Baden-Württemberg verlängert G9-Modellversuch

Schüler heben in einem Unterrichtsraum ihre Finger. Foto: Franziska Kraufmann/Archiv
Schüler heben in einem Unterrichtsraum ihre Finger. Foto: Franziska Kraufmann/Archiv

An 44 Gymnasien können die Schüler in Baden-Württemberg auch künftig in neun Jahren ihr Abitur machen. Die grün-schwarze Regierung verlängert den so genannten G9-Modellversuch an Gymnasien um fünf Jahre - bis zum Schuljahr 2024/2025. Das Kabinett will das an diesem Dienstag in Stuttgart beschließen. Eine Sprecherin des Kultusministeriums bestätigte am Samstag einen Bericht der Zeitungen «Heilbronner Stimme» und «Mannheimer Morgen».

Grundsätzlich bleibt Baden-Württemberg aber dabei, dass das Abitur an Gymnasien in der Regel nach acht Jahren erworben wird.

 

Die 44 Modellschulen können sich dem Bericht zufolge für die Verlängerung des Versuchs bewerben. Zusätzliche Modellschulen soll es nicht geben. Damit könnten die Grünen leben, sagte ihre bildungspolitische Sprecherin Sandra Boser den Zeitungen. Die Vorsitzende der Gewerkschaft GEW, Doro Moritz, hingegen lehnte die Pläne ab und bezeichnete sie als «reine Prestigefrage» für die CDU. Grüne und CDU hatten die Fortführung der 44 G9-Modellschulen bereits in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt. Nach Kritik am Turbo-Abitur soll das G8 durch mehr individuelle Förderung verbessert werden.

 

Baden-Württemberg hatte das achtjährige Abitur noch unter der früheren CDU-geführten Regierung eingeführt. Jedoch wurde das G8 vor allem im Landtagswahlkampf insbesondere auch von der CDU hinterfragt. Das benachbarte Bayern hat kürzlich beschlossen, zum Schuljahr 2018/2019 zum neunjährigen Gymnasium zurückkehren zu wollen. Auch in Niedersachsen gibt es das Abitur in der Regel in neun Jahren - leistungsstarke Schüler haben dort aber weiterhin die Möglichkeit, ein Jahr früher ihr Abitur zu machen. Hessen und Schleswig-Holstein haben Wahlfreiheit eingeführt. Nordrhein-Westfalen bietet beide Optionen: G8 an Gymnasien und G9 an weiteren Schulen.

 

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke kritisierte die Pläne zur Verlängerung des G9-Modellschulen. «Dass im Rahmen eines Schulversuchs genau ein Gymnasium pro Landkreis zu G9 zurückkehren durfte, geht nicht nur völlig an der Sache vorbei, sondern schafft unfaire Bedingungen vor Ort», teilte Rülke mit. Nach Auffassung der FDP wäre es geboten, den Schulversuch auslaufen zu lassen. Die FDP sei dafür, allen Gymnasien die gleiche, auf die Schülerzahl bezogene Personalausstattung zu gewähren und die Möglichkeit zu geben, neben dem G8 einen neunjährigen Bildungsgang anzubieten. (DPA/LSW)