Skandalvideo bringt Donald Trump in Not

Juli 2005: Donald Trump zusammen mit seiner Frau Melania in Washington. Foto: Matthew Cavanaugh
Juli 2005: Donald Trump zusammen mit seiner Frau Melania in Washington. Foto: Matthew Cavanaugh

Einen Monat vor der Wahl und kurz vor der nächsten TV-Debatte mit seiner Rivalin Hillary Clinton ist Donald Trump durch ein Skandalvideo unter massiven Druck geraten. Darin äußert er sich vulgär über Frauen und brüstet sich mit sexuellen Übergriffen. Das vor mehr als zehn Jahren aufgezeichnete Video schlug so hohe Wellen, dass sich der Republikaner mitten in der Nacht zum Samstag zu einer öffentlichen Entschuldigung gezwungen sah.

 

 

US-Medien sprachen von einer «Bombenexplosion» im Wahlkampf, von der sich Trump möglicherweise nicht mehr erholen könne. Auch führende Politiker der republikanischen Partei distanzierten sich. Kritik kam sogar von Trumps Vizekandidaten Mike Pence: Als ein Ehemann und Vater habe er sich persönlich beleidigt gefühlt, hieß es in einer schriftlichen Erklärung. Vereinzelt wurden Rufe nach einem Rückzug Trumps von der Kandidatur laut.

 

Trump selbst machte am Samstag klar: «Es gibt null Chance, dass ich aufgebe. Ich gebe niemals, niemals auf.» Die Unterstützung, die er erfahre, sei «unglaublich, weil Hillary Clinton eine Kandidatin mit schrecklichen Fehlern ist», sagte er dem «Wall Street Journal».

 

Das am Freitag von der «Washington Post» veröffentlichte Skandalvideo stammt aus dem Jahr 2005: Darin ist zu hören, wie der damals bereits mit seiner jetzigen Frau Melania verheiratete Trump in drastischen Worten seinen Versuch beschreibt, eine andere Frau zu verführen.

«Ich habe mich an sie rangemacht, bin aber gescheitert», sagt er. Er habe versucht, «sie zu ficken. Sie war verheiratet.» Er habe sich hemmungslos («like a bitch») an sie rangemacht, aber ohne Erfolg. Inzwischen habe die - nicht näher identifizierte - Frau «ihr Aussehen total verändert». Trumps Beschreibung: «Sie hat jetzt große künstliche Titten und alles.»

 

Der Immobilienmogul fährt dann fort, dass er sich «automatisch» zu schönen Frauen hingezogen fühle. «Ich fange einfach an, sie zu küssen (...). Ich warte nicht einmal. Und wenn du ein Star bist, dann lassen sie es zu. Du kannst alles machen.» Er könne sogar Frauen zwischen die Beine grapschen (und sie ließen es geschehen).

 

Die Aufzeichnungen sind Auszüge eines Privatgesprächs Trumps mit dem damaligen Moderator der Infotainment-Fernsehsendung «Access Hollywood», Billy Bush.

In einer von seiner Wahlkampfzentrale in der Nacht zum Sonntag veröffentlichten Videobotschaft erklärte Trump: «Ich habe es gesagt. Es war falsch. Ich entschuldige mich.» Zugleich ging er jedoch zum Angriff über, brachte frühere Frauenaffären von Ex-Präsident Bill Clinton ins Spiel und warf Hillary Clinton vor, die «Opfer» ihres Mannes angegriffen, beleidigt und eingeschüchtert zu haben.

 

Hillary Clinton selbst nannte Trumps Äußerungen über Frauen «schrecklich» und appellierte an die Wählerschaft: «Wir dürfen es nicht zulassen, dass dieser Mann Präsident wird.»

 

Der mächtige republikanische Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, blies einen am Samstag geplanten gemeinsamen Auftritt mit Trump ab. Dessen Äußerungen hätten bei ihm Übelkeit erzeugt. «Ich hoffe, dass Herr Trump die Situation mit dem Ernst behandelt, die sie erfordert, und dass er daran arbeitet, dem Land zu demonstrieren, dass er größeren Respekt vor Frauen hat als es dieser (Video-)Clip zeigt.»

 

Der republikanische Parteivorsitzende Reince Priebus erklärte: «Keine Frau sollte jemals mit solchen Begriffen beschrieben werden, niemand sollte auf diese Art und Weise über sie reden. Niemals.»

 

Der texanische Senator Ted Cruz, der sich erst im vergangenen Monat hinter Trump gestellt hatte, nannte die Äußerungen des Kandidaten «beunruhigend und unangemessen, es gibt schlicht keine Entschuldigung dafür». Auch Floridas Senator Marco Rubio bewertete Trumps Bemerkungen als «vulgär und unmöglich zu rechtfertigen».

 

Clinton und Trump treffen am Sonntagabend (Ortszeit/0300 MESZ Montag) in St. Louis zu ihrer zweiten Fernsehdebatte zusammen. Die erste Debatte Ende September hatte die Demokratin nach unabhängigen Einschätzungen klar gewonnen. Danach legte sie in Umfragen zu und erhöhte damit den Druck auf Trump, im zweiten TV-Duell gut abzuschneiden. Danach gibt es nur noch eine letzte Fernsehdebatte, bevor am 8. November gewählt wird. (DPA)