Filmfest Venedig: Jude Law als rauchender Papst

Regisseur Paolo Sorrentino (r.) und Jude Law stellten ihren Film «Der junge Papst» in Venedig vor. Foto: Ettore Ferrari
Regisseur Paolo Sorrentino (r.) und Jude Law stellten ihren Film «Der junge Papst» in Venedig vor. Foto: Ettore Ferrari

Manchmal würde man gern die private Seite von Prominenten kennen. Was sie machen und wie sie sind, wenn keiner zuschaut. Zum Beispiel der Papst. Was er wohl zum Frühstück isst? Oder wie er so ist als Chef? Beim Filmfest Venedig gab es am Wochenende genau darauf Antworten - zumindest auf der Leinwand. Denn der italienische Oscar-Preisträger Paolo Sorrentino («La Grande Bellezza») stellte dort sein neues Werk vor:

In «Der junge Papst» gibt Jude Law den ersten US-amerikanischen Papst und bringt mit Diane Keaton an seiner Seite Unruhe in den Vatikan.

 

Er habe sich zwar Sorgen gemacht, eine so öffentliche Person zu spielen, sagte Law in Venedig. Sorrentino habe aber auf die private Person - ein Waisenkind, das Papst wird - fokussiert. Das habe ihm gefallen. Übrigens: Sein Papst raucht und lässt sich Beicht-Geheimnisse verraten.

 

«Der junge Papst», als Fernsehserie angelegt, war dabei einer der zahlreichen prominent besetzten Beiträge des Wochenendes - von denen auffällig viele um religiöse Themen kreisten. So wie bei Mel Gibson, der sein neues Werk «Hacksaw Ridge» ebenfalls außer Konkurrenz zeigte.

 

Basierend auf wahren Begebenheiten erzählt der umstrittene Regisseur von einem US-Soldaten («Spider-Man»-Darsteller Andrew Garfield), der sich im Zweiten Weltkrieg weigert, eine Waffe in die Hand zu nehmen - was Gibson nicht nur extrem pathetisch, sondern als religiös-übersteigerte Heldengeschichte inszeniert.

 

Im Wettbewerb überzeugten zwei deutsche Koproduktionen. In dem thrillerartigen Western «Brimstone» kämpft die 22-jährige Dakota Fanning, bekannt aus den «Twilight»-Filmen, gegen einen übermächtigen Priester (gruselig verkörpert von Guy Pearce). Der macht ihr über knapp zweieinhalb Stunden im Amerika zur Siedlerzeit das Leben zur Hölle.

 

Viel stillere Töne schlägt Frankreichs Erfolgsregisseur François Ozon («8 Frauen») an. Anhand einer Familiengeschichte erzählt er in «Frantz» von den Gräueln eines Krieges und der komplizierten Annäherung einstiger Feinde: Die junge Anna trauert um ihren im Ersten Weltkrieg gefallenen Verlobten. Dann trifft sie an seinem Grab einen französischen Soldaten.

 

In schwarz-weißen Bildern formuliert Regisseur Ozon so einen zeitlosen Appell zur Versöhnung und macht vor allem die deutsche Schauspielerin Paula Beer einem internationalen Publikum bekannt. Die 21-Jährige war bislang eher in Nebenrollen zu sehen, überrascht hier nun mit ihrem nuancierten Spiel - auf Deutsch und Französisch - an der Seite von Pierre Niney («Yves Saint Laurent»).

 

Und dann verursacht noch ein Film über Jesus Diskussionen. «Jesus VR - The Story of Christ» soll nach Produzentenangaben der erste Spielfilm in Virtual Reality (Virtueller Realität) sein. Dank der Technik haben die Zuschauer das Gefühl, dabei zu sein als Jesus geboren wird, sein Abendmahl feiert und später gekreuzigt wird.

 

Die gezeigten Ausschnitte lassen einen extrem konventionell und zäh erzählten Film mit mittelmäßigen Schauspielern erahnen. Auch die Bilder wirken nicht so scharf, wie man es gewohnt ist. Ob so tatsächlich die Zukunft des Kinos aussieht? Das bezweifelten viele Zuschauer in Venedig. Den Blick hinter die Kulissen dieser Geschichte hätte man sich in diesem Fall gern gespart. (DPA)