Fortschritte zwischen EU und Berlin bei Pkw-Maut

"Die aktuelle Route umfasst Mautstraßen. Möchten Sie die Mautstraßen vermeiden?" Diese Frage werden Navigationsgeräte in Deutschland möglicherweise bald öfter stellen. Foto: Felix Kästle/Archiv
"Die aktuelle Route umfasst Mautstraßen. Möchten Sie die Mautstraßen vermeiden?" Diese Frage werden Navigationsgeräte in Deutschland möglicherweise bald öfter stellen. Foto: Felix Kästle/Archiv

Im Streit um die Pkw-Maut bahnt sich eine überraschende Verständigung zwischen der EU-Kommission und Bundesverkehrs-minister Alexander Dobrindt (CSU) an. In Verhandlungen hätten beide Seiten «sehr weitreichende Fortschritte» erzielt, wie eine Kommissionsprecherin sagte. Zuerst hatte die «Bild»-Zeitung über den Durchbruch berichtet. Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte: «Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Einigung mit der EU-Kommission im November steht.»

 

Die Kommission hatte Ende September angekündigt, Deutschland wegen Benachteiligung von Ausländern vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) zu verklagen. Haupt-Kritikpunkt ist, dass nur Inländer für Maut-Zahlungen bei der Kfz-Steuer entlastet werden sollen. Zuletzt habe es auch direkte Gespräche zwischen Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Dobrindt gegeben, sagte die Sprecherin.

 

Nach Angaben aus Kommissionskreisen sehen die Absprachen vor, dass das deutsche Mautgesetz in einigen Punkten geändert wird. Dabei gehe es unter anderem darum, günstige Kurzzeit-Tarife für Pendler und Touristen aus dem EU-Ausland einzuführen, hieß es. Zudem solle auf die sogenannte 1:1-Kompensation bei der Kfz-Steuer verzichtet werden. Die neuen Pläne sehen demnach vor, die Steuerentlastung an den Schadstoffausstoß zu koppeln.

Nach «Bild»-Informationen will die Kommission im Gegenzug für die Zugeständnisse ihre Klage gegen die Maut vor dem EuGH zurückziehen.

 

Das Gesetz ist längst beschlossen, wird wegen des EU-Verfahrens aber noch nicht angewendet. Wann eine Umsetzung starten könnte, ist weiterhin offen. Das Modell sieht vor, dass inländische Autobesitzer auf Autobahnen und Bundesstraßen eine «Infrastrukturabgabe» zahlen sollen, Pkw-Fahrer aus dem Ausland auf Autobahnen. Nach Abzug der Systemkosten sollen jährlich 500 Millionen Euro hereinkommen. (DPA)