EnBW treibt Konzernumbau voran

Logo des Energieversorgers EnBW. Foto: Uli Deck/Archiv
Logo des Energieversorgers EnBW. Foto: Uli Deck/Archiv

Der Atomausstieg kommt Deutschlands drittgrößtem Stromkonzern EnBW teuer zu stehen: Wenn der Milliardenpakt zur Entsorgung der atomaren Altlasten noch in diesem Jahr gesetzlich und vertraglich umgesetzt werde, wäre dies ein entscheidender Schritt zum Ausstieg aus der Kernenergie. Die Kosten würden die Unternehmen aber «bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit» belasten, sagte EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer am Donnerstag bei der Vorstellung der Neun-Monats-Zahlen.

Insgesamt muss die EnBW an den Staatsfonds voraussichtlich 4,7 Milliarden Euro bezahlen.

 

Aufgrund des von der Politik zusätzlich geforderten Risikoaufschlags und daraus entstehenden negativen Zinseffekten würde dies bei der EnBW «zu einem deutlich negativen Konzernergebnis» und zu neuen zusätzlichen Belastungen in Höhe von rund zwei Milliarden Euro führen.

 

Niedrige Strompreise und Zinsen sowie die Folgen des Atomausstiegs haben bei der EnBW in den ersten neun Monaten des Jahres erneut für rote Zahlen gesorgt: Das Karlsruher Unternehmen verzeichnete ein Minus von 192,5 Millionen Euro - nach einem Gewinn von 710,8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die guten Geschäfte mit der Windenergie sowie mit den Strom- und Gasnetzen konnten die Verluste nicht aufwiegen. Der Umsatz sank bis Ende September um knapp sieben Prozent auf 14,3 Milliarden Euro.

 

Mit dem Konzernumbau geht es nach Angaben von Finanzvorstand Thomas Kusterer dennoch deutlich voran: «Die Bereiche Netze, Erneuerbare und Vertrieb prägen inzwischen zu über 80 Prozent das Konzernergebnis.» Der Rückgang beim operativen Ergebnis um 16 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro wurde vor allem mit «temporären Effekten» erklärt, wie der vorgezogenen Revision im Kernkraftwerk Neckarwestheim II. Für das Gesamtjahr erwartet die EnBW nach wie vor ein operatives Ergebnis von rund zwei Milliarden Euro, zwischen fünf und zehn Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.

 

Im Segment Netze stieg das operative Ergebnis in den ersten neun Monaten um 42,3 Prozent auf 754,6 Millionen Euro, die Erneuerbaren Energien legten beim operativen Ergebnis um 42,8 Prozent auf 223,2 Millionen Euro zu.

 

Das Investitionsvolumen erhöhte sich deutlich auf 1,93 (Vorjahr: 1,46) Milliarden Euro. Investiert wurde vor allem in den Ausbau der Erneuerbaren Energien, in Übertragungs- und Verteilnetze für Strom und Gas sowie in das Gasgeschäft.

 

Die EnBW ist nahezu vollständig in öffentlicher Hand. Sie hatte Ende September 20 217 Beschäftigte. Im Zuge der Effizienzmaßnahmen in den kommenden Jahren werde «auch Personal betroffen» sein, sagte Kusterer. Inwiefern und in welcher Größenordnung konnte er jedoch nicht sagen. (DPA/LSW)