Trump: Russland steht hinter Hackingangriffen

Der designierte US-Präsident Donald Trump bei seiner ersten Pressekonferenz seit Juli 2016. Foto: Seth Wenig
Der designierte US-Präsident Donald Trump bei seiner ersten Pressekonferenz seit Juli 2016. Foto: Seth Wenig

Der künftige US-Präsident Donald Trump sieht Russland hinter den Hackingangriffen während des Präsidentschaftswahlkampfes. «Was das Hacking angeht: Ich denke, es war Russland», sagte Trump auf die Frage eines Reporters. Er sei aber auch der Meinung, dass es noch von anderen Ländern Hackerangriffe auf die USA gegeben habe. Trump hatte bislang Zweifel an der Einschätzung der amerikanischen Geheimdienste geäußert, wonach Russland hinter den Angriffen auf Computer der Demokraten stand.

Die Dienste werfen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, sich damit in den Wahlkampf eingemischt zu haben, und die Wahl von Trump favorisiert zu haben.

 

Trump hatte sich in den vergangenen Wochen für ein besseres Verhältnis zu Russland ausgesprochen. «Wir werden sehen, was ich für ein Verhältnis zu Russland haben werde», sagte Trump. Es sei nicht sicher, wie das aussehen werde. Er hoffe, dass er mit Putin auskommen werde. «Ich hoffe, ich komme mit Putin klar. Kann gut sein, dass nicht.»

 

Jüngste Vorwürfe in Zusammenhang mit seinen Verbindungen nach Russland wies Trump scharf zurück. Die Medienberichte darüber seien «Unsinn», sagte Trump bei einer Pressekonferenz in New York. «Ich habe großen Respekt vor der Pressefreiheit», sagte Trump. Er dankte denjenigen Medien, die mit den Informationen vorsichtig umgegegangen seien. Zuvor hatte er US-Medien in ihrer Gesamtheit als «unehrlich» bezeichnet.

 

Trump steht im Zentrum massiver, aber unbewiesener Vorwürfe, die von russischen Geheimdiensten stammen sollen. Nach US-Medienberichten wurden sie in den USA zusammengetragen. Im Zentrum stehen Informationen aus dem Privatleben Trumps und zu seinen Geschäftsbeziehungen nach Russland. Sowohl Trump als auch Moskau dementierten die Vorwürfe am Mittwoch. Die Informationen legen nahe, dass russische Dienste versucht haben, Trump erpressbar zu machen.

 

Trump kritisierte die US-Geheimdienste, dafür, dass die Informationen publik wurden. Er sprach zudem von «betrügerischen Gegnern» in den USA, die versucht hätten, solcherlei Falschinformationen gegen ihn einzusetzen.

 

Zunächst berichtete der Sender CNN, wenig später folgten weitere große Medien in den USA und Großbritannien, darunter die «New York Times», die «Washington Post» und der «Guardian».

 

Ein früherer Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 soll die Berichte mithilfe russischer Quellen erstellt haben - zunächst im Auftrag von Trumps parteiinternen Gegnern bei der Republikanern und später des Clinton-Lagers.

 

Die Informationen kursieren bereits seit Monaten in Washington. Erst am Dienstag gingen Medien damit an die Öffentlichkeit, obwohl die Inhalte weiterhin nicht bewiesen sind. Die Plattform buzzfeed.com stellte ein 35 Seiten starkes Papier mit wenigen geschwärzten Stellen komplett ins Netz. Möglicherweise löste eine nicht beantwortete Frage an FBI-Direktor James Comey während einer Anhörung im Geheimdienstausschuss des US-Senats die Lawine aus.

 

Zunächst hatte es in US-Medien geheißen, Trump und der amtierende Präsident Barack Obama seien über die Inhalte des Papiers unterrichtet worden. Am Mittwoch berichtete CNN unter Berufung auf beteiligte US-Geheimdienstleute, Trump sei nicht darüber gebrieft worden. Die Geheimdienstler hätten das Papier nur bei einem Briefing Trumps in anderer Angelegenheit bei sich gehabt, um ihm Unterschiede in der Wertigkeit von Geheimdienstinformationen deutlich zu machen.

 

Wie Trump dementierte auch Moskau die Berichte. «Das ist vollkommen ausgedacht, es ist eine Ente», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Russland sammele weder Material über Trump noch über dessen demokratische Gegenkandidatin bei der Präsidentenwahl, Hillary Clinton.

 

«Das ist eindeutig ein Versuch, die bilateralen Beziehungen zu stören», sagte Peskow in Moskau. In dem Material heißt es allerdings auch, die Informationen seien von den russischen Quellen so gestaltet worden, dass sie jederzeit dementierbar bleiben.

 

Der republikanische Senator John McCain bekam die Informationen «Ende vergangenen Jahres» in die Hände und gab sie an das FBI weiter, wie McCain selbst mitteilte. Er selbst sei nicht in der Lage gewesen, die Inhalte auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. McCain gilt als innerparteilicher Kritiker Trumps.

 

Die Bundespolizei FBI untersuche Glaubwürdigkeit und Wahrheitsgehalt der Informationen. Direktor James Comey wollte sich am Dienstag auf eine entsprechende Frage nicht zu dem Vorfall äußern. Möglicherweise veranlasste diese Frage die US-Medien, mit den bis dahin zurückgehaltenen, weil unbewiesenen Informationen an die Öffentlichkeit zu gehen. Nach Angaben der «New York Times» schätzen US-Beamte den britischen Ex-Agenten als verlässlich und Russland-erfahren ein.

 

In den dennoch zunächst als nicht stichhaltig eingestuften Memos, über die es eine zweiseitige Zusammenfassung bei den US-Geheimdiensten geben soll, geht es nach Informationen der «New York Times» unter anderem um Sexvorwürfe im Zusammenhang mit Moskauer Prostituierten im Jahr 2013. Ferner soll sie Informationen zu Trumps Geschäftsbeziehungen nach Russland enthalten. Er soll von russischer Seite über Jahre mit guten Geschäften gelockt worden sein, diese aber abgelehnt haben, heißt es.

 

Beschrieben werden außerdem angebliche Treffen zwischen Trump-Vertretern und russischen Offiziellen während des US-Präsidentenwahlkampfs, bei denen unter anderem über russische Hackerangriffe auf die Demokratische Partei gesprochen worden sei. Dies sei mit Trumps Wissen und Unterstützung geschehen. Trump hatte dies zuvor wiederholt bestritten. (DPA)