochmal nieder. Foto: Boris Roessler
Die Lufthansa-Piloten legen die Arbeit nochmal nieder. Foto: Boris Roessler

Die Lufthansa-Piloten wollen an diesem Mittwoch den Flugverkehr der Airline am Drehkreuz München in weiten Teilen lahmlegen. Zwischen 10.00 und 18.00 Uhr sind die Piloten aufgerufen, die Arbeit niederzulegen, wie die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Die Airline reagierte mit einem Sonderflugplan und strich rund 110 Flüge von und nach München. Insgesamt sind den Angaben zufolge 13 500 Passagiere betroffen. Lufthansa wies aber darauf hin, dass Langstreckenflüge von München aus starten sollen. 

Am Abend kündigte der Konzern ein konkretisiertes Angebot für Anfang kommender Woche an.


Hintergrund des festgefahrenen Tarifkonflikts ist der Streit um die sogenannte Übergangsversorgung, die Lufthansa-Piloten bislang in ihrem Vorruhestand erhalten. Bereits am vergangenen Freitag hatten sie in Frankfurt zwei Stunden weniger gestreikt und mehr als 200 Flüge am Boden gehalten.


Dem am Abend veröffentlichten Sonderflugplan zufolge sollen Passagiere auch über andere Lufthansa-Drehkreuze wie Frankfurt, Zürich, Wien und Brüssel, die vom Streik nicht betroffen seien, umgeleitet werden. Insgesamt könnten so mehr als 2000 Fluggäste ihr Ziel trotz des Ausstands erreichen. Die Passagiere würden per SMS oder Mail informiert. Von Streichungen betroffene Fluggäste könnten kostenfrei umbuchen oder stornieren, innerdeutsch ist der Umstieg auf die Bahn möglich. Zudem seien in München Hunderte Hotelzimmer angemietet, im Transitbereich würden Übernachtungsmöglichkeiten eingerichtet.


Der Konzern kritisierte den neuerlichen Arbeitskampf scharf: «Dieser Streik der Piloten wird unseren Fluggästen erhebliche Unannehmlichkeiten bereiten, gerade in der letzten Ferienwoche in Bayern mit traditionell hohem Rückreiseaufkommen», erklärte der für München verantwortliche Lufthansa-Manager Thomas Klühr. Die Gesellschaft wies zudem darauf hin, dass nur Flüge der Marke Lufthansa betroffen seien, nicht aber der Töchter wie Swiss, Austrian oder Germanwings.


Es ist inzwischen der vierte Streik innerhalb von fünf Monaten. Vorausgegangen war ein dreitägiger Vollstreik im April und in den vergangenen Wochen Arbeitsniederlegungen bei der Lufthansa-Tochter Germanwings, deren Piloten ebenfalls unter den Konzerntarifvertrag fallen. Im August waren die Auswirkungen mit einem Streiktag gering geblieben, so dass der Lufthansa-Konzern seine Passagierzahl um vier Prozent steigern konnte. Gleichzeitig bestätigte das Unternehmen Medieninformationen, dass es die Ticketpreise auf verschiedenen Verbindungen ab dem 11. September erhöht.


Hintergrund ist ein seit langem schwelender Tarifkonflikt bei Europas größtem Luftverkehrskonzern. Im Kern geht es um die Übergangsversorgung, die Lufthansa-Piloten bislang in ihrem Vorruhestand erhalten. Im Schnitt gehen Lufthansa-Kapitäne derzeit mit knapp 59 Jahren in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will das durchschnittliche Eintrittsalter schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Beide Seiten hatten sich gegenseitig für das Scheitern der bisherigen Verhandlungen verantwortlich gemacht und behaupten ihrerseits, zu einer Einigung bereit zu sein.


Die Details des konkretisierten Angebots sollen der Belegschaft Anfang kommender Woche direkt nahegebracht werden, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Abend in Frankfurt. Es handele sich dabei nicht um eine neue Offerte, sondern es würden zusätzliche Details des bislang nur an VC gesandten Angebots genannt, erläuterte die Fluggesellschaft.


Auch für Bahnreisende bleibt die Lage angespannt, bis Ende kommender Woche bleiben die Fahrgäste aber wohl von Warnstreiks und ihren Folgen verschont. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will an diesem Donnerstag bekanntgeben, ob eine Urabstimmung über reguläre Streiks eingeleitet wird. Diese Mitgliederbefragung würde mindestens zehn Tage dauern. In diesem Zeitraum - mindestens bis 21. September - schließt die GDL Warnstreiks aus. (DPA)