Frost als Naturkatastrophe: Hilfspaket für Bauern

Eine vom Frost geschädigte Blüte einer Erdbeerpflanze. Foto: Ina Fassbender/Archiv
Eine vom Frost geschädigte Blüte einer Erdbeerpflanze. Foto: Ina Fassbender/Archiv

Stuttgart (dpa/lsw) - Das Land hat den Frost im April als Naturkatastrophe eingestuft - und damit den Weg für finanzielle Hilfen für Landwirte frei gemacht. Die Existenzängste der Winzer, Obst- und Gemüsebauern seien zum Teil gravierend, sagte Agarminister Peter Hauk (CDU) am Dienstag in Stuttgart. «Das sind Notlagen, wo wir nicht wegsehen dürfen.» Der Landesbauernverband (LBV) begrüßte die grundsätzliche Bereitschaft des Landes, krisengeschüttelten Betrieben zu helfen.

 

Die Hilfen werden nach den Worten von Hauk die sieben Millionen Euro deutlich überschreiten, die vom Frost betroffene Bauern im Jahr 2011 als Zuschuss erhalten hatten. Die Schäden infolge der tiefen Minusgrade vom 19. bis 21. April dieses Jahres seien drei bis vier Mal so groß wie damals. Im Herbst soll die Bilanz des tatsächlichen Gesamtschadens gezogen und auf dieser Basis sollen Hilfsmöglichkeiten im Detail beschlossen werden - etwa direkte Zuschüsse aus Landesmitteln, zinsverbilligte Darlehen oder Steuerstundungen.

 

Die Früchte sind unterschiedlich betroffen von der ungünstigen Witterung: Bei den rund 2700 Hektar Erdbeerfeldern im Land weist etwa die Hälfte der Fläche Blütenschäden im Bereich von 20 Prozent bis 80 Prozent auf. Von den rund 4000 Hektar Kirsch- und Zwetschgenbäumen sind rund 3000 Hektar sehr stark beschädigt. Beim Weinbau hat der Frost ein Viertel der Fläche von insgesamt 28 000 Hektar geschädigt, wie Hauk berichtete.

 

Das Hilfspaket wird in die nächsten Haushaltsberatungen einbezogen. Entschädigt werde ab einem Ertragsausfall im Betrieb von 30 Prozent, sagte Hauk. Zum Teil gebe es überhaupt keine Ernte. Geprüft werden müsse, ob Bauern künftig eine steuerfreie Risikorücklage anlegen können. Das müsse ins CDU-Wahlkampfprogramm aufgenommen werden, weil dies mit der SPD in Berlin nicht durchzusetzen sei. Dies forderte auch der Landesbauernverband.

 

Die Landwirtschaftliche Rentenbank werde ihre Programme zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen ausweiten. Zudem will sich das Land erneut für die Einführung angemessener Frostversicherungen für Obstbauern beim Bund einsetzen. Diese existierten nicht oder überforderten die Landwirte wegen hoher Beiträge. Eine Pflichtversicherung wäre für die Betroffenen das günstigste, sagte Hauk.

 

Absicherung sei nötig, denn die Schäden seien Folge des Klimawandels, wie Hauk und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) unisono erläuterten. «Fröste gab es schon immer, aber das Entscheidende ist dass die Pflanzen früher austreiben und anfälliger werden für Fröste: Der Frühling beginnt immer früher», sagte Kretschmann. Der Unterschied betrage zum Vergleichsdatum vor 60 Jahren etwa zehn Tage. (DPA/LSW)