Konjunkturprognose für Baden-Württemberg deutlich gesenkt

Die württembergische Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut (CDU). Foto: Franziska Kraufmann/Archiv
Die württembergische Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut (CDU). Foto: Franziska Kraufmann/Archiv

Stuttgart (dpa/lsw) - Das Wirtschafts-wachstum im Land schwächt sich in diesem Jahr deutlich ab: Das Statistische Landesamt hat seine Konjunkturprognose für das laufende Jahr von 1,5 Prozent Wachstum auf 0,5 Prozent gedrückt. «Die baden-württembergische Wirtschaft bekommt die weltwirtschaftliche Abkühlung zu spüren», sagte die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Carmina Brenner, am Donnerstag in Stuttgart.

 

Die Gründe seien eine Abschwächung der Exporte, von denen die Wirtschaft im Südwesten besonders abhängig ist. Die Auslandsnachfrage im Verarbeitenden Gewerbe habe sich zuletzt schwach entwickelt. Aber auch das starke Wachstum im Vorjahr spielt eine Rolle. Mit 3,1 Prozent wuchs die baden-württembergische Wirtschaft 2015 so stark wie in keinem anderen Bundesland. «Dieses Wachstum muss man im Folgejahr erst einmal übertreffen», meinte Brenner. Auch sei das deutliche Plus im vorigen Jahr zur Zeit der Prognose im Dezember noch nicht vollständig absehbar gewesen.

 

Allerdings beurteilen einige Firmen im Land ihre Geschäftslage und den Ausblick nicht mehr so positiv wie in den Vorquartalen. Das zeige sich unter anderem in den Auftragseingängen in der Industrie, die im zweiten Quartal deutlich unter dem Vergleichszeitraum 2015 lagen. Auch der Einzelhandel habe zwischen April und Juni kaum Impulse gegenüber dem Vorjahreszeitraum gezeigt.

 

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hatte die Lage vor einer Woche noch deutlich positiver beurteilt. Sie stützte ihre Einschätzung auf die lebhafte Binnennachfrage. Sie sehe eine «anhaltend kräftige konjunkturelle Grundtendenz sowie die gute Verfassung der Wirtschaft». Die Ministerin hatte erklärt, dass eine Wachstumsrate im Bereich des von der Bundesregierung prognostizierten Deutschlandwerts von 1,7 Prozent auch im Südwesten möglich sei. Ein Sprecher betonte am Donnerstag, die Ministerin bleibe bei dieser Einschätzung und stütze sich unter anderem auf die Prognosen des Industrieverbandes.

 

Zwar rechnet das Statistische Landesamt in der zweiten Jahreshälfte mit einer deutlichen Wachstumsaufhellung. Nach den Berechnungen müsste die Wirtschaft im Südwesten in der zweiten Jahreshälfte um 2,5 Prozent zulegen, um eine Wachstumsrate von 1,7 Prozent zu erreichen. «Diese Entwicklung ist nicht in Sicht», sagte Statistikerin Brenner. Im ersten Quartal war die Wirtschaft lediglich um 0,6 Prozent gewachsen. (DPA/LSW)