Mainz droht Aus in der Europa League

Für Coach Martin Schmidt und die Mainzer endete die Partie in Anderlecht mit 1:6. Foto: Maja Hitij
Für Coach Martin Schmidt und die Mainzer endete die Partie in Anderlecht mit 1:6. Foto: Maja Hitij

Nach einer riesengroßen Blamage droht dem FSV Mainz 05 in der Gruppenphase der Europa League das Aus. Die Rheinhessen kassierten nach einer Vielzahl an haarsträubenden Fehlern eine peinliche 1:6 (1:2)-Niederlage beim belgischen Fußball-Rekordmeister RSC Anderlecht. Die Mainzer stehen mit nur fünf Punkten nun gehörig unter Druck. Schon eine Niederlage im nächsten Spiel beim französischen Club AS St. Etienne am 24. November würde das Ende der Europacup-Träume bedeuten.

 

 

Bei dem Großteil der Gegentore von Nicolae Stanciu (9. und 41. Minute), Youri Tielemans (62.), Lukasz Teodorczyk (89. und 90.+4 per Handelfmeter) sowie Massimo Bruno (90.+2) leisteten die Mainzer kräftig Schützenhilfe und kassierten schließlich die höchste Niederlage einer deutschen Mannschaft in der Europa League.

 

Erst ließ sich Torhüter Jonas Lössl bei einer verunglückten Flanke des Rumänen überraschen, so dass der Ball im kurzen Eck einschlug. Dann leistete sich Suat Serdar vor dem zweiten Tor Stancius einen kapitalen Fehlpass. Beim dritten Treffer kam es zu einer Slapstick-Einlage von Leon Balogun und Giulio Donati, die den Ball direkt in die Füße von Torschütze Tielemans spielten. Beim Kopfball von Teodorczyk (89.) und dem Tor von Bruno war die Mainzer Hintermannschaft ebenfalls nicht auf der Höhe. Den zwischenzeitlichen Ausgleich besorgte Pablo de Blasis (15.), der Anfang der Woche noch Vater geworden war.

 

«Das war die höchste und schlimmste Niederlage, seit ich Trainer in Mainz bin. Nach dem 1:4 hat es uns das Spiel total zerschossen. Das war eine Katastrophe und darf uns nicht passieren», sagte FSV-Trainer Martin Schmidt und Sportdirektor Rouven Schröder ergänzte: «Wir haben heute sehr viel Lehrgeld bezahlt. Jetzt gilt es, die Fehler klar anzusprechen und dann einen Strich drunter zu machen.»

 

Geradezu fahrlässig agierten die Mainzer vor 15 000 Zuschauern im Constant-Vanden-Stock-Stadion. In einem hektischen Spiel leisteten sie sich viele Ballverluste. Schon nach drei Minuten wurde es erstmals gefährlich, als Alexandru Chipciu den Ball ans Außennetz setzte. Danach kam der Bundesliga-Neunte eigentlich besser ins Spiel und durch Jhon Cordoba auch zur ersten Chance (9.), doch der Patzer von Lössl machte Schmidts Matchplan erst einmal zunichte.

Sicherheit durch den Führungstreffer erlangten die Belgier unter den Augen von Radsport-Legende Eddy Merckx aber nicht. So behinderten sich Olivier Deschant und Serigne Kara Mbodji gegenseitig, wodurch der neu ins Team gerückte Karim Onisiwo zu einer guten Gelegenheit kam. Doch der Offensivspieler, der ebenfalls gerade erst Vater geworden war, suchte zu überhastet den Abschluss (11.).

 

Zwei Minuten später war es aber doch passiert, und wieder half Anderlecht mit. Eine unfreiwillige Kopfball-Vorlage von Emmanuel Sowah Adjei landete direkt bei de Blasis, der aus kurzer Entfernung traf. In dieser Phase zeigte sich, dass die Mannschaft des früheren Nürnberg-Trainers René Weiler in einer sportlichen Krise steckt. Erst am Wochenende hatte sich der Club beim Abstiegskandidaten Waasland-Beveren trotz 90-minütiger Überzahl (1:2) blamiert. Wie gut für die Belgier, dass die Mainzer auch beim zweiten Gegentor mithalfen, als Serdar viel zu überhastet den Ball wieder verlor.

 

Durch die vielen Fehler kam es immer wieder zu Tormöglichkeiten auf beiden Seiten. Treffsicher zeigten sich aber nur die Gastgeber. Bezeichnend für den FSV-Auftritt war die Szene, als Cordoba den Ball aus zwei Metern nicht im Tor unterbringen konnte (72.). Zum Schluss zeigte der FSV Auflösungserscheinungen. (DPA)