Neue Tarifrunde bei der Bahn

Abfahrt: Ein Bahnmitarbeiter hebt seine Kelle und zeigt einem Lokführer «Grün» an. Foto: Susann Prautsch/Archiv
Abfahrt: Ein Bahnmitarbeiter hebt seine Kelle und zeigt einem Lokführer «Grün» an. Foto: Susann Prautsch/Archiv

Es geht um mehr Geld und weniger Arbeitszeit: Bei der Bahn beginnen heute in Berlin Tarifverhandlungen mit der streikerprobten Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). 15 Monate nach der härtesten Tarifauseinandersetzung in der Geschichte der Deutschen Bahn zeigen sich die Lokführer dieses Mal umgänglich. «Wir wollen verhandeln, nicht streiken», kündigte der Vorsitzende Claus Weselsky mehrmals an. Er fordert vier Prozent mehr Geld für seine Mitglieder und darüber hinaus eine Entlastung.

 

Aus Sicht der GDL hat die Bahn «massive Arbeitszeitprobleme». Zehntausende Überstunden würden mit Geld ausgeglichen oder auf Langzeitkonten verschoben. Zusätzliche freie Tage als echten Freizeitausgleich gebe es kaum. Allein im Fernverkehr fehlten 150 Zugbegleiter, auch an Lokführern mangele es.

 

Verhandelt wird für rund 150 000 Beschäftigte der Bahn in Deutschland. Das Unternehmen will einen übermäßig teuren Abschluss vermeiden. «Die DB setzt auf eine vernünftige und verantwortungsvolle Runde mit Augenmaß», appellierte Personalchef Ulrich Weber.

 

Die Bahn hat im vorigen Jahr rote Zahlen geschrieben und kämpft mit hohen Schulden. Streiks will der Bundeskonzern verhindern, denn das gefährdet ein Kernziel des Qualitätsprogramms «Zukunft Bahn»: pünktliche Züge.

 

Eine Woche nach der GDL nimmt die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit der Bahn am Verhandlungstisch Platz. Sie verlangt bis zu 7 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten - wobei die Mitglieder jeweils für sich entscheiden sollen, ob sie 2,5 Prozent davon in Form von mehr Urlaub oder einer kürzeren Wochenarbeitszeit wollen.

 

Beide Gewerkschaften konkurrieren beim Zugpersonal, die Bahn muss in getrennten Verhandlungen vergleichbare Ergebnisse erzielen. Das hatte die letzte Tarifrunde so kompliziert gemacht. Neun Mal legten die Lokführer die Arbeit nieder. Anschließend wurde vereinbart, dass es künftig vor einem Streik einen Schlichtungsversuch geben muss.

 

«Es gibt begründete Hoffnung, dass dieses neue Verfahren befriedend wirkt», sagt Bahn-Personalchef Ulrich Weber. Es sei Zeit für «eine normale Verhandlungsrunde mit Ergebnissen am Verhandlungstisch». (DPA)