Gnabry-Tore sichern Werder glückliches 2:1 in Wolfsburg

Im Wortsinne glückliche Gewinner: Die Werder-Spieler feiern Torschütze Serge Gnabry (vorne r). Foto: Peter Steffen
Im Wortsinne glückliche Gewinner: Die Werder-Spieler feiern Torschütze Serge Gnabry (vorne r). Foto: Peter Steffen

Valérien Ismaël flüchtete in die Kabine, seine Wolfsburger Profis verließen resigniert und mit hängenden Köpfen den Platz.

Ein Doppelpack von Werder Bremens Serge Gnabry hat die Lage des ambitionierten Werksclubs in der Fußball-Bundesliga dramatisch verschärft, nach dem unglücklichen 1:2 (1:2) stecken die Niedersachsen wieder mitten im Abstiegskampf. Und Ismaël muss erneut um seinen Job zittern. Werder dagegen holte durch die drei glücklichen Zähler im Keller auf und liegt nun in der Tabelle als 15. direkt hinter den punktgleichen Wolfsburgern.

 

«Es fühlt sich unglaublich an, dass wir dieses Spiel nicht zu unseren Gunsten entscheiden konnten angesichts der Überlegenheit», sagte VfL-Sportchef Olaf Rebbe, der ein klares Bekenntnis zu Ismaël vermied. «Ich schließe gar nichts aus», sagte er auf mehrmalige Nachfrage nach der Zukunft des Trainers.

 

«Im Moment zählen nur Punkte», erkannte VfL-Torwart Diego Benaglio, für dessen Team trotz eines Chancenfestivals nichts zu holen war. «Wir haben alles getan, um jeden Zentimeter gekämpft. Hinten hatten wir Pech, vorne kein Glück», befand der Keeper. Immerhin sei das Verhältnis zu Ismaël weiter «intakt». Tatsächlich sprechen für den angeschlagenen Coach der starke Auftritt und die überlegene Spielweise des VfL, der nach den Gnabry-Treffern (10./18. Minute) nur zu einem Tor durch Borja Mayoral (19.) kam.

 

Die Wolfsburger dominierten vor 30 000 Zuschauern das Geschehen, erspielten sich Chance um Chance, agierten in der Rückwärtsbewegung jedoch teils zu ungeschickt. Zur Pause verzeichneten sie zwar nur ein Tor, aber 18 Torschüsse - vereinsübergreifender Saisonrekord. Auch in Halbzeit zwei hielt das Dauer-Powerplay lange Zeit an. Die Bremer standen dadurch über weite Strecken unfreiwillig tief und warteten auf Konter, ließen aber ungeachtet einer frühen Zwei-Tore-Führung jede Menge Unsicherheiten im Defensiverhalten erkennen. «Unsere Taktik ist im Endeffekt nicht aufgegangen. Aber wir können ein bisschen drüber schmunzeln, weil wir das Spiel gewonnen haben», kommentierte Bremens Max Kruse, der einst für Wolfsburg spielte.

 

Die Partie nahm schnell Fahrt auf - allein in den ersten 20 Minuten fielen drei Treffer. Kaltschnäuzig zeigten sich dabei vor allem die Bremer, die aus ihren ersten zwei Chancen gleich zwei Tore machten. Zweimal im Mittelpunkt: Olympia-Entdeckung Gnabry.

 

Mit einem Linksschuss bezwang der 21-Jährige Wolfsburgs Keeper Benaglio nach zehn Minuten erstmals - und hatte dabei Glück, dass Verteidiger Ricardo Rodriguez den Ball im Reingrätschen unhaltbar abfälschte. Acht Minuten später profitierte Gnabry nach einem Eckball von einer Kopfballverlängerung seines Teamkollegen Lamine Sané, der den Ball an den zweiten Pfosten verfrachtete. Gnabry ließ seine ganze technische Klasse aufblitzen, nahm den Ball mit der Brust an und pfefferte ihn vorbei am chancenlosen Benaglio ins Netz.

 

Doch das 0:2 schien auf die Wolfsburger wie ein Hallo-wach-Signal zu wirken. Anders als in der Anfangsphase, in der die Niedersachsen ohne den spät eingewechselten Nationalspieler Mario Gomez offensiv noch jegliche Unberechenbarkeit vermissen ließen, machten sie auf einmal Druck, erspielten sich Chancen - und kamen schnell zum Anschluss.

 

Knapp eine Minute nach dem zweiten Gegentor brachte Mayoral die Gastgeber nach einem von Daniel Didavi verlängerten Eckball wieder heran - mit der Brust bugsierte er den Ball über die Linie. Und dies war nur der Auftakt eines wahren Chancenfestivals, das aber bis zur Pause ohne weitere Erfolge blieb. Yunus Malli per Kopf (22.), Jakub Blaszczykowski per Volleyabnahme (26.), Rodriguez per Freistoß (26.) - sie alle hätten für den schnellen Ausgleich des hauptsächlich vom Autobauer VW finanzierten Teams sorgen können, verfehlten aber.

 

Doch das Dauerpressing setzte sich fort, die Gelegenheiten wurden gar noch besser. Sowohl Didavi (36.) als auch Mayoral (40.) trafen bis zur Pause jeweils den Pfosten. Nach Wiederanpfiff versuchte es Luiz Gustavo mit einem feinen Schlenzer (47.), kurz darauf unterlief Werder-Verteidiger Robert Bauer (51.) fast ein Eigentor. Dafür klärte Bremens Sané noch gerade so per Kopf gegen Malli (62.). Auch in der Schlussphase versuchten es die Wolfsburger wieder und wieder - doch ein weiteres Tor gelang ihnen nicht. (DPA)