TV-Trends von der IFA: Komfort an der Fernbedienung

Samsungs Smart Remote hat weniger als 15 Tasten. Die Steuerung erfolgt beinahe vollständig über das Steuerkreuz. Foto: Florian Schuh
Samsungs Smart Remote hat weniger als 15 Tasten. Die Steuerung erfolgt beinahe vollständig über das Steuerkreuz. Foto: Florian Schuh

Die Zeiten, als Opa beim Fernsehen liebevoll über die Programmtasten 1, 2 und 3 strich, bis sie völlig abgeschliffen waren, sind vorbei. Denn den Zahlentasten auf der TV-Fernbedienung geht es an den Kragen. Beispiel Samsung: Die mit den neuen Smart-TV-Modellen ausgelieferte Fernbedienung Smart Remote hat kein Tastenfeld mehr. Hat es sich ausgezappt? «Unsere Erfahrungen zeigen, dass Zuschauer in der Regel nur bis zu sieben verschiedene Programme schauen», sagt Sang-Won Byun vom Hersteller Samsung.

Bei seiner Marktforschung hat das Unternehmen herausgefunden, dass die Hälfte der Befragten nicht einmal ansatzweise alle Funktionen ihrer Fernbedienung kennen. Die Smart Remote mit weniger als 15 Knöpfen ist die radikale Antwort darauf. Mit der Bluetooth-Schalte wird das Menü der großen Bildschirme mehr oder weniger wie bei einem Smartphone bedient, mit dem Steuerkreuz und einem Auswahlbutton steuert man alle Funktionen des Fernsehers, klickt durch Apps, Menüs und Programme.

 

Auch die Benutzeroberflächen sind radikal vereinfacht. Statt im Live-TV über Antenne, Kabel oder Satellit landet man beim Einschalten der neuen Geräte auf einer Übersichtsseite. Zum Beispiel bei Sonys Geräten mit Android-TV: «Man sieht alles auf einer Seite», erklärt Simon Peter Ziesch, Produktmanager für TV-Geräte bei Sony. Soll heißen: ARD, ZDF, Dritte, Private stehen gleichberechtigt neben Video-on-Demand-Anbietern und Streamingdiensten. Wie ihr Startbildschirm aussieht, entscheiden Nutzer selbst. Mit einem Druck auf die «Discover»-Taste werden sofort alle Quellen eingeblendet.

 

So wird auch in Samsungs Smart Hub nicht mehr zwischen herkömmlichem Fernsehen und Inhalten auf Abruf unterschieden. TV-Programm oder Streamingdienste werden gemeinsam neben Inhalten von Spielkonsole oder Blu-ray-Player angezeigt. Schaltet man mitten im Stream den Film aus und später den Fernseher wieder an, wird nahtlos fortgesetzt. «Wir bevorzugen keine Quelle», sagt Sang-Won Byun. Der Nutzer soll selbst entscheiden.

 

Ein wichtiger Schritt, urteilt Timm Lutter vom Branchenverband Bitkom. Während Smartphones und Computer seit Jahren leicht zu bedienen sind, hinkten die sperrig zu bedienenden Smart-TV lange hinterher und verärgerten manchen Nutzer mit komplizierten Menüstrukturen und unzähligen Tastendrückern für kleinste Aktionen.

 

Doch nicht überall setzt man auf so radikale Veränderungen wie eine zahlenlose Fernbedienung. Bei Sony hat der Zahlenblock weiter einen Platz auf der Fernbedienung. Es gibt aber zwei prominente rot-weiße Knöpfe: Einen für direkten Zugang zum Google Play Store, der andere führt mit einem Klick zum Streaminganbieter Netflix - auch hier bekommt das klassische Fernsehen Konkurrenz.

 

Neben erleichterter Bedienung setzen die Hersteller bei ihren auf der IFA gezeigten Geräten auf mehr Inhalte - im wahrsten Sinne des Wortes. Nahezu jeder Hersteller verspricht mehr Farbe und mehr Kontrast. Möglich wird dies durch den verstärkten Einsatz sogenannter OLED-Displays, die unter anderem in neuen Geräten von Grundig, Philips oder Metz stecken. Sie kommen im Gegensatz zum klassischen LCD-Bildschirm ohne Hintergrundbeleuchtung aus. Schwarze Pixel sind bei solchen Geräten also wirklich schwarz und nicht noch diffus angegraut.

 

Eine weitere Lösung für schwärzeres Schwarz und mehr Helligkeit auf dem Bildschirm ist HDR. Bislang höchstens in teuren Oberklassefernsehern zu Hause, steckt die Technologie für erweiterte Kontrastdarstellung in immer mehr Fernsehern. Entsprechendes Bildmaterial vorausgesetzt, gibt es mit HDR keine im Dunklen verschwindenden Bildbereiche mehr, relativ gleichfarbige Flächen wie Eis kommen detaillierter zur Geltung. Die Auswahl an HDR-Filmen ist bislang noch klein. Im Fernsehprogramm gibt es keine, die Verbreitung der UHD Blu-ray mit HDR-Filmen kommt erst langsam in Fahrt.

 

Etwas größer ist bereits das Angebot bei Video-on-Demand- und Streamingdiensten. «Die Streaminganbieter waren den Hardwareherstellern da etwas voraus», sagt Lutter. Und bis es genug echtes HDR gibt, setzen einzelne Hersteller noch auf Übergangslösungen, ähnlich dem Upscaling von HD-Inhalten auf UHD-Fernsehern. Samsung etwa bietet einen HDR+ genannten Bildmodus an. Er bereitet normales Filmmaterial auf und sorgt nach Herstellerangaben für mehr Kontraste und intensivere Farben. (DPA/TMN)