Suche nach neuem Bahnchef

Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla wird als Nachfolger des zurückgetretenen Bahnchefs Grube gehandelt. Foto: Ina Fassbender
Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla wird als Nachfolger des zurückgetretenen Bahnchefs Grube gehandelt. Foto: Ina Fassbender

Auf der Suche nach einem neuen Vorstandschef für die Deutsche Bahn trifft sich an diesem Montag der Personalausschuss des Aufsichtsrats. Ob in der außerordentlichen Sitzung in Berlin bereits eine Vorentscheidung über die Personalie fällt, ist ungewiss. Grube war am Montag nach einem Streit mit dem Aufsichtsrat überraschend zurückgetreten. Es ging um die Dauer der für ihn geplanten Vertragsverlängerung. Nach dem Rücktritt Grubes war Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht in die Kritik geraten.

Andere Aufsichtsräte warfen ihm anonym vor, den Eklat um die Vertragsverlängerung Grubes in der entscheidenden Sitzung nicht verhindert zu haben.

 

Als möglicher Nachfolger Grubes wird unter anderem der frühere Kanzleramtschef Ronald Pofalla gehandelt. Er ist derzeit Infrastruktur-Vorstand bei der Bahn. Als potenzieller Nachfolger Felchts wurde in der großen Koalition zuletzt Michael Frenzel genannt, der frühere Chef des Touristikkonzerns Tui.

 

Im Staatsunternehmen Deutsche Bahn wird der Aufsichtsratschef von der Bundesregierung bestimmt. Würden die Personalien so kommen, stünde ein Sozialdemokrat als Chefaufseher dem CDU-Mann und Ex-Kanzleramtschef Pofalla gegenüber.

 

Die Grünen kritisierten solche Überlegungen als Postengeschacher. Nötig sei ein Neustart bei dem staatlichen Unternehmen, das «transparent, kundenfreundlich und modern» werden müsse, sagte Fraktionschef Anton Hofreiter. Die Bundesregierung müsse einen Fachmann an die Spitze der Deutschen Bahn holen.

 

Die SPD-Verkehrspolitikerin Kirsten Lühmann, die im Aufsichtsrat der Bahn sitzt, äußerte Zweifel an einem möglichen Aufstieg Pofallas. Der Aufsichtsrat habe ihn erst vor Wochen zum Netz-Vorstand gemacht und den Technik-Bereich, der eigentlich dazu gehöre, ausgegliedert - mit der Begründung, ihm fehle dort die Erfahrung.

 

«Ich halte diese Entscheidung immer noch für gut und richtig. Und dann kann ich aber nicht acht Wochen später sagen, er ist geeignet, Vorstandsvorsitzender zu werde», sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Sie forderte, dem Aufsichtsrat solle spätestens auf einer regulären Sitzung im März eine Personalie präsentiert werden. «Wir brauchen frischen Wind im Vorstand, wir brauchen neue Ideen.»

 

Der Personalausschuss bereitet Personalentscheidungen des Aufsichtsrats vor. Bei der Bahn gehören ihm vier der 20 Aufsichtsratsmitglieder an: Der Vorsitzende Utz-Hellmuth Felcht, sein Stellvertreter Alexander Kirchner von der Bahngewerkschaft EVG, Verkehrsstaatssekretär Michael Odenwald und Konzernbetriebsrats-Vorsitzender Jens Schwarz. (DPA)