Pilotenstreik bei der Lufthansa - Weihnachten ausgenommen

Nach 13 Streikwellen ist die Sachlage in dem festgefahrenen Tarifkonflikt komplizierter denn je. Foto: Frank Rumpenhorst
Nach 13 Streikwellen ist die Sachlage in dem festgefahrenen Tarifkonflikt komplizierter denn je. Foto: Frank Rumpenhorst

Passagiere der Lufthansa müssen sich wieder auf Flugausfälle und Verspätungen einstellen. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat zu einem erneuten Pilotenstreik bei der Lufthansa aufgerufen.

Umfang und genauer Zeitpunkt des 14. Ausstandes im laufenden Tarifkonflikt sollen mit einem Vorlauf von 24 Stunden bekanntgegeben werden, wie die Gewerkschaft am Montag in Frankfurt mitteilte. Der Streik sei ab sofort möglich.

Ausgenommen seien nur die Weihnachtsfeiertage vom 24. bis zum 26. Dezember, ergänzte VC-Präsident Ilja Schulz auf Nachfrage.

 

Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens nannte die Streikandrohung «absolut unverständlich». Sie forderte die Gewerkschaft zu weiteren Gesprächen auf. Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels forderte die VC auf, in eine Schlichtung einzusteigen. Diese sei auch für weitere Themen außer dem Gehalt möglich.

 

Anlass für die Streikankündigung sind gescheiterte Verhandlungen zu den Gehältern der rund 5400 Kapitäne und Co-Piloten bei der Lufthansa-Kerngesellschaft, der Lufthansa Cargo und der Germanwings. Eine in letzter Sekunde von der Lufthansa angebotene Schlichtung lehnte die VC ab. Seit April 2014 hat die Gewerkschaft bereits 13 Streiks bei der Lufthansa veranstaltet.

 

Die Germanwings soll aktuell nicht bestreikt werden, weil man dort schnell in Verhandlungen zur Übergangsversorgung einsteigen wolle. Anders als bei der Lufthansa könne rund ein Drittel der Germanwings-Piloten nicht vorzeitig in den Ruhestand wechseln und habe auch keine Versicherung für den Fall des Verlustes der Fluglizenz, erläuterte VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher.

 

Es habe seit mittlerweile fünf Jahren keine Gehaltserhöhungen mehr gegeben, während das Unternehmen rund 5 Milliarden Euro Gewinn eingefahren habe, sagte Schulz. Die Gewerkschaft fordert über eine Zeitraum von fünf Jahren jährliche Gehaltserhöhungen von 3,66 Prozent im Schnitt. Lufthansa hat nach eigenen Angaben ein Lohnplus von 2,5 Prozent bis Ende 2018 angeboten. Die VC bezeichnete das Angebot wegen der Teuerung als Nullrunde, die zu Reallohnverlusten führen würde.

 

Die Lufthansa wollte einen erneuten Arbeitskampf der Piloten mit einer Schlichtung zur Gehaltsfrage abwenden. Man habe der Gewerkschaft am Montagmorgen schriftlich zwei konkrete Schlichter vorgeschlagen, sagte Unternehmenssprecher Bartels, ohne Namen zu nennen. Anders komme man offenbar nicht weiter. Er verwies auf die im Sommer erfolgreich abgeschlossene Schlichtung für das Kabinenpersonal unter dem SPD-Politiker Matthias Platzeck.

 

Nach bislang 13 Streikwellen ist die Sachlage in dem festgefahrenen Tarifkonflikt komplizierter denn je. Mit der Altersversorgung und den Übergangsrenten sind weitere zentrale Tarifthemen ungeklärt. Auch hatte die VC in Sondierungen vergeblich versucht, die Arbeitsbedingungen der Piloten bei der Billigtochter Eurowings in ihrem Sinne zu regeln. Lufthansa lehnt es ab, die dortigen Flugzeugführer nach dem teuren Lufthansa-Regelwerk zu beschäftigen.

 

Ein isolierter Tarifabschluss allein zu den Gehältern wurde wegen der Gemengelage schon im Vorfeld als unwahrscheinlich angesehen. Vielmehr hat die VC gezielt die Tarifverhandlungen zum Teilaspekt Gehalt forciert, um wieder streikfähig zu werden. Zuletzt hatten die Lufthansa-Piloten im September 2015 die Arbeit niedergelegt. Das hessische Landesarbeitsgericht hatte ihren Streik aber als unrechtmäßig gestoppt, weil mit der Eurowings-Frage tariffremde Streikziele verfolgt worden seien. «Unternehmerische Entscheidungen können und wollen wir nicht beeinflussen», sagte nun das VC-Tarifkommissionsmitglied Jörg Handwerg zu Fragen nach der Konkurrenzsituation zu Billigfliegern.

 

Der alte Vergütungstarifvertrag für die Konzern-Piloten war im Frühjahr 2012 ausgelaufen. Die VC hatte für die zwei darauffolgenden Jahre Forderungen von 5,2 Prozent sowie 4,6 Prozent aufgestellt, die weiter bestehen. Für die Folgejahre kamen weitere Forderungen von 2,7 Prozent, 3,1 Prozent und 2,7 Prozent hinzu. Das ergibt einschließlich des Zinseffekt ein Plus von 22 Prozent über den gesamten Zeitraum.

 

Unterdessen drohen bei der Lufthansa-Tochter Eurowings neue Streiks der Flugbegleiter. Bei Germanwings und Eurowings seien Streiks auch kurzfristig möglich, sagte der Chef der Flugbegleitergewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies, dem «Tagesspiegel». Allerdings hofft Baublies noch auf eine gütliche Lösung. In dieser Woche fänden Krisengespräche mit dem Mutterkonzern Lufthansa statt.

 

Bei einem Streik Ende Oktober hatte Ufo mit Unterstützung der Kollegen bei der Schwestergesellschaft Germanwings, die ebenfalls zur Plattform Eurowings gehört, an einem Streiktag 393 von 551 geplanten Eurowings-Flügen ausfallen lassen. (DPA)