Weltweit protestieren Millionen gegen Trump

Zahlreiche Menschen nehmen in Denver an der Anti-Trump-Kundgebung «Marsch der Frauen» teil. Foto: Michael Rieger
Zahlreiche Menschen nehmen in Denver an der Anti-Trump-Kundgebung «Marsch der Frauen» teil. Foto: Michael Rieger

Einen Tag nach seiner Vereidigung sind weltweit Millionen Menschen gegen US-Präsident Donald Trump auf die Straße gegangen. Nach Schätzungen von Medien versammelten sich allein in Washington am Samstag mindestens 500.000 Menschen zu einem «Marsch der Frauen». Der Verkehr im Herzen der US-Hauptstadt war fast den ganzen Tag über lahmgelegt. Der sonst so twitterfreudige Trump äußerte sich zumindest zunächst nicht zu den Demonstrationen.

Stattdessen feuerte er erneut Breitseiten gegen die «unehrlichen» Medien und warf ihnen unter anderem vor, absichtlich falsche Angaben über die Besuchermenge bei seiner Vereidigung am Freitag verbreitet zu haben.

 

Er bezog sich dabei unter anderem auf Tweets, in denen ein Bild vom Publikumsandrang bei seiner Amtseinführung neben eine Aufnahme von den Zuschauern bei der Vereidigung seines Vorgängers Barack Obama gestellt worden war. Das Foto von der Trump-Vereidigung zeigte eine leere Fläche, die auf dem vergleichenden Bild voll bevölkert war.

 

Trump war offenbar so erzürnt, dass er seinen Sprecher Sean Spicer in den Presseraum des Weißen Hauses schickte, um die Medien anzugreifen. Das Foto von Trumps Vereidigung sei absichtlich so ausgeschnitten, dass es die Wahrheit verzerre, sagte Spicer und sprach von einem «schändlichen» Vorgang. «Wir werden die Medien ebenfalls zur Rechenschaft ziehen. Das amerikanische Volk hat Besseres verdient», sagte er.

 

Neben der Massenkundgebung gegen Trump in Washington gab es «Schwesternmärsche» in mehreren hundert Städten der USA und im Ausland - von London über Paris bis nach Mexiko-Stadt und Sydney in Australien. Auch in Berlin, Heidelberg, Frankfurt und München kam es zu - wenn auch viel kleineren - Demonstrationen.

 

In Schätzungen war von 2,5 Millionen Protestlern weltweit die Rede und der größten Demonstration im Zusammenhang mit dem Amtsantritt eines neuen Präsidenten in der Geschichte der USA. Offiziell bestätigt wurden die Zahlen aber zunächst nicht.

 

Die Proteste richteten sich unter anderem gegen Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Rassismus, Homophobie und religiöse Intoleranz - sie reichten also weit über frauenspezifische Fragen hinaus. So marschierten auch zahlreiche Männer und Kinder mit.

 

Die Demonstrationen waren schon seit längerem geplant gewesen, aber Trumps unversöhnliche, düster-aggressiven Antrittsrede im Stil seines Wahlkampfes mobilisierte anscheinend die Menschen zusätzlich. Vielerorts wurden die Erwartungen der Veranstalter bei weitem übertroffen, so in Washington, wo zunächst mit 200 000 Demonstranten gerechnet worden war. Prominente wie die Schauspielerinnen Emma Watson, Ashley Judd und Scarlett Johansson sowie die Sängerinnen Madonna und Alicia Keys feuerten hier die Menge an.

 

Große Demonstrationen mit schätzungsweise mehr als 100 000 Teilnehmern gab es auch in New York, Chicago, Boston, Denver, Seattle und Los Angeles. In Los Angeles waren unter anderem Jane Fonda, Miley Cyrus und Marcia Gay Harden zu den Protesten gekommen. Bis zum Abend blieben die Demonstrationen zumeist friedlich, es gab lediglich Berichte über kleinere Ausschreitungen.

 

Trump hatte den Samstag mit einer Andacht in der National Cathedral begonnen. Am Nachmittag dankte er den Mitarbeitern der Geheimdienste bei einem Besuch im CIA-Hauptquartier in Langely (Virginia) Besuch für ihre Arbeit und versicherte: «Ich stehe 1000-prozentig hinter euch.» Es war ein offensichtlicher Versuch der Versöhnung, nachdem er sich in den vergangenen Wochen wiederholt mit der Geheimdienstgemeinde angelegt hatte.

 

Noch am Abend seiner Vereidigung hatte der Republikaner damit begonnen, die Politik seines Vorgängers Barack Obama rückgängig zu machen. So unterschrieb er in einer seiner ersten Amtshandlungen eine Anordnung, mit der die Versicherungspflicht für alle und damit die flächendeckende Gesundheitsvorsorge in den USA abgeschafft werden könnte, ohne dass bisher ein Ersatz in Sicht ist. (DPA)