Autokonzern Peugeot Citroën prüft Übernahme von Opel

Bald französisch? PSA Peugeot Citroën hat Medienberichten zufolge Interesse an Opel gezeigt. Foto: Frank Rumpenhorst
Bald französisch? PSA Peugeot Citroën hat Medienberichten zufolge Interesse an Opel gezeigt. Foto: Frank Rumpenhorst

Opel steht möglicherweise vor einer Übernahme durch den französischen Konkurrenten PSA Peugeot-Citroën. Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) und PSA bestätigten Gespräche, die einen möglichen Komplettverkauf des GM-Europageschäfts einschließen. Dabei geht es auch um die allein in Großbritannien vertriebene Opel-Schwestermarke Vauxhall. Die Konzerne loten nach eigenen Angaben verschiedene Möglichkeiten zur Expansion und Kooperation aus.

Es sei jedoch noch ungewiss, ob eine Einigung erzielt werde. Die beiden Autohersteller arbeiten bereits seit 2012 bei verschiedenen Projekten in Europa zusammen und waren zwischenzeitlich auch auf der Kapitalseite miteinander verbunden. General Motors hat seine PSA-Anteile allerdings 2013 wieder zurückgegeben.

 

Opel schreibt trotz Sparfortschritten seit 17 Jahren beständig rote Zahlen. Betriebsräte und Gewerkschaft sehen sich bei den Verkaufsgesprächen mit PSA übergangen. Die IG-Metall sprach von einer «beispiellosen Verletzung» sämtlicher deutscher wie europäischer Mitbestimmungsrechte. Gleichzeitig erklärte die Gewerkschaft aber ihre Bereitschaft zur vorbehaltlosen Prüfung der Vorschläge.

 

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) kritisierte die Konzerne. Es sei «inakzeptabel», dass die beiden Unternehmen vorab Betriebsrat, IG Metall sowie Landes- und Bundesregierung nicht von ihren Plänen informiert hätten, sagte die SPD-Politikerin. General Motors trage die Verantwortung für alle deutschen Standorte, besonders für das neue Entwicklungszentrum am Opel-Hauptsitz in Rüsselsheim.

 

Opel hat rund 38 200 Mitarbeiter in Europa, davon mehr als die Hälfte in Deutschland. Das Traditionsunternehmen wurde 1862 in Rüsselsheim gegründet und 1929 vom US-Konzern General Motors übernommen. Die Adam Opel AG hat als GM-Europatochter seit 1999 keinen Gewinn in Detroit abgeliefert und auch 2016 die Rückkehr in die Gewinnzone nicht geschafft. Stattdessen betrug der operative Verlust für 2016 rund 257 Millionen US-Dollar (241 Mio Euro). Das war immerhin eine deutliche Verbesserung nach 813 Millionen Dollar Verlust im Jahr zuvor.

 

Das Unternehmen musste in den vergangenen Jahren den Wegfall des kompletten russischen Marktes wie auch die Folgen der Brexit-Entscheidung für den größten Einzelmarkt Großbritannien verkraften. Werke in Antwerpen und Bochum wurden geschlossen. Ein Gewinn ist nun erst für 2018 geplant.

 

Aus der gemeinsamen Auto-Entwicklung und Produktion laufen derzeit die ersten Opel/PSA-Gemeinschaftsautos von den Bändern in Spanien und Frankreich. Sie sollen bei Opel die Angebotslücke bei den auf städtische Belange getrimmten Mehrzweckfahrzeugen (SUV/CUV) und leichten Nutzfahrzeugen schließen.

 

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hofft, dass eine mögliche Übernahme von Opel durch PSA keine negativen Folgen für den Standort Kaiserslautern hat. Ihr hessischer Amtskollege Volker Bouffier (CDU) machte sich für die Arbeitsplätze im Rüsselsheimer Werk stark. «Es ist vergleichsweise egal, ob der Eigentümer wie bisher in den USA sitzt oder in Frankreich. Entscheidend ist, was hier geschieht», sagte der CDU-Politiker in Wiesbaden.

 

2009 war General Motors infolge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise schwer angeschlagen. Die deutsche Opel-Führung arbeitete damals gemeinsam mit dem Betriebsrat an einem Konzept zur Trennung von dem Mutterkonzern. Im Sommer 2009 hatten sich Bund, Länder, GM und das US-Finanzministerium nach langem Poker mit dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna auf ein Rettungskonzept geeinigt - im November dann beschloss GM, Opel doch zu behalten. Inzwischen macht GM insbesondere in China und auf dem Heimatmarkt USA wieder Milliardengewinne.

 

Bei PSA Peugeot Citroën mit Sitz in Paris fuhr Konzernchef Carlos Tavares in den vergangenen Jahren einen harten Sanierungskurs - unter anderem mit Werkschließungen und Jobabbau. Um das vor drei Jahren stark angeschlagene Unternehmen zu retten, schoss unter anderem der französische Staat Geld zu und hielt zuletzt rund 14 Prozent der Anteile. Der Konzern beschäftigte zuletzt rund 184 000 Mitarbeiter und ist hinter VW und Renault die europäische Nummer drei. (DPA)