Borussia Dortmund stürzt Bayern im DFB-Pokal

Dortmunds Ousmane Dembele (M) jubelt mit den Trainern über seinen Treffder zur 3:2-Führung. Foto: Peter Kneffel
Dortmunds Ousmane Dembele (M) jubelt mit den Trainern über seinen Treffder zur 3:2-Führung. Foto: Peter Kneffel

Borussia Dortmund hat dem FC Bayern in einem packenden Pokalkampf den nächsten schweren K.o. verpasst. Eine Woche nach dem bitteren Champions-League-Aus gegen Real Madrid unterlag der Titelverteidiger dem Dauerrivalen im Halbfinale mit 2:3 (2:1).

Ousmane Dembélé schoss den BVB vor 75 000 Zuschauern in der 74. Minute ins vierte Pokalendspiel nacheinander. Die Borussia trifft am 27. Mai im Berliner Olympiastadion auf Eintracht Frankfurt.

Pierre-Emerick Aubameyang (69.) und Marco Reus (19.) erzielten die weiteren Tore für die Dortmunder, die am Ende physisch stärker waren. Trainer Thomas Tuchel jubilierte: «3:2 in München gewonnen - das ist Wahnsinn!»

 

Die Bayern, die sich in der ersten Saison mit Trainer Carlo Ancelotti wohl mit dem programmierten fünften Meistertitel am Stück bescheiden müssen, hatten durch Javi Martínez (28.) und den Ex-Dortmunder Mats Hummels (41.) geführt, vergaben aber durch Robert Lewandowski und Arjen Robben mehrere Großchancen zu einem vorentscheidenden 3:1.

«Das ist eine große Enttäuschung», kommentierte Bayern-Kapitän Philipp Lahm, für den es das letzte Pokalspiel seiner Karriere war. «Wir hatten genug Chancen, den Sack früh zuzumachen», haderte auch Lahms Teamkollege David Alaba. Der Österreicher musste eingestehen: «Dortmund hat das am Ende gut gemacht.»

 

Das Aufeinandertreffen der beiden deutschen Fußball-Schwergewichte entwickelte sich sofort zu einer hoch intensiven Begegnung, die neben großer fußballerischer Klasse und etlichen Wendungen auch jede Menge Torchancen, bissige Zweikämpfe und enorme Pokalspannung bot. Am Ende gelang den Dortmundern ein nicht mehr für möglich gehaltenes Comeback, während den Bayern nach der Auswechslung des immer noch angeschlagenen Weltmeisters Hummels letztlich Kraft und Ordnung fehlten. «Das ist das beste Duell, was wir in Deutschland zu sehen bekommen - qualitativ und individuell», lobte Bundestrainer Joachim Löw schon zur Pause, er beobachtete das Spiel von der Tribüne aus.

 

Der Start gehörte bereits den Gästen, die sich 18 Tage nach dem enttäuschenden 1:4 in der Liga gegen die Bayern diesmal wesentlich schlagkräftiger präsentierten. Schon nach vier Minuten hätte der BVB in Führung gehen müssen: Per Volleyabnahme von der linken Seite setzte Raphael Guerreiro seinen Topscorer Aubameyang in Szene. Der Gabuner kam im Rutschen aus fünf Metern an den Ball - erwischte ihn aber nicht mehr richtig und vergab die erste Chance.

 

Es entwickelte sich fix ein dynamisches Spitzenspiel, in dem sich Profis beider Teams auch immer wieder unnötige Patzer leisteten. Der zweifellos gröbste unterlief nach 19 Minuten Bayerns Martínez. Dessen zu kurzen Rückpass auf Manuel-Neuer-Vertreter Sven Ulreich im Bayern-Tor erlief Guerreiro. Der Schuss des Portugiesen landete noch am Pfosten, den Nachschuss aber verwertete Reus zum 1:0.

 

Doch die Bayern zeigten sofort, was sie in den vergangenen Jahren auch immer wieder auf internationaler Ebene auszeichnete: Sie schüttelten sich kurz und kamen umso gewaltiger zurück. Nur wenige Minuten nach dem Blackout korrigierte Martínez seinen eigenen Fehler mit einem wuchtigen Kopfballtreffer zum 1:1. Das Tor nach einem Eckball von Martínez-Landsmann Xabi Alonso war sinnbildlich für die Überlegenheit der kopfballstarken Bayern bei Standardsituationen.

 

Die Bayern und der BVB wollten viel, der enorme Druck angesichts der hohen Bedeutung des Spiels für beide Clubs war jederzeit spürbar. Die Dortmunder verarbeiteten das Gegentor allerdings lange nicht so gut wie zuvor die Bayern. Die Münchner erhöhten nach dem 1:1 die Schlagzahl, drückten die Dortmunder hinten rein, kamen zu weiteren Chancen. Arturo Vidal (37.) vergab aus dem Rückraum, Martínez (38.) wurde nur von der Querlatte an seinem zweiten Treffer gehindert.

 

Hummels zielte vier Minuten vor der Pause noch einen Tick genauer. In Mittelstürmermanier jagte der 28-Jährige den Ball mit einem platzierten Flachschuss zum 2:1 ins Dortmunder Netz.

Robert Lewandowski hätte das Spiel früh vorentscheiden können. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit und zum Auftakt des zweiten Durchgangs lief der Pole zweimal frei auf BVB-Keeper Roman Bürki zu - und vergab jeweils. So blieb es ein enges Spiel, in dem die Bayern durch Arjen Robben (59./63.) noch zwei hervorragende Konterchancen ausließen. Das rächte sich bitter - innerhalb weniger Minuten drehten die Dortmunder gegen nun immer müder werdende Münchner das Spiel.

 

Aubameyang verwertete eine feine Dembélé-Flanke per Kopf zum Ausgleich - Dembélé selbst setzte kurz darauf den Schlusspunkt: Mit einem Schuss ins linkere Toreck machte der Franzose den Pokaleinzug seiner Dortmunder perfekt. Auch, weil Bürki auf der Gegenseite kurz vor Schluss ein letztes Mal stark gegen Robben parierte. (DPA)