Nordkorea testet erneut Atomwaffen

Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye, die sich in Laos aufhält, verurteilte Nordkoreas Verhalten als Provokation. Foto: Yna
Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye, die sich in Laos aufhält, verurteilte Nordkoreas Verhalten als Provokation. Foto: Yna

Nur acht Monate nach seinem weltweit verurteilen vierten Atomversuch hat Nordkorea nach eigenen Angaben erneut einen Atomsprengkörper getestet. Ein «Nuklearsprengkopf» sei erfolgreich zur Explosion gebracht worden, berichtete das Staatsfernsehen des weithin isolierten Landes. Nordkorea werde den Ausbau seiner Atomstreitmacht vorantreiben. Südkoreas Militär, das den Test bestätigte, sprach von der bisher stärksten Explosion bei einem nordkoreanischen Atomversuch.

 

 

Nordkoreas traditioneller Verbündeter China protestierte gegen den neuen Atomversuch. Die Regierungen in Südkorea und Japan verurteilten das Vorgehen des kommunistischen Regimes in Pjöngjang als Provokation und drohten mit stärkeren internationalen Sanktionen. Das südkoreanische Militär habe seine Alarmbereitschaft verstärkt, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul.

 

Der neue Atomversuch durch Nordkorea, das am Freitag den 68. Staatsgründungstag feierte, erfolgte nach wiederholten Drohungen gegen Südkorea und die USA sowie nach einer Reihe von Tests mit ballistischen Raketen in den vergangenen Monaten. Erst am Montag hatte Nordkorea erneut Mittelstreckenraketen gestartet und damit den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im ostchinesischen Hangzhou belastet.

 

Ziel des Machthabers Kim Jong Un ist es, Atomraketen zu entwickeln, die die USA erreichen können. UN-Resolution verbieten dem Regime Atomversuche und Tests mit ballistischen Trägerraketen. Nach dem Atomtest im Januar dieses Jahres und einen Raketenstart hatte das UN-Gremium die Sanktionen gegen Pjöngjang noch einmal verschärft. Das Regime hatte daraufhin weitere Atom- und Raketentests angekündigt, die sein souveränes Recht seien.

 

Ungewöhnliche seismische Aktivitäten, die am Freitag im Gebiet um das nordkoreanische Testgelände Punggye-ri im Nordosten gemessen wurden, hatten sofort Spekulationen um einen neuen Atomtest ausgelöst. Während offizielle Stellen in Südkorea von einem Beben mit einer Stärke von 5,0 sprachen, berichtete die US-Erdbebenwarte USGS von einer «Explosion» in der Region mit einer Stärke von 5,3. Die UN-Behörde zur Überwachung des internationalen Kernwaffenteststopp-Abkommens (CTBTO) sprach von einem «unüblichen seismischen Ereignis».

 

Nach Angaben des südkoreanischen Militärs lag die Explosionskraft des Atomsprengkörpers bei zehn Kilotonnen und damit höher als bei allen bisherigen Tests durch Nordkorea. Zum Vergleich: Die Atombombe, die 1945 über Hiroshima gezündet wurde, hatte eine Sprengkraft von rund 13 Kilotonnen.

 

Nordkorea hatte im Januar vom Test einer Wasserstoffbombe gesprochen. Diese Angaben wurden jedoch von Experten in Südkorea und den USA angezweifelt. Eine Wasserstoffbombe übersteigt die Sprengkraft einer herkömmlichen Bombe um ein Vielfaches.

 

Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye kritisierte den jüngsten Atomtest als «klaren Verstoß von UN-Resolutionen und als große Herausforderung für die internatinale Gemeinschaft». Seoul werde «alle möglichen Mittel» ergreifen, um Pjöngjang zum Verzicht auf sein Atomprogramm zu zwingen, sagte Park in Laos nach einem Bericht der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap.

 

Das chinesische Außenministerium versicherte Pekings «entschiedenen Widerstand» gegen den unterirdischen Versuch, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. China dränge Nordkorea, seine Verpflichtungen für eine koreanische Halbinsel ohne Atomwaffen und für Frieden und Stabilität in Nordostasien einzuhalten. Das Umweltministerium begann einen Notfallplan und Messungen von Radioaktivität an der Grenze zum Nachbarland.

 

Nordkoreas Verhalten könne nicht toleriert werden, erklärte in Japan Ministerpräsident Shinzo Abe. Das Atomprogramm Pjöngjangs unterlaufe den Frieden und die Stabilität in der Region und der Welt. Tokio legte bei Nordkorea offiziell Protest ein. (DPA)