Umgang mit Ditib sorgt für Zwist in der Landesregierung

Guido Wolf (CDU). Foto: Marijan Murat/Archiv
Guido Wolf (CDU). Foto: Marijan Murat/Archiv

In der grün-schwarzen Regierung gibt es weiterhin unterschiedliche Meinungen über den Umgang mit dem umstrittenen Islam-Dachverband Ditib. Nach Ansicht von Justizminister Guido Wolf (CDU) sollte das Land die Zusammenarbeit beenden. Sein Kabinettskollege Sozialminister Manne Lucha (Grüne) hält dagegen. Auch Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will Zeitungsberichten zufolge die Türen für den Dialog mit Ditibi offen halten.

 

Wolf nahm in den Zeitungen «Heilbronner Stimme» und «Mannheimer Morgen» (Samstag) Bezug auf die Entscheidung von Ditib, sich nicht an diesem Samstag an dem in Köln geplanten Friedensmarsch von Muslimen gegen islamistischen Terror zu beteiligen. «Die bedingungslose Ächtung von Terrorismus ist ein Grundkonsens in unserer Gesellschaft», sagte Wolf. Wer hieran nur den geringsten Zweifel aufkommen lasse, stelle sich politisch und gesellschaftlich ins Abseits. «Die Antwort darauf kann nur sein, jede Zusammenarbeit mit Ditib, auch hier in Stuttgart, zu beenden.»

 

Eisenmann sagte demgegenüber den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung» (Samstagsausgaben), den muslimischen Kindern und Jugendlichen müsse eine «fundierte, kritische und werteorientierte» Auseinandersetzung mit ihrer Religion ermöglicht werden. «Deshalb setzen wir in der Zusammenarbeit beim islamischen Religionsunterricht weiterhin auf einen kritischen Dialog mit den islamischen Verbänden im Land.»

 

Im Südwesten nimmt Ditib am Runden Tisch der Religionen teil. Integrationsminister Lucha verteidigte die Zusammenarbeit. «Die Ditib-Vertreter in Baden-Württemberg gehören überwiegend gerade nicht zu den Hardlinern innerhalb der Ditib in Deutschland», erklärte er. Wer ein Ende der Zusammenarbeit fordere, müsse sich darüber klar sein, dass er damit die liberalen Kräfte in der Ditib massiv schwächen und die radikalen Kräfte stärken würde.

 

Die Absage der Teilnahme des Ditib-Bundesverbandes an der Demonstration in Köln ist aber auch für Minister Lucha «vollkommen unverständlich». «Gerade jetzt, in der für Muslime so bedeutsamen Zeit des Ramadan, hätte Ditib gemeinsam mit vielen anderen muslimischen Organisationen ein deutliches Zeichen gegen Terrorismus und Gewalt und für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt setzen können.»

 

Das Vorgehen des Ditib-Bundesverbandes stößt allerdings auch in den eigenen Reihen auf Kritik. «Wir sind mit der Entscheidung des Dachverbands nicht unbedingt einverstanden», sagte etwa der Vereinsvorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde in Mannheim, Bilal Dönmez, dem «Mannheimer Morgen» (Samstag-Ausgabe).

 

Wegen des Einflusses der türkischen Behörden steht die Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) wiederholt in der Kritik. Der Moscheeverband gilt als größter Zusammenschluss von Moscheegemeinden in Deutschland. (DPA/LSW)