Vom Wattenmeer bis zu den Alpen - Nationalparks in Deutschland

Die Steilküste des Nationalparks Jasmund bei Sassnitz auf der Insel Rügen: Die Kreidefelsen ragen teilweise bis 120 Meter empor. Foto: Stefan Sauer
Die Steilküste des Nationalparks Jasmund bei Sassnitz auf der Insel Rügen: Die Kreidefelsen ragen teilweise bis 120 Meter empor. Foto: Stefan Sauer

Zurück zur Natur: 15 Nationalparks und viele weitere große Schutzgebiete bedecken fast ein Drittel der Fläche Deutschlands. Das Wattenmeer ist sogar Weltnaturerbe. Ein Spaziergang im Wald oder am Meer, Radeln am Fluss oder Wandern im Gebirge. Viele Menschen wollen sich in der Natur erholen. Doch Wald-, Wasser- und Küstenlandschaften sowie Flora und Fauna brauchen auch Schutz.

Welche Schutzgebiete gibt es in Deutschland?

Im Bundesnaturschutzgesetz sind verschiedene Kategorien festgelegt: Naturschutzgebiete, Nationalparks, Biosphärenreservate, Naturparks und Landschaftsschutzgebiete sind die wichtigsten. Ihre Flächen können sich überschneiden, manchmal sind sie fast identisch. Auf europäischer Ebene gibt es das Schutzgebietsnetz Natura 2000. Seit 2002 besteht die gesetzliche Vorgabe, ein bundesweites Biotopverbundsystem einzurichten, das mindestens zehn Prozent der Landesfläche umfassen soll.

 

Seit wann gibt es in Deutschland gesetzlich geschützte Gebiete?

Die Kategorie Naturschutzgebiet wurde erstmals im Preußischen Feld- und Forstpolizeigesetz von 1920 verankert. Das Neandertal wurde danach im August 1921 als erstes Naturschutzgebiet festgesetzt. Es folgten die Lüneburger Heide (Dezember 1921) und das Siebengebirge (Juni 1922). Ende 2012 gab es mehr als 8500 Naturschutzgebiete.

 

Wie groß sind die Schutzgebiete?

Etwa 60 Prozent der Naturschutzgebiete in Deutschland sind kleiner als 50 Hektar. Das größte ist das Nordfriesische Wattenmeer (etwa 137 000 Hektar). Es ist gleichzeitig Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (etwa 440 000 Hektar). Die außergewöhnliche Watt-, Wiesen- und Dünenlandschaft an der niederländischen und deutschen Nordseeküste ist sogar Unesco-Naturerbe und kann damit neben Naturwundern wie dem Grand Canyon in den USA bestehen.

 

Wie viele Nationale Großschutzgebiete gibt es?

Es sind rund 130: gut 100 Naturparks, 15 Nationalparks und 16 von der Unesco anerkannte Biosphärenreservate. Sie nehmen zusammen etwa 30 Prozent der Fläche Deutschlands ein. Naturparks dienen der Erholung und sind meist weniger streng geschützt.

 

Welche Funktion haben Nationalparks?

Vom Wattenmeer bis zum Alpennationalpark Berchtesgaden sind die unterschiedlichsten Landschaften geschützt. Die Nationalparks haben einschließlich Nord- und Ostseebereichen eine Gesamtfläche von etwa einer Million Hektar (ohne Wasserflächen 204 000 Hektar). In ihnen soll sich die Natur ungestört zu einer Wildnis entwickeln können. Der Großteil der Flächen darf nicht vom Menschen genutzt werden, behutsamer Tourismus ist aber erlaubt. Der 1970 gegründete Nationalpark Bayerischer Wald ist der älteste. Erst in diesem Jahr wurde der Nationalpark Schwarzwald neu ausgewiesen.

 

Und was sind Biosphärenreservate?

Biosphärenreservate sind Modellregionen, bei denen es um einen Ausgleich von Naturschutz und wirtschaftlichen Interessen geht. Die biologische Vielfalt wird geschützt, nachhaltiger Tourismus gefördert und umweltschonende Landwirtschaft betrieben. Der bei Touristen beliebte Spreewald in Brandenburg ist ein solches Reservat. Im Biosphärenreservat Rhön (Bayern/Hessen/Thüringen) trägt beispielsweise die Vermarktung regionaler Produkte wie des Rhönschafs oder alter Apfelsorten zum Erhalt der Kulturlandschaft bei.

 

Wie steht es mit Pflanzen und Tieren in den Schutzgebieten?

Großschutzgebiete geben gefährdeten oder extrem seltenen Tierarten Lebensraum wie Luchs, Steinbock, Auerhuhn, Schreiadler, der europäischen Sumpfschildkröte oder endemischen Fischarten wie der Schaalsee-Maräne. Allein im Wattenmeer leben rund 10 000 verschiedene Pflanzen- und Tierarten. Zudem nutzen Millionen Zugvögel das Gebiet als Brut- und Raststätte.

 

Welche Rolle spielt der Tourismus?

Der Würzburger Professor Hubert Job hat berechnet, dass die Nationalparks jährlich etwa 51 Millionen Besucher anziehen. Sie sorgen für einen Bruttoumsatz von rund 2,1 Milliarden Euro. Die großen Wattenmeer-Nationalparks haben dabei einen Anteil von etwa 80 Prozent. Hier steht sicherlich der Strandurlaub an erster Stelle. Aber immerhin kommt ein Fünftel aller Nationalpark-Besucher gezielt wegen der Schutzgebiete, wie die Studie ergab. (DPA)

 

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