Karlsruher Testfeld soll autonomes Fahren voranbringen

Verkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen). Foto: Marijan Murat/Archiv
Verkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen). Foto: Marijan Murat/Archiv

Bei der Ausrichtung des Verkehrs und der Automobilindustrie hin zum autonomen Fahren will Baden-Württemberg seine führende Position verteidigen. Deshalb soll die Technik dafür in den kommenden Jahren in einem Testfeld in Karlsruhe und Umgebung entwickelt und erprobt werden. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) übergab dazu am Montag in Karlsruhe einen Zuwendungsbescheid des Landes in Höhe von 2,5 Millionen Euro.

Es gehe darum, Baden-Württemberg als Mobilitätsland und als Standort der Automobilindustrie gegen starke Konkurrenz an der Spitze zu halten, sagte Hermann. «Wenn wir diese Entwicklung verschlafen, haben wir die Zukunft verschlafen.» Die Aufgabe der Landesregierung sei es, das Thema voranzutreiben. Dabei gehe es aber nicht nur um technologische, sondern auch um gesellschaftliche Interessen. So dürfe autonomes Fahren nicht dazu führen, dass wieder mehr Autos in den Innenstädten unterwegs sind. Daher sei es richtig, auch den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in das Testfeld mit einzubeziehen.

 

Das «Testfeld zum vernetzten und automatisierten Fahren» soll nach einer Anlaufphase im Herbst 2017 nach und nach seinen Betrieb aufnehmen. Etwa ein halbes Dutzend Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft gehören zum Konsortium. Betreiber wird der Karlsruher Verkehrsverbund. Im Vergleich zu anderen Testfeldern ist in Karlsruhe besonders, dass hier neben Autobahnen und Landstraßen auch der Verkehr in der Stadt einbezogen wird, der die Wissenschaftler vor besondere Schwierigkeiten stellt.

 

Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) erinnerte an die geschichtliche Verknüpfung der Stadt mit der Mobilität - von der Erfindung des Fahrradvorläufers durch Karl Drais, über den Automobilpionier Carl Benz bis hin zum Karlsruher Modell im ÖPNV. Der Leiter des Konsortiums und Direktor am FZI Forschungszentrum Informatik, Prof. J. Marius Zöllner, legte sich fest: «Die Zukunft der Mobilität wird elektrisch, automatisiert und vernetzt sein.» Weil die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Entwicklung besonders wichtig sei, solle die Öffentlichkeit frühzeitig und gut informiert werden.

 

Einen Vorgeschmack, wie autonomes Fahren in Städten künftig aussehen kann, bekam Minister Hermann in Begleitung der Rathauschefs von Karlsruhe, Bruchsal und Heilbronn und anderen Konsortialpartnern bei einer kurzen Fahrt im Elektro-Minibus. Noch mit einem Fahrer zur Sicherheit an Bord zuckelte der Bus autonom über eine abgesperrte Strecke zur KVV-Leitstelle, in deren Räumen auch die Testfeld-Leitstelle untergebracht ist. (DPA/LSW)