DGB: Kunzmann macht sich gegen Rechtspopulismus stark

Der designierte Landesvorsitzende des DGB, Martin Kunzmann. Foto: Lino Mirgeler
Der designierte Landesvorsitzende des DGB, Martin Kunzmann. Foto: Lino Mirgeler

Der designierte Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) will sich nach seiner Wahl vor allem gegen Rechtspopulismus einsetzen. «Ich finde es schlimm, wie sich die Politik ein stückweit von rechts treiben lässt», sagte Martin Kunzmann der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Der Pforzheimer IG-Metall-Chef soll neuer Landesvorsitzender des DGB im Südwesten werden. Der 60-Jährige wurde am Donnerstagabend vom Bezirksvorstand einstimmig nominiert.

In Pforzheim habe er eine Initiative gestartet, um in Betrieben Flagge gegen rechts zu zeigen. «Nicht wegducken. Dagegen halten!», sei seine Devise. «Das muss man im Alltag einfach leben», sagte er und räumt ein: «Das ist eine Herzenssache von mir.» In Pforzheim organisierte die IG Metall in der Vergangenheit immer wieder Gegendemonstrationen gegen Rechtsextreme.

 

Der Wechsel an der Spitze der Dachorganisation von acht Gewerkschaften mit zusammen gut 800 000 Mitgliedern in Baden-Württemberg ist notwendig, weil der amtierende Vorsitzende Nikolaus Landgraf den Posten Ende Januar abgibt. Landgraf geht nach Brüssel, wo er einen neue Aufgabe annimmt. Was genau er dort machen wird, ist nach wie vor nicht bekannt.

Eine eilig eingesetzte Findungskommission unter der Leitung des Landesbezirksvorsitzenden der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Uwe Hildebrandt, hatte sich auf Kunzmann geeinigt. Die Nominierung kam nur zweieinhalb Wochen, nachdem der Vorsitzende Nikolaus Landgraf seinen Weggang angekündigt hatte.

 

Bei einer außerordentlichen Bezirkskonferenz am 28. Januar stellt Kunzmann sich zur Wahl für den Landesvorsitz. «Das ist eine klare Hürde», sagte er - denn über seinen Vorsitz werde demokratisch entschieden. «Sonst bräuchten wir die Delegierten ja gar nicht einzuladen.»

 

Für den Fall, dass die Delegierten Ende Januar zustimmen, sagt Kunzmann: «Ich will als erstes mit den Einzelgewerkschaften Gespräche führen, wo drückt der Schuh in der ein oder anderen Branche.» Dabei will er nach wie vor sein Ohr nah an den Betrieben haben. Das ist die Basis seiner Gewerkschaftsarbeit, nachdem er jahrzehntelang in Pforzheim den Strukturwandel in der Industrie begleitet hat. Er wäre froh, wenn er auch als DGB-Vorsitzender die Einladung zur ein oder anderen Betriebsversammlung bekäme, so Kunzmann.

 

Programmatisch beschäftigt Kunzmann neben dem Kampf gegen Rechts die Integration benachteiligter Menschen. In Pforzheim wurde die Idee des sogenannten Förderjahrs geboren, das junge Menschen fit machen soll für eine Ausbildung. Diese Ideen will er auch in die Arbeit mit Flüchtlinge reintragen. Rund um das Thema Digitalisierung will er gestalterisch eingreifen, um die Menschen im Arbeitsleben für neue Aufgaben zu schulen. «Der betriebliche Alltag wird sich ändern», ist er überzeugt. Außerdem will er in der Rentendebatte mitmischen: «Reformen müssen angegangen werden», sagt er - auch mit Blick auf die Betriebsrente: «Der Zug ist bei weitem noch nicht abgefahren.»

 

Mit seiner Wahl an die Spitze des DGB würde die IG Metall deutlich an Macht gewinnen. Kunzmanns Vorgänger Landgraf kam 2010 von der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Im Gewerkschaftsumfeld sieht man das allerdings nicht als Problem. Die IG Metall stellt etwa die Hälfte aller Gewerkschaftsmitglieder in Baden-Württemberg. Kunzmanns Stellvertreterin Gabriele Frenzer-Wolf kommt ursprünglich von Verdi. Die Spitze sei üblicherweise zwischen Industrie und Dienstleistungsbranche aufgeteilt. Dass die Entscheidung der Findungskommission einstimmig gefallen sei, zeige doch, dass auch die kleineren Gewerkschaften für ihn gestimmt hätten, hieß es in Gewerkschaftskreisen. (DPA/LSW)